Dänemark und Kanada haben am Dienstag einen jahrelangen Konflikt beiseitelegen können. Die beiden Länder einigten sich darauf, auf der Hans-Insel im hohen Norden zwischen Kanada und Grönland eine Landgrenze zu schaffen. Die westliche Hälfte gehört nun offiziell der kanadischen Region Baffin an, der Osten dem Distrikt Qaanaaq in der grönländischen Kommune Avannaata. Zuvor hatten sowohl Kanada als auch Dänemark die ganze Insel 49 Jahre lang für sich beansprucht.
Die Hans-Insel habe im vergangenen halben Jahrhundert 26 kanadische Aussenministerinnen und Aussenminister beschäftigt, sagte Kanadas Chefdiplomatin Mélanie Joly am Dienstag bei einer Zeremonie in Ottawa zusammen mit dem dänischen Aussenminister Jeppe Kofod und dem grönländischen Premierminister Múte B. Egede.
Als im Jahr 1973 die Grenze zwischen Kanada und Dänemark gezogen wurde, erklärten beide Länder, die Insel für sich zu beanspruchen. Kanada beharrte auf dem Argument, dass man 1880 das arktische Gebiet von Grossbritannien bekommen hatte. Dänemark hingegen hielt am Entscheid des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Jahr 1933 fest, der besagt, dass ganz Grönland zum Königreich gehört. Die Insel war dabei allerdings nie ein konkretes Thema gewesen – schliesslich ist sie nur 1,25 Quadratkilometer gross, unbewohnt und ohne wichtige Rohstoffe.
Die beiden Länder starteten in der Folge Gespräche, konnten sich aber nicht auf eine Lösung einigen. Stattdessen entschied man sich, die Entscheidung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Die Grenze zwischen den Ländern wurde also im Ozean, nicht aber auf der Insel gezogen.
Zu Beginn der 80er-Jahre geriet die Frage über die Staatszugehörigkeit der Hans-Insel wieder in die kanadische und dänische Presse. Grund dafür war, dass das kanadische Öl-Unternehmen Dome Petroleum damals Untersuchungen auf der Insel durchführte.
Dies passte Dänemark nicht. Im Jahr 1984 setzte Grönlandminister Tom Höyern eine dänische Flagge auf die Insel und hinterliess die Nachricht «Willkommen auf der dänischen Insel». Gleichzeitig liessen die Dänen eine Flasche Gammel Dansk, ein Magenbitter, auf der Insel.
Kurz darauf reisten Kanadier zur Insel, ersetzten die dänische Flagge mit ihrer eigenen, nahmen den Gammel Dansk mit und hinterliessen eine Flasche Whiskey. Dieser Prozess sollte sich die kommenden Jahre regelmässig wiederholen – der sogenannte «Whiskey-Krieg» war geboren. Beendet wurde er am Dienstag standesgemäss mit einem letzten Schnaps-Austausch.
«Ich glaube, es war der freundlichste aller Kriege», sagte die kanadische Aussenministerin Mélanie Joly deshalb am Dienstag. Sie betonte angesichts von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine die Bedeutung der friedlichen Einigung in einem Grenzstreit: «Wir wissen, dass wir diplomatisch zusammenarbeiten können, um Streitigkeiten auf der Grundlage von Regeln und Prinzipien beizulegen.» Der dänische Aussenminister Jeppe Kofod ergänzte: «Diplomatie und Rechtsstaatlichkeit funktionieren tatsächlich.»
Mit Material von Keystone-SDA
Hört sich nach der nächsten Feriendestination von Baroni an. Gibt es auch ein paar seltene Youngtimer dort?