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Nackt-Protest bei Porsche-Versammlung

Protest in der Stuttgarter Porsche Arena: Eine Aktivistin hat sich bei entblößten Brüsten an einen Porsche geklebt. Zuvor beschmierte sie das ausgestellte Fahrzeug.
Protest in der Stuttgarter Porsche Arena: Eine Aktivistin hat sich bei entblößten Brüsten an einen Porsche geklebt. Zuvor beschmierte sie das ausgestellte Fahrzeug.Bild: Projekthaus Amsel44

Nackt-Protest bei Porsche-Versammlung

Protest bei Porsche Hauptversammlung: Aktivisten der «Letzten Generation» blockieren die Zufahrt zur Porsche Arena. Auch die Veranstaltung selbst wird gestört.
28.06.2023, 15:51
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Ein Artikel von
t-online

Wirbel um die Hauptversammlung von Porsche in Stuttgart: Aktivisten der «Letzten Generation» blockieren aktuell die Zufahrt zur Veranstaltung in der Porsche Arena. Mit einem Nackt-Protest wird auch die Veranstaltung gestört. Zudem verteilen Demonstranten Flyer und blutige Geldscheine. Auf Plakaten wird die Vergangenheit von Unternehmensgründer Ferdinand Porsche angeprangert. Es kam laut Polizei zwischenzeitlich zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und Staus.

Wie Protestierende vom Wolfsburger «Projekthaus Amsel44» mitteilten, hat sich unter anderem eine Frau Zutritt zur Hauptversammlung verschafft und dort an einen Porsche geklebt. Zuvor beschmierte sie ihn den Angaben zufolge mit einer blutähnlichen Farbe, entblösste ihren Oberkörper und demonstrierte mit nackter Brust. Während die Sicherheitskräfte versuchten, sie von dem Fahrzeug zu lösen, schrie sie den Aktionären und Porsche-Mitarbeitern Botschaften entgegen.

Protest in Stuttgart: Aktivisten der letzten Generation, blockieren am Vormittag die Zufahrt zur Hauptversammlung von Porsche.
Protest in Stuttgart: Aktivisten der letzten Generation, blockieren am Vormittag die Zufahrt zur Hauptversammlung von Porsche.Bild: 7aktuell.de/Andreas Werner

Auf ihren entblößten Brüsten sei zudem eine Botschaft geschrieben gewesen, die die Nazi-Vergangenheit des Konzerns thematisierte, wie ein Teilnehmer der Veranstaltung und Augenzeuge t-online sagte. Nach wenigen Minuten sei sie schon wieder vom Fahrzeug entfernt worden. Das sei jedoch sehr unsanft geschehen. Porsche war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Aktivisten aus Wolfsburg protestieren in Stuttgart

Wie eine Reporterin und das «Projekthaus Amsel44» berichten, protestieren verschiedene Gruppierungen vor Ort. Welche genau das sind, liesse sich jedoch schwer sagen. Viele seien nicht organisiert. Neben der «Letzten Generation» demonstriert mindestens eine weitere Stuttgarter Gruppe vor dem Eingang in der Mercedesstrasse. Eine Handvoll Menschen sei auch aus Wolfsburg angereist, bestätigte das «Projekthaus Amsel44» auf Nachfrage von t-online.

«Amsel44» sei ein Aktions-Kampagnenhaus, von dem seit einem Jahr eine Kampagne gegen den Volkswagen-Konzern ausgehe, so der Sprecher. Die Gruppe fordere demnach einen sozial-ökologischen Umbau von Volkswagen. Dieser solle einen «Komplettausstieg von VW aus der Automobilproduktion, den Stopp ausbeuterischer Verhältnisse und einen Umbau der Industrie» umfassen. Stattdessen solle auf die Produktion von Fortbewegungsmitteln für die Verkehrswende umgestiegen werden.

Zudem kritisierten die Aktivisten die fehlende öffentliche Auseinandersetzung mit der Rolle von Firmengründer Ferdinand Porsche im Nationalsozialismus.

Blockierte Zufahrtswege zur Porsche Arena

Insgesamt sechs Klimaaktivisten der «Letzten Generation» haben sich laut eigenen Angaben südlich sowie nördlich der Arena festgeklebt und blockierten sowohl die Talstrasse als auch die Benzstrasse. Die Polizei bestätigte das auf Nachfrage von t-online.

Mit Pappschildern wollen die Protestierenden nach eigenen Angaben «auf den fatalen Zusammenhang von Reichtum und Klimazerstörung» hinweisen: «Euer Luxus, unsere Dürre», sowie «Nach euch die Sintflut?» steht dort geschrieben.

Gegen 11.15 Uhr war die Blockade an beiden Standorten gelöst und die Fahrbahnen wieder frei, wie die Polizei mitteilte. Polizeibeamte setzten die Klimaaktivisten nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen nach eigenen Angaben wieder auf freien Fuss.

Kritik an NS-Vergangenheit von Ferdinand Porsche

Die Aktivisten der «Letzten Generation» kritisieren in einer Pressemitteilung von Mittwochmorgen die aus ihrer Sicht Ungerechtigkeit im Klimaschutz. «Während Unternehmen wie Porsche über Herrn Lindner direkten Einfluss auf die Regierungspolitik nehmen und sich so ihre fossilen Profite sichern, treffen Klimaschutzmassnahmen wie die CO2-Bepreisung Menschen mit niedrigem Einkommen besonders hart», wird ein Aktivist zitiert.

epa10714875 Security remove a protester holding a banner reading "Expropriate Nazi heir" during the annual general meeting of Porsche Automobile AG in Stuttgart, Germany, 28 June 2023. EPA/R ...
Aktivisten protestieren während der Versammlung der Porsche AG gegen die NS-Vergangenheit von Ferdinand Porsche, dem Firmengründer.Bild: keystone

Zeitgleich hat sich vor dem Eingang von Schleyer-Halle und Porsche-Arena eine weitere Protestgruppe postiert. Sie protestieren vor allem gegen die NS-Vergangenheit von Ferdinand Porsche, dem Firmengründer.

Auf dem Willi-Daume-Steg, der die Veranstaltungshallen mit dem Cannstatter Wasen verbindet, haben sie sich mit Plakaten postiert. Diese bezeichnen Porsche als «KZ-Betreiber» und «Kriegsverbrecher». Auch auf der Hauptversammlung selbst protestierten Aktivisten mit Transparenten, Klebeaktionen, Konfetti, blutverschmierten Geldscheinen und Farbbomben gegen den Konzern.

Porsche-Sprecher reagiert auf Kritik

Ein Porsche-Sprecher verwies angesichts der Vorwürfe auf die Rede von Vorstandschef Blume. Dieser sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Für uns ist völlig klar: Unseren Nachfahren eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, ist die wohl größte Herausforderung unserer Generation. Daran arbeiten wir mit voller Kraft.» Die Debatte sei wichtig und richtig – sofern alle Beteiligten bereit seien, die Regeln der demokratischen Kultur zu achten.

Die Geschichte des Konstruktionsbüros von Ferdinand Porsche ist auch nach Angaben des Unternehmens eng mit dem Nazi-Regime verbunden. Im Zweiten Weltkrieg entstanden bei Porsche Militärfahrzeuge. In dieser Zeit wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt.

Verwendete Quellen:

  • Eigene Recherchen
  • Telefonat mit der Pressestelle der Polizei Stuttgart
  • Telefonat mit dem "Projekthaus Amsel44" aus Wolfsburg
  • Reporter vor Ort
  • Pressemitteilung der "Letzten Generation" vom 28. Juni 2023 (per E-Mail)
  • Pressemitteilung des "Projekthaus Amsel44" vom 28. Juni 2023 (per E-Mail)
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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desarts
28.06.2023 19:44registriert August 2022
«Für uns ist völlig klar: Unseren Nachfahren eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, ist die wohl größte Herausforderung unserer Generation. Daran arbeiten wir mit voller Kraft.»

Sowas ähnliches ... meint Shell auch 🙈
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PPV
28.06.2023 16:26registriert April 2023
Ob Sie gewusst hat, dass sich an einen E-Hybrid klebt. Es steht ja recht gross am Schild dahinter...
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