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Von Null-Covid zu planloser Lockerung: So hart trifft Corona jetzt China

Von Null-Covid zu planloser Lockerung: So hart trifft Corona jetzt China

21.12.2022, 20:0922.12.2022, 07:33
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Seit der Explosion der Corona-Fälle und dem abrupten Ende der rigorosen Null-Toleranz-Strategie in China vor zwei Wochen verbreitet sich das Virus mit hoher Geschwindigkeit im Milliardenvolk.

Die Kehrtwende

Vielerorts sind die Krankenhäuser voll. In Peking kommen die Krematorien mit der Einäscherung der Toten nicht mehr nach. Nach Schätzungen muss mit Hunderttausenden Toten gerechnet werden. Doch die Regierung möchte am liebsten nur noch von einer harmlosen «Corona-Erkältung» sprechen.

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Chinas Spitäler sind voll mit Covid-Patienten.Bild: EPA

Der Sprung ist gewaltig: Mussten Infizierte Anfang Dezember noch in Krankenhäuser, erlauben ihnen mehrere Metropolen heute sogar schon die Rückkehr zum Arbeitsplatz. Voraussetzung ist nur, dass sie keine oder nur leichte Symptome zeigen.

So etwa geschehen in Guiyang in Südwestchina: Dort erging ein solcher Ruf zurück zur Arbeit an Beschäftigte von Supermärkten, medizinischen Einrichtungen, Lieferdiensten und Behörden. Das Parteiblatt «Global Times» sprach von einer «besseren Balance zwischen epidemischer Vorbeugung und sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung».

Quarantänelager statt Intensivbetten

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Bild vom Februar 2020: Medizinisches Personal verlegt Patienten in das kurz davor fertiggestellte Huoshenshan-Krankenhaus in WuhanBild: EPA

Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Zwangsquarantäne, Massentests und Kontaktverfolgung hatte das bevölkerungsreichste Land der Erde am 7. Dezember seine harte Null-Toleranz-Politik plötzlich aufgehoben.

Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen. Doch sah die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Grund vor allem darin, dass die Lage wegen vieler Proteste ausser Kontrolle geraten war und die harten Massnahmen nicht mehr durchgehalten werden konnten.

Die Wende traf die Krankenhäuser unvorbereitet, weil es bis dahin «keine Strategie» für eine Lockerung gab, wie ein europäischer Gesundheitsexperte schilderte. Die Impfkampagne war nur unzureichend vorangetrieben worden. Viele der 260 Millionen älteren Menschen über 60 Jahre sind unzureichend geschützt: Nur 70 Prozent der mehr als 60-Jährigen und 40 Prozent der Menschen über 80 Jahren haben eine Booster-Spritze bekommen.

Moderne ausländische Impfstoffe sind aus politischen Gründen nicht zugelassen. Bei vielen Chinesen liegt die letzte Impfung weit zurück, so dass sie die Krankheit voll trifft.

Statt Krankenhäuser auszubauen und mehr Intensivbetten zu schaffen, waren vielmehr Quarantänelager für Zehntausende gebaut worden. Auch waren keine Vorräte an Medikamenten angelegt worden. Fieber- und Erkältungsmedizin oder Schnelltests waren sofort nach der Lockerung ausverkauft. Auch nach zwei Wochen fehlt der Nachschub: «Wir Chinesen sind zu viele», erklärt eine Apothekerin ihre leeren Regale.

Die «Optimierung»

epa10375327 People line up to buy medication in Beijing, China, 21 December 2022. Chinese authorities have reported five more deaths as fever clinics or consulting rooms and hospital beds have been se ...
Bild: keystone

Offizielle Zahlen zur Infektionslage gibt es nicht mehr, aber allein von den 21 Millionen Pekingern ist nach groben Schätzungen mehr als jeder Zweite erkrankt. Viele Restaurants, Unternehmen, Geschäfte, Banken haben geschlossen. Erst wochenlanger Lockdown, jetzt kranke Mitarbeiter: Viele Läden und Restaurants haben wirtschaftlich nicht überlebt, wie verklebte Fensterfronten in Einkaufszentren zeigen.

Lange hatte die chinesische Führung ihre Null-Covid-Strategie als Zeichen für die systemische Überlegenheit des kommunistischen Systems gegenüber westlichen Gesellschaften gepriesen. Eindringlich wurde das Volk vor den Gefahren des Corona-Virus und der Folgeschäden gewarnt. Doch jetzt, wo die Massnahmen nicht mehr greifen und der Preis für die zweitgrösste Volkswirtschaft steigt, wird das Risiko und die Schwere der Erkrankung mit ähnlicher Vehemenz heruntergespielt und die bisherige Politik als «völlig korrekt» verteidigt.

Die staatliche Propaganda wird nicht müde, davon zu sprechen, dass die Kehrtwende oder vielmehr «Optimierung», wie es beschönigend heisst, «zum richtigen Zeitpunkt» gekommen sei – auch ungeachtet der winterlichen Erkältungszeit. Die Pandemie sei jetzt «kontrollierbar», wird beteuert. «Eine Rückkehr zu voller Normalität kann im Frühjahr erwartet werden», will die «China Daily» Hoffnung machen.

Vorher werden aber noch drei Corona-Wellen durch das Land rollen, wie Experten vorhersagen. Die erste wird bis Mitte Januar städtische Gebiete betreffen. Die zweite wird bis Mitte Februar folgen, wenn Hunderte Millionen Menschen zum chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar traditionell in ihre Heimatdörfer reisen werden. Mit der Rückkehr der Reisenden ist dann die dritte Infektionswelle bis Mitte März zu erwarten. Am Ende werden sich 80 bis 90 Prozent der 1.4 Milliarden Chinesen angesteckt haben, wird vorhergesagt.

Bis zu einer Million Tote befürchtet

People wearing face masks wait for COVID-19 tests at a coronavirus testing site in Beijing, Thursday, Nov. 17, 2022. Chinese authorities faced more public anger Thursday after a second child's de ...
Bild: keystone

Auch wenn die Krankheit mit Omikron nicht mehr so schwer verläuft, drohen China nach mehreren Studien zwischen einigen Hunderttausend bis hin zu fast einer Million Tote. Die Höhe hängt davon ab, wie schnell mit Booster-Präparaten geimpft wird, Medikamente zur Behandlung eingesetzt werden, wie viel Maske getragen wird oder weiter öffentliche und soziale Gesundheitsmassnahmen ergriffen werden.

Krematorien in Peking haben heute schon lange Wartezeiten. «Seit der Covid-Öffnung sind wir mit Arbeit überlastet», schildert eine Mitarbeiterin des Dongjiao-Krematoriums dem «Wall Street Journal». «Im Moment sind es 24 Stunden am Tag. Wir kommen nicht nach.»

Viele Covid-Opfer werden in der Statistik aber gar nicht gezählt, weil die Todesursache vielmehr an Vorerkrankungen festgemacht wird. Nur wer nach einer Infektion an Lungenentzündung oder Versagen der Atemwege gestorben ist, wird nach einer sehr engen, neuen Definition auch als Corona-Toter gezählt.

(aeg/sda/dpa)

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15 Bilder, die zeigen, was gerade in Wuhan vor sich geht
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15 Bilder, die zeigen, was gerade in Wuhan vor sich geht
In Wuhan leben rund elf Millionen Menschen.

quelle: epa / stringer
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152 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Swen Goldpreis
21.12.2022 21:21registriert April 2019
Die meisten meiner chinesischen Bekannten sind nun noch wütender auf Xi als vor der Öffnung. Zuerst 3 Jahre eingesperrt sein, um dann am Ende doch einfach das ganze Land unkontrolliert zu durchseuchen. Das hätte man - das sagten mir in den letzten Tagen mehrere - eigentlich auch schon vor einem oder zwei Jahre haben können.
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Buckthestar
21.12.2022 21:28registriert August 2022
Von 0 auf 100 im Handumdrehen, ohne valable Begleitmassnahmen kann nur schief gehen. Menschenleben scheinen in dieser Diktatur einen sehr geringen Wert zu haben.
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Cmdr_Zod
21.12.2022 20:49registriert Januar 2021
Bin mal gespannt wie die ganzen Corona-Leugner die Ereignisse in China "interpretieren" werden.
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