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Tote Amerikanerin bei Neuschwanstein – Verdächtiger räumt Gewalttat ein

18.06.2023, Bayern, Schwangau: Das Schloss Neuschwanstein im Morgenlicht. Bei einem B
Das Schloss Neuschwanstein im Morgenlicht.Bild: keystone

Frau vergewaltigt und Schlucht hinabgestossen – Verdächtiger räumt Gewalttat ein

19.02.2024, 14:1919.02.2024, 16:04
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Für die beiden jungen amerikanischen Frauen sollte es ein glücklicher Tag am weltberühmten Märchenschloss im Allgäu werden – es wurde ein Horrortrip.

Auf einem Wanderweg in der Nähe des Schlosses Neuschwanstein im Süden Deutschlands wurden sie von einem ebenfalls aus den USA stammenden Touristen aus sexuellen Gründen überfallen und eine fast 50 Meter tiefe Schlucht hinabgestürzt. Eine 21-Jährige starb, ihre ein Jahr ältere Freundin überlebte mit erheblichen Verletzungen.

Der erste Prozesstag

Am Montag legte der 31 Jahre alte Angeklagte zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Kempten ein umfassendes Geständnis ab. Verteidiger Philip Müller verlas eine entsprechende Erklärung, der US-Amerikaner bestätigte anschliessend die Richtigkeit. Weitergehende Fragen der Richter beantworte der beschuldigte Mann nicht. «Die Erklärung ist abschliessend», sagte der Anwalt.

«Der Angeklagte hat die unfassbare Tat begangen», hiess es zu dem Verbrechen an der 21-Jährigen. Die Frau wurde von dem Täter gewürgt und vergewaltigt. Auch das sexuelle Motiv wurde in der Erklärung eingeräumt. Der US-Urlauber sei spontan erregt gewesen, hiess es darin.

Die List

Der Mann und die beiden Freundinnen hatten sich laut den Ermittlungen am 14. Juni 2023 erst wenige Minuten früher kennengelernt. Die Frauen und der Mann waren getrennt voneinander in der Nähe der Marienbrücke in Schwangau unterwegs.

Laut Anklage hatte der Angeklagte die beiden Frauen auf einen etwas abgelegenen Wanderpfad gelockt, um sie zu überfallen. Er soll angegeben haben, den Frauen einen besonderen Aussichtspunkt zeigen zu wollen.

Die Brücke ist ein beliebter Treffpunkt von Neuschwanstein-Besuchern, weil man von dort einen besonders guten Blick auf das bekannteste Schloss des Bayern-Königs Ludwig II. hat. Im vergangenen Jahr hatten mehr als 850'000 Menschen aus aller Welt das Schloss besucht, vor der Corona-Pandemie kam Neuschwanstein sogar auf rund eineinhalb Millionen Gäste Jahr für Jahr.

Die Tat

Als der Mann dann über die 21-Jährige herfiel, griff deren Begleiterin ein. Doch die damals 22-Jährige konnte ihre Freundin nicht retten, der Mann stiess die ältere stattdessen in die steile Pöllatschlucht. Die Frau fiel rund 50 Meter tief.

Danach habe der Mann die 21-Jährige weiter gewürgt und vergewaltigt. Dabei sei der Täter von einem Pärchen, das ebenfalls dort wanderte, überrascht worden, sagte ein Kripobeamter vor Gericht aus. Die beiden Zeugen hätten die Situation allerdings nicht gleich erkannt. Sie hätten einvernehmlichen Sex eines Paares vermutet. Das Pärchen griff nicht ein und ging weiter.

Danach soll der Mann von der 21-Jährigen abgelassen und das schwer verletzte Opfer ebenfalls den Abhang hinuntergeworfen haben. Den Hang habe der US-Amerikaner als «gefährlich, aber nicht tödlich» eingestuft, sagte der Verteidiger zu dem Angriff.

Die beiden Frauen wurden später mithilfe eines Hubschraubers aus der Schlucht geborgen, die 21-Jährige starb einige Stunden später im Kemptener Klinikum.

Die Festnahme

Der Mann wurde von Polizeibeamten nach kurzer Flucht in dem steilen Gelänge gefasst.

Andere Touristen im Bereich der Marienbrücke hatten die Rettungsaktion und die Festnahme damals mitbekommen und aufgenommen. Videos und Fotos wurden weltweit in sozialen Netzwerken verbreitet, rund um den Globus berichteten Medien über die Gewalttat beim Märchenschloss.

Wie der für die Ermittlungen hauptverantwortliche Kriminalpolizist in dem Prozess erläuterte, sass der US-Amerikaner in den Minuten nach seiner Festnahme ruhig auf der Rückbank eines Streifenwagens, habe nur stoisch auf den Sitz vor ihm geblickt. Auch den ersten Verhandlungstag verfolgte der 31-Jährige fast regungslos – die meiste Zeit sass er mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank.

Das Gericht hat für den Prozess zunächst sechs Verhandlungstage geplant. Das Urteil könnte demnach Mitte März verkündet werden. (sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randy Orton
19.02.2024 16:34registriert April 2016
Der Mann hat „Glück“ nicht in den USA sondern in Deutschland verurteilt zu werden, das Strafmass wird ungemein milder ausfallen.
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Händlmair
19.02.2024 19:39registriert Oktober 2017
Ich weiss, das gemäss der Allgemeine Erklärung der Menschenrechte selbst so ein widerliches Individuum das Recht auf Leben hat. Nur, hatten die zwei Frauen nicht auch das Menschenrecht auf Leben und Unversehrtheit des Körpers? Dieser Mann hat beide Frauen dieses Recht mit Gewalt entrissen, also sollte man auch diesem Mann dieses Recht verweigern und ihn irgendwo bis zu seinem Lebensende weg sperren.

Gemäss dem StGB ist das Strafmass für Todschlag 5-15 Jahren, bei schweren Fällen könnte es eine lebenslange Freiheitsstrafe geben.
Bin gespannt was hier die Richter für ein Urteil sprechen.
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