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Rassismusvorwurf gegen Olaf Scholz: Er schaltet einen Anwalt ein

German Chancellor Olaf Scholz attends the cabinet meeting at the chancellery in Berlin, Germany, Wednesday, Feb. 12, 2025. (AP Photo/Ebrahim Noroozi)
Olaf Scholz
«Absurd und künstlich konstruiert»: Olaf Scholz.Bild: keystone

Rassismusvorwurf gegen Olaf Scholz: Der deutsche Kanzler schaltet einen Anwalt ein

Scholz soll den schwarzen CDU-Politiker Joe Chialo als Feigenblatt und Hofnarren bezeichnet haben. Aus der SPD heisst es, der Kanzler habe dies nicht im Zusammenhang mit Chialos Hautfarbe getan.
13.02.2025, 07:5613.02.2025, 07:56
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Dem deutschen Kanzler Olaf Scholz wird eine rassistische Äusserung vorgeworfen. Wie die Illustrierte «Focus» in ihrer Onlineausgabe schreibt, soll der Sozialdemokrat den schwarzen Christdemokraten Joe Chialo ein Feigenblatt und einen Hofnarren genannt haben.

Der Vorfall soll sich auf einer privaten Geburtstagsfeier vor zehn Tagen ereignet haben. Der «Focus»-Bericht stammt von Chefredaktor Georg Meck, der das Gespräch zwischen Scholz und Chialo beobachtet haben will. Der Kanzler sei dabei in «aufgekratzter» Stimmung gewesen.

Chialo, dem Berliner Kultursenator, soll er vorgehalten haben, dessen Partei mache gemeinsame Sache mit der AfD. Scholz bezog sich dabei auf die beiden Vorstösse zur Asylpolitik, die CDU-Chef Friedrich Merz vorletzte Woche in den Bundestag eingebracht hatte und denen die AfD zustimmte.

Daraufhin soll Chialo Scholz gefragt haben, ob dieser ernsthaft von Rassismus in einer Partei sprechen wolle, in deren Bundesvorstand er als Schwarzer sitze. Scholz habe darauf entgegnet, Chialo sei in der CDU ein Feigenblatt – und hinzugefügt: «Jede Partei hat ihren Hofnarren.» Den Begriff «Hofnarr» soll Scholz wiederholt haben, als Chialo zu einer Entgegnung ansetzte. Meck schreibt von «ungläubigen Blicken in der Runde» und einem «Moment zum Fremdschämen».

epa11673095 Berlin Senator for Culture, Cohesion, Engagement and Democracy Promotion Joe Chialo attends a ceremony to mark the 25th anniversary of the Nordic Embassies in Berlin, in Berlin, Germany, 2 ...
Christdemokrat Chialo.Bild: keystone

Scholz hat den Vorwurf, er habe sich rassistisch geäussert, unterdessen zurückgewiesen. Dass er Chialo als «Feigenblatt» bezeichnet habe, bestreitet er offenbar nicht. Allerdings will er den Begriff nicht in Zusammenhang mit der Hautfarbe des Christdemokraten gebracht haben, sondern mit dessen Ruf als «Liberaler» innerhalb der CDU.

Aus der SPD-Zentrale hiess es, auf Chialos Hinweis, in der CDU gebe es auch «liberale Stimmen», habe Scholz entgegnet, nur sehr wenige Christdemokraten hätten sich gegen Merz' Vorgehen im Bundestag gestellt. «Der dabei von mir verwandte Begriff ist im Sprachgebrauch nicht rassistisch konnotiert und war von mir auch nie so intendiert. Der erhobene Vorwurf des Rassismus ist absurd und künstlich konstruiert», liess Scholz mitteilen.

Matthias Miersch, der Generalsekretär der SPD, warf dem «Focus» vor, «Kampagnenarbeit im Sinne der CDU» zu betreiben. Manuel Hagel, der Chef der Christdemokraten in Baden-Württemberg, sprach Scholz die sittliche Reife für ein öffentliches Amt ab. Der Kanzler habe den bekannten Medienanwalt Christian Schertz eingeschaltet, teilte die SPD unterdessen mit. Dass Scholz gegen die Berichterstattung juristisch vorgeht, gilt im Berliner Politikbetrieb als ungewöhnlicher Vorgang. (hfm)

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Die Karriere von Bundeskanzler Olaf Scholz in 8 Bildern
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Die Karriere von Bundeskanzler Olaf Scholz in 8 Bildern
Scholz wird 1958 in Osnabrück geboren und wächst als ältester von drei Brüdern auf. Nach bestandenem Abitur und Zivildienst, studiert Scholz Rechtswissenschaften in Hamburg und wird Anwalt. Bereits 1975 als Gymnasiast beginnt er sich bei den Jusos zu engagieren und wird später stellvertretender Juso-Bundesvorsitzender.
quelle: gladstone~dewiki, cc by-sa 4.0 via wikimedia commons
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Scholz biegt auf rotem Teppich falsch ab – und andere Politiker auf «Abwegen»
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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
13.02.2025 10:01registriert Februar 2020
Was mich bei solchen Diskussionen leicht irritiert: Jetzt heisst es, er sei ein Rassist. Hätte er dieselben Aussagen gegen Baerbock oder Weidel geäussert, wäre es als Sexismus angeprangert worden. Hätte er sie hingegen gegenüber Lindner gemacht, hätte man vermutlich gesagt, dass er ihn einfach hart zurechtweist.
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Gefühlsschraube
13.02.2025 09:18registriert Oktober 2016
Man stelle sich vor, Alice Weidel hätte das gesagt. Die Omas gegen Recht wären schon auf der Strasse.
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butlerparker
13.02.2025 08:13registriert März 2022
Es fehlen hier wichtige Infos: Dennlt. Focus Chefredakteur heisst es:
"Focus Online" zitiert Scholz wie folgt: "Als CDU-Politiker Joe Chialo einwandte, ob er das wirklich so meine mit dem Rassismus der CDU, jener Partei also, in deren Bundesvorstand er sitzt, fuhr Scholz ihn an, er, der Schwarze, sei nicht mehr als ein Feigenblatt."

Das Bundeskanzleramt hat presserechtliche Schritte gegen "Focus Online" eingeleitet, was auch immer "presserechtlich" heissen mag.

Jetzt bin ich mal gespannt, was der Betroffene,also Joe Chialo dazu meint ...

Einen Anwalt braucht Scholz hier ganz ganz dringend
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