Nach wochenlanger Blockade von Kanadas Hauptstadt Ottawa wegen der Corona-Politik der Regierung hat die Polizei mit der Räumung der Strassen begonnen. «Heute haben wir 70 Personen festgenommen. Sie wurden wegen mehrerer verschiedener Straftaten, einschliesslich Sachbeschädigung, angeklagt», sagte der amtierende Polizeichef Ottawas, Steve Bell, am Freitagnachmittag (Ortszeit). Noch sei die Aktion aber nicht beendet: «Wir haben die Situation vor Ort unter Kontrolle und rücken weiter vor, um unsere Strassen zu räumen.»
Seit drei Wochen demonstrieren in Kanada und vor allem in Ottawa Tausende gegen Corona-Beschränkungen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen wurden unter anderem Grenzübergänge und Teile der Hauptstadt blockiert. Das Leben der Anwohner dort wurde deswegen stark eingeschränkt. Auslöser der Proteste waren Impfvorschriften für Lastwagenfahrer. Am Montag hatte Premier Justin Trudeau angesichts der Proteste erstmals in der kanadischen Geschichte den nationalen Notstand verhängt, mit dem Freiheitsrechte der Bürger zugunsten der Sicherheit empfindlich eingeschränkt werden können.
Die Polizeiaktion zur Räumung der Proteste in Ottawa startete in den vergangenen Tagen mit der Aufforderung an die Demonstranten, das Stadtzentrum schnellstmöglich zu verlassen. Die Polizei errichtete am Donnerstag zudem einen Sicherheitsbereich mit rund 100 Kontrollpunkten in der Innenstadt. Am Freitag rückte ein Grossaufgebot von Polizisten dann langsam vor, um die Demonstranten zu verdrängen. Dabei kam laut Polizeichef Bell ausser einem leicht verletzten Polizisten niemand zu Schaden. Eine besonders folgenreiche Blockade von Regierungsgegnern an einer für den Handel wichtigen Grenzbrücke in das amerikanische Detroit war bereits vor Tagen aufgelöst worden.
In Ottawa hatte die Polizei bereits am Donnerstag zwei führende Organisatoren der Anti-Regierungsproteste festgenommen. Der Frau und dem Mann werde Anstiftung zur Sachbeschädigung vorgeworfen, während der Mann unter anderem auch wegen Behinderung der Justiz angeklagt worden sei, sagte ein Anwalt dem Sender Global News. (viw/sda/dpa)