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Süddeutschland kämpft weiter mit den Wassermassen

Süddeutschland kämpft mit den Wassermassen – zwei weitere Tote geborgen

Gebrochene Dämme, ein toter Feuerwehrmann und Menschen, die aus überfluteten Wohnhäusern gerettet werden: Heftiger Dauerregen hat am Wochenende für Überschwemmungen in Süddeutschland gesorgt.
03.06.2024, 15:3703.06.2024, 15:43
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Mehrere Tote geborgen

Einsatzkräfte der Feuerwehr haben zwei Leichen aus einem leer gepumpten Keller in Schorndorf im Rems-Murr-Kreis geborgen. Das bestätigte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Der Keller war zuvor aufgrund des Hochwassers vollgelaufen. Die genauen Hintergründe des Todes sind noch unklar. Bei den Verstorbenen handelt es sich einer Mitteilung zufolge um einen Mann und eine Frau. Die Identität der beiden sei aber noch nicht gesichert geklärt. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen aufgenommen. Zunächst sei eine tote Person entdeckt worden, dann die zweite.

02.06.2024, Bayern, Pfaffenhofen An Der Ilm: Luftbildaufnahmen zeigen die aus den Ufern getretene Ilm. Es ist zu erwarten, dass die Pegelst
Die Ortschaft Pfaffenhofen in Bayern wurde komplett überschwemmt.Bild: keystone

Zuvor hatte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) bei einem Besuch in der Gemeinde Erbach am Montag angedeutet, dass es möglicherweise ein erstes Todesopfer des Hochwassers im Land gebe. «Wir müssen, so ist mir gerade zugetragen worden, auch damit rechnen, dass es inzwischen einen Toten in Baden-Württemberg gibt», sagte er. Allerdings war das zu dem Zeitpunkt noch nicht bestätigt.

Der Rems-Murr-Kreis war besonders vom Hochwasser im Südwesten betroffen. Die Hochwasserlage hatte sich dort über Nacht unerwartet verschärft. Nach dem extremen Starkregen hatte man den sogenannten Katastrophen-Voralarm ausgelöst, wie das Landratsamt am Morgen mitteilte. Durch diese Vorstufe des Katastrophenalarms kann der Einsatz ebenso wie die Freistellung von Helferinnen und Helfern des Katastrophenschutzes sichergestellt werden. Seit dem Morgen waren Anwohner in den betroffenen Rems-Kommunen vorsorglich evakuiert worden.

Auch im oberbayerischen Schrobenhausen wurde die Leiche der Frau im Keller eines Hauses entdeckt. Es handele sich um die vermisste 43-Jährige, nach der seit Sonntag gesucht worden war, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Zuvor hatten der «Donaukurier» und «Bild» berichtet.

Am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm bereits ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Der Mann war bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert. Ein Feuerwehrmann in Offingen wird weiter vermisst.

Mehrere Orte evakuiert

Die Hochwasserlage spitzt sich in Teilen Baden-Württembergs zu – und auch in Bayern bleibt sie mancherorts kritisch. In der Nacht zu Montag waren wegen Überflutungen in der Stadt Ebersbach an der Fils südöstlich von Stuttgart nach Einschätzung des Landratsamts zahlreiche Menschen in Gefahr.

Die Überflutungen betreffen ein Wohngebiet, es wurde eine aussergewöhnliche Einsatzlage angeordnet, wie das Landratsamt Göppingen am frühen Montagmorgen mitteilte. In Bayern wurde die Situation am Abend in den schwäbischen Landkreisen Günzburg und Donau-Ries dramatischer. Mehrere Orte wurden evakuiert. Zu Wochenbeginn soll es wieder kräftige Gewitter und Starkregen geben.

epa11386499 Flood water in Reichertshofen, Germany, 02 June 2024. Heavy rain causes flooding in southern states of Germany in Bavaria and Baden-Wuerttemberg. EPA/ANNA SZILAGYI
Eine überflutete Strasse in Göppingen.Bild: keystone

Heftige Unwetter führten am Sonntagabend auch zu Hochwasser im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg. Die Lage sei vor allem in der Gemeinde Rudersberg angespannt, sagte ein Sprecher der Polizei am frühen Montagmorgen. «In Rudersberg ist Land unter, alles ist überflutet.» Menschen seien in ihren Häusern eingeschlossen und würden von der Feuerwehr evakuiert. Die Lage sei noch komplett unübersichtlich.

In Bayern gehen an den Zuflüssen zur Donau die Fluten nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vielerorts langsam zurück. Hier seien die Höchststände weitgehend erreicht, hiess es in der Nacht zu Montag im Lagebericht. Nun konzentriere sich das Hochwasser zunehmend auf die Donau selbst. Neuerliche Regenfälle könnten den weiteren Rückgang allerdings verzögern.

01.06.2024, Bayern, Neustadt an der Donau: Bei Neustadt an der Donau im Landkreis Kelheim ist der Fluss
Die Donau trat vielerorts über die Ufer, hier im bayrischen Neustadt.Bild: keystone

Das sagt die Politik

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Betroffenen des Hochwassers in Süddeutschland Solidarität zugesichert. Solidarität sei das, «was wir als Menschen am meisten brauchen», sagte er am Montag im oberbayerischen Reichertshofen. «Wir werden alles dazu beitragen, auch mit den Möglichkeiten des Bundes, dass hier schneller weiter geholfen werden kann.» Solidarität sei «geübte Praxis» betonte er. «Das gehört sich so und so ist Deutschland.»

Die Menschen in Deutschland müssten sich vermehrt auf Naturkatastrophen, besonders auf Hochwasser, einstellen, sagte Scholz, der gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in den am Vortag überfluteten Ort gereist war. «Das ist in diesem Jahr das vierte Mal, dass ich in ein konkretes Einsatzgebiet gehe», sagte er und nannte das einen «Hinweis darauf, dass was los ist». Die «Aufgabe, den Menschengemachten Klimawandel aufzuhalten», dürfe nicht vernachlässigt werden. «Auch das ist eine Mahnung, die aus diesem Ereignis und dieser Katastrophe mitgenommen werden muss.»

Regen dauert an

Vor allem im Süden Deutschlands müssen sich die Menschen am Montag erneut auf kräftige Gewitter und Starkregen einstellen – auch Unwetter werden erwartet. Ab den Mittagsstunden seien südlich des Mains bis zur Donau kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen mit etwa 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in der Nacht zu Montag mit. Örtlich könnte es auch zu Unwettern mit Regenmengen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit oder 70 Litern in wenigen Stunden kommen.

Bis zum Abend könnten sich die Unwetter allmählich auch nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausbreiten, hiess es. Am Abend sind auch an den Alpen erste kräftige Gewitter mit Starkregen möglich. Auch für den Osten Deutschlands erwartet der DWD ab dem Nachmittag Gewitter mit Starkregen zwischen 15 und 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Örtlich sind auch dort Unwetter mit Mengen um die 30 Liter pro Quadratmeter möglich. (sda/dpa/con)

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