International
Dänemark

Hans-Insel: Kanada und Dänemark beenden den freundlichsten aller Kriege

Kanada und Dänemark beenden den freundlichsten aller Kriege – das steckt dahinter

15.06.2022, 03:4615.06.2022, 12:56
Dario Bulleri
Mehr «International»

Was ist neu?

Dänemark und Kanada haben am Dienstag einen jahrelangen Konflikt beiseitelegen können. Die beiden Länder einigten sich darauf, auf der Hans-Insel im hohen Norden zwischen Kanada und Grönland eine Landgrenze zu schaffen. Die westliche Hälfte gehört nun offiziell der kanadischen Region Baffin an, der Osten dem Distrikt Qaanaaq in der grönländischen Kommune Avannaata. Zuvor hatten sowohl Kanada als auch Dänemark die ganze Insel 49 Jahre lang für sich beansprucht.

Hier liegt die Hans-Insel:

Die Hans-Insel habe im vergangenen halben Jahrhundert 26 kanadische Aussenministerinnen und Aussenminister beschäftigt, sagte Kanadas Chefdiplomatin Mélanie Joly am Dienstag bei einer Zeremonie in Ottawa zusammen mit dem dänischen Aussenminister Jeppe Kofod und dem grönländischen Premierminister Múte B. Egede.

Canadian Foreign Minister Mélanie Joly, left, Danish Foreign Minister Jeppe Kofod, center, and Greenland Prime Minister Mute Bourup Egede, right, prepare for a question and answer period after a signi ...
Von links nach rechts: Mélanie Joly, Jeppe Koford und Múte Bourup Egede.Bild: keystone

Was ist der Hintergrund?

Als im Jahr 1973 die Grenze zwischen Kanada und Dänemark gezogen wurde, erklärten beide Länder, die Insel für sich zu beanspruchen. Kanada beharrte auf dem Argument, dass man 1880 das arktische Gebiet von Grossbritannien bekommen hatte. Dänemark hingegen hielt am Entscheid des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Jahr 1933 fest, der besagt, dass ganz Grönland zum Königreich gehört. Die Insel war dabei allerdings nie ein konkretes Thema gewesen – schliesslich ist sie nur 1,25 Quadratkilometer gross, unbewohnt und ohne wichtige Rohstoffe.

hans island hans-insel dänemark kanada whisky schnapps grönland https://en.wikipedia.org/wiki/Hans_Island#/media/File:HansIsland.png
Die Hans-Insel in ihrer kargen Schönheit.Bild: wikicommons

Die beiden Länder starteten in der Folge Gespräche, konnten sich aber nicht auf eine Lösung einigen. Stattdessen entschied man sich, die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Die Grenze zwischen den Ländern wurde also im Ozean, nicht aber auf der Insel gezogen.

Warum der freundlichste Krieg?

Zu Beginn der 80er-Jahre geriet die Frage über die Staatszugehörigkeit der Hans-Insel wieder in die kanadische und dänische Presse. Grund dafür war, dass das kanadische Öl-Unternehmen Dome Petroleum damals Untersuchungen auf der Insel durchführte.

Dies passte Dänemark nicht. Im Jahr 1984 setzte Grönlandminister Tom Höyern eine dänische Flagge auf die Insel und hinterliess die Nachricht «Willkommen auf der dänischen Insel». Gleichzeitig liessen die Dänen eine Flasche Gammel Dansk, ein Magenbitter, auf der Insel.

Kurz darauf reisten Kanadier zur Insel, ersetzten die dänische Flagge mit ihrer eigenen, nahmen den Gammel Dansk mit und hinterliessen eine Flasche Whiskey. Dieser Prozess sollte sich die kommenden Jahre regelmässig wiederholen – der sogenannte «Whiskey-Krieg» war geboren. Beendet wurde er am Dienstag standesgemäss mit einem letzten Schnaps-Austausch.

Danish Foreign Minister Jeppe Kofod, center, and Canada's Canadian Foreign Minister Mélanie Joly, right, trade gifts of liquor after the signing of an agreement that will establish a land border  ...
Dänemark und Kanada beenden den «Krieg» mit einem letzten Flaschentausch.Bild: keystone

«Ich glaube, es war der freundlichste aller Kriege», sagte die kanadische Aussenministerin Mélanie Joly deshalb am Dienstag. Sie betonte angesichts von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine die Bedeutung der friedlichen Einigung in einem Grenzstreit: «Wir wissen, dass wir diplomatisch zusammenarbeiten können, um Streitigkeiten auf der Grundlage von Regeln und Prinzipien beizulegen.» Der dänische Aussenminister Jeppe Kofod ergänzte: «Diplomatie und Rechtsstaatlichkeit funktionieren tatsächlich.»

Mit Material von Keystone-SDA

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
John Webber – mit James Cook auf Weltreise
1 / 6
John Webber – mit James Cook auf Weltreise
Das Innere einer Winterhütte in Kamtschatka. (bild: universitätsbibliothek bern)
quelle: universitätsbibliothek bern
Auf Facebook teilenAuf X teilen
5 unbestrittene Gründe wieso Poutine besser als Fondue ist
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
46 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Sa_Set
15.06.2022 06:44registriert Oktober 2019
Ein Krieg mit Kanada. Natürlich verläuft der so. 😂
1872
Melden
Zum Kommentar
avatar
Heinzbond
15.06.2022 05:38registriert Dezember 2018
Die kamadisch/dänische Art Krieg zu führen ist aber mal sehr sympathisch... Nur wer überprüft das Beutegut auf Funktionalität?
1412
Melden
Zum Kommentar
avatar
Roro Hobbyrocker
15.06.2022 06:06registriert August 2016
Magenbitter? Whiskey?
Hört sich nach der nächsten Feriendestination von Baroni an. Gibt es auch ein paar seltene Youngtimer dort?
996
Melden
Zum Kommentar
46
Südkoreas Opposition verzichtet auf Verfahren gegen Interimspräsident
Nach der Abstimmung des südkoreanischen Parlaments für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Staatschef Yoon Suk Yeol sieht die Opposition von Ermittlungen gegen den geschäftsführenden Präsidenten Han Duck Soo ab.

Es gebe derzeit keine Pläne, ein solches Verfahren einzuleiten, sagte Oppositionsführer Lee Jae Myung von der Demokratischen Partei (DP).

Zur Story