International
Deutschland

Deutscher Kulturminister fordert Institutionen sollen nicht gendern

epa12060265 Designated German State Culture Minister Wolfram Weimer arrives arrives at the meeting of the Federal Committee of the Christian Democratic Union (CDU) in Berlin, Germany, 28 April 2025. T ...
Wolfram Weimer ist Deutscher Staatsminister für Kultur und Medien. Bild: keystone

Deutscher Kulturminister fordert Institutionen sollen nicht gendern

08.08.2025, 13:4908.08.2025, 13:49

Nach dem Genderverbot in der eigenen Behörde drängt Deutschlands Kulturstaatsminister Wolfram Weimer alle öffentlich geförderten Institutionen wie Museen, Stiftungen oder Rundfunk, dieser Linie zu folgen. «Es geht dabei um eine gemeinsame Verantwortung für die Verständlichkeit staatlich geförderter Kommunikation», sagte der parteilose Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Keine Sternchen oder Unterstriche

Weimer hatte zuletzt in seiner eigenen Behörde die Verwendung gendergerechter Sprache mit Sonderzeichen in offiziellen Schreiben untersagt. «In der offiziellen Kommunikation verzichten wir daher auf Sonderzeichen wie Sternchen, Doppelpunkte oder Unterstriche – zugunsten von sprachlicher Klarheit, rechtlicher Eindeutigkeit und allgemeiner Verständlichkeit», sagte der 60-Jährige der dpa.

Und er fügte hinzu: «Diese Linie empfehle ich auch jenen Institutionen, die mit öffentlichen Mitteln arbeiten – von Museen über Stiftungen bis hin zu Rundfunkanstalten. Wer im öffentlichen Auftrag spricht, sollte eine Sprache wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet.»

Streitthema seit Jahren

Gendergerechte Sprache mit Sonderzeichen und Pausen beim Sprechen ist seit Jahren Streitthema. Sie soll dazu beitragen, Geschlechter-Diskriminierung zu vermeiden. In Studenten- und Künstlerkreisen wird sie bisweilen verwendet, in der breiten Öffentlichkeit und auch in Radio und Fernsehen ist sie weniger verbreitet. Viele Konservative lehnen sie vehement ab.

Das Bundesland Thüringen hatte Ende 2022 seine Landesbehörden angehalten, auf «grammatikalisch falsche Gendersprache» zu verzichten. Bayern folgte im Frühjahr 2024 mit einem Verbot von «Gendersprache mit Sonderzeichen zur Geschlechterumschreibung» in Behörden.

Auch die deutsche Regierung nutzt nach eigenen Angaben keine Wörter mit Gender-Sternchen, sondern hält sich an die Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung, auf die sich auch Weimer beruft.

«Bevormundende Spracherziehung»

Der Kulturstaatsminister hatte vor einigen Tagen in der «Bild am Sonntag» gesagt, privat stehe es weiterhin jedem frei, «sich so auszudrücken, wie er oder sie es möchte». Aber erzwungenes Gendern spiegele nicht wider, wie die Mehrheit in Deutschland spreche. Vielmehr vertiefe das Gendern eine Spaltung der Gesellschaft. Sprache solle verbinden, nicht trennen. «Deshalb lehne ich jede bevormundende Spracherziehung ab», sagte Weimer der Zeitung. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Impressionen von Heinrich Schiffmanns Weltreise
1 / 5
Impressionen von Heinrich Schiffmanns Weltreise

Viele Aufnahmen von Heinrich Schiffmann sind auf Glasdiapositiven verfügbar. Dieses trägt den Titel «Vor der Ankunft eines Mandarins (hoher Würdenträger)», 1902.

quelle: museum schloss burgdorf, ethnologische sammlung, es-f-20217
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Ich habe eine halbe Million Franken für Drogen ausgegeben»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Labär
08.08.2025 18:59registriert August 2020
In der Schweiz hat die Bundeskanzlei ähnliche Vorgaben zum Gendern gemacht (keine Sonderzeichen) und viele Kantone und Gemeinden haben das übernommen. Es ist aus meiner Sicht verständlich und logisch, dass die Behörden sich „stur“ an die offizielle Schriftsprache halten.
2511
Melden
Zum Kommentar
avatar
Allwissend
08.08.2025 16:33registriert Januar 2020
Finde ich gut. Offizielle Stellen sollten so sprechen, wie es die Bevölkerung auch tut. Es ist ja nicht nur das Gendern per se, sondern die speziellen Formulierungen, die man verwenden muss, um gewisse Wörter zu vermeiden.
3225
Melden
Zum Kommentar
21
Lawrow: Deutschland will wie unter Hitler Europa unterjochen
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat Deutschland Eroberungspläne wie zu Zeiten des Nationalsozialismus unterstellt. In Deutschland laufe eine Militarisierung und Re-Nazifierung, sagte Lawrow bei einer Pressekonferenz am Rande der UN-Generalversammlung. Weshalb geschehe das? «Wahrscheinlich mit dem gleichen Ziel, das (Adolf) Hitler hatte: ganz Europa zu unterjochen», sagte der 75-Jährige. Während Hitler dabei versucht habe, der Sowjetunion eine strategische Niederlage zuzufügen, versuche das moderne Deutschland dies nun mit Russland.
Zur Story