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Das RTL-Quadrell am Sonntagabend: die wichtigsten Punkte

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Im zweiten Quadrell stellten sich die vier Kanzlerkandidaten den Fragen der Moderation – und gaben sich gegenseitig aufs Maul.Bild: keystone

«Nicht mit uns»: Merz grenzt sich von Weidel und der AfD ab – so war das deutsche Quadrell

Am Sonntagabend haben sich der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz von der Union, Robert Habeck von den Grünen und Alice Weidel von der AfD auf RTL in der zweiten Viererdebatte Paroli geboten. Die wichtigsten Inhalte findest du hier.
16.02.2025, 23:5517.02.2025, 01:18
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Moderiert wurde die Viererrunde von zwei bekannten RTL-Gesichtern: Günther Jauch («Wer wird Millionär?») und die Nachrichtenmoderatorin Pinar Atalay («RTL Direkt»). Sie achteten auch darauf, dass die Redeanteile der Kontrahenten in etwa gleich bemessen waren. Die Redezeiten wurden von RTL gestoppt und immer wieder eingeblendet. Am Schluss bekam jeder der vier Gäste die Gelegenheit für ein Schlussstatement.

RTL hatte ursprünglich ein TV-Duell zwischen Scholz und Merz geplant, so wie vor einer Woche schon bei ARD und ZDF zu sehen. Der Sender rückte dann aber von dieser Idee ab, erweiterte die Runde um Habeck und Weidel und gab diesem Format die Bezeichnung «Quadrell». Hier sind die wichtigsten Punkte aus dem Schlagabtausch, der recht gesittet vonstattenging:

Die Rolle der AfD

Bei diesem Thema ist Alice Weidel (erwartungsgemäss) heftig mit Olaf Scholz und Friedrich Merz aneinandergeraten. Scholz schloss eine Zusammenarbeit demokratischer Parteien mit der extremen Rechten aus und kam dann auch auf die AfD zu sprechen. Er verwies auf die Geschichte des Nationalsozialismus. Weidel reagierte empört:

«Diesen Vergleich finde ich skandalös. Den weise ich für mich persönlich und für die gesamte Partei zurück.»

Wörtlich hatte Scholz gesagt: «Es ist so, dass wir eine gute Tradition haben in Deutschland, die darin besteht, dass wir aus der Erfahrung des Nationalsozialismus die Lehre gezogen haben: Es gibt keine Zusammenarbeit mit den extremen Rechten.» Er sei «unglaublich bedrückt» über die, wie er sagte, gemeinsamen Abstimmungen der CDU/CSU mit der AfD zuletzt im Bundestag.

Scholz erinnerte auch an Aussagen des AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland, der im Juni 2018 gesagt hatte: «Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.». Später bezeichnete Gauland seine Äusserung als «missdeutbar und damit politisch unklug». Weidel entgegnete: «Sie können mich hier heute Abend beleidigen, wie Sie wollen. Sie beleidigen damit Millionen von Wählern. Mich trifft das überhaupt nicht. Ich repräsentiere diese Stimmen nur. Schreiben Sie sich das bitte hinter Ihre Ohren.» Zu Gaulands Äusserung wollte sich Weidel auch auf mehrere Nachfragen der Moderatoren nicht äussern.

Merz nannte die AfD «eine rechtsradikale Partei, zum grossen Teil rechtsextremistisch». Er warf Weidel einen unkritischen Blick auf AfD-Rechtsaussen Björn Höcke vor. In einem Interview mit der «Bild»-Zeitung hatte Weidel gesagt: «Also Björn Höcke und ich, wir verstehen uns sehr gut.» Ihren früheren Versuch, Höcke aus der AfD auszuschliessen, bezeichnete sie als Fehler. Auf die Frage, ob sie ihn als geeignet für ein Ministeramt betrachte, antwortete Weidel mit «Ja».

Weidel bemängelte ihrerseits «ein unverschämtes Framing gegenüber der Alternative für Deutschland», die sie «eine freiheitlich konservative Partei» nannte.

Einmischung seitens USA

Die umstrittene Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz strahlte bis in die Fernsehrunde aus. Vance hatte in München unter anderem erklärt, es gebe keinen Platz für Brandmauern. Er nahm dabei indirekt Bezug auf die deutsche Debatte über eine Abgrenzung von der AfD. Vance warnte in diesem Zusammenhang vor einer Gefährdung der Demokratie. Der Begriff der Brandmauer bezieht sich vor allem auf die Union und die AfD.

Scholz sagte:

«Was dort gesagt wurde, ist völlig inakzeptabel.»

Deutschland habe aus der Erfahrung des Nationalsozialismus die Lehre gezogen, dass es keine Zusammenarbeit mit den extrem Rechten gebe. Merz betonte mehrfach, für die Union komme eine Zusammenarbeit mit der AfD nicht infrage. «Und ich verbitte mir solche Einmischungen in die deutsche Bundestagswahl und auch in die Regierungsbildung danach.» Er fügte hinzu:

«Ich lasse mir doch nicht von einem amerikanischen Vizepräsidenten sagen, mit wem ich hier in Deutschland zu sprechen habe.»

Ukraine-Krieg

Zum Thema Ukraine-Krieg wurde Weidel von den anderen Kandidaten scharf angegangen. Weidel sagte in der Debatte, US-Präsident Donald Trump und sein Vize hätten deutlich gemacht, dass endlich ein Waffenstillstand in der Ukraine verhandelt und ein Frieden geschlossen werden solle. Dies habe die AfD seit fast drei Jahren immer wieder gefordert und «wir mussten uns dafür übelst beschimpfen lassen».

«Sie eiern rum und weichen aus.»

Friedrich Merz warf Weidel vor, sich vor der Aussage zu drücken, dass Russland den Krieg in der Ukraine ohne jede Rechtfertigung angefangen habe. «Sie eiern rum und weichen aus», sagte der CDU-Vorsitzende zur AfD-Chefin.

Merz betonte, Russlands Krieg richte sich nicht nur gegen die Ukraine, sondern «gegen die gesamte politische Ordnung, die wir nach 1990 gemeinsam aufgebaut haben». Deswegen nehme er Putins Drohung sehr ernst. Der russische Präsident träume davon, «Grossrussland» wiederherzustellen, da gehe es um Teile von Polen und Teile des Baltikums – «er hat NATO-Gebiet im Blick».

Olaf Scholz betonte, niemand dürfe über die Köpfe der Ukrainer hinweg über das Schicksal ihres Landes entscheiden. Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck sagte, Trump und seine Regierung hätten «einen Frontalangriff auf die Wertegemeinschaft des Westens» gestartet. Die regelbasierte Ordnung und die liberale Demokratie würden von ihnen infrage gestellt, deswegen hätten sie auch kein Problem damit, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin «Deals zu machen». Deshalb müssten die Europäer jetzt zusammenstehen, um zu verteidigen, was in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut worden sei. Habeck sagte:

«Wir dürfen uns auf keinen Fall vor Amerika, vor diesen Ansagen, in den Staub werfen.»

Seit einem Telefonat zwischen Trump und Putin gibt es in Europa und der Ukraine Sorgen, die Europäer könnten bei einer Vereinbarung über einen Friedensschluss aussen vor bleiben. Befürchtet wird, dass Trump die Europäer nicht am Verhandlungstisch haben will – aber erwartet, dass sie die Lasten bei der Umsetzung einer Friedenslösung schultern.

Wirtschaft und Staatshaushalt

Auch in der Wirtschafts- und Finanzpolitik fanden Scholz, Merz, Habeck und Weidel keinen gemeinsamen Nenner. Scholz und Habeck warfen Union und AfD eine sozial ungerechte Steuerpolitik vor: Sie wollten mit milliardenschweren Plänen zu Steuersenkungen vor allem Menschen mit hohen Einkommen entlasten. Die Pläne seien zudem nicht gegenfinanziert. Habeck sprach mit Blick auf die Union und Merz von «Voodoo-Ökonomie».

Merz hielt dagegen: Er warf Scholz und Habeck mit Blick auf die Rezession in Deutschland eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor. Er nannte als Beispiel das Lieferkettengesetz und das Abschalten der Atomkraftwerke. «Wir müssen raus aus dieser Rezession.» Man müsse das «bürokratische Monstrum» in den Griff bekommen. Der CDU-Vorsitzende sprach sich zudem für eine Senkung der Unternehmenssteuern aus.

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Kurz vor der Debatte werden den Kandidaten noch einmal die Nasen gepudert.Bild: keystone

Scholz erneuerte den Vorschlag der SPD, 95 Prozent der Steuerzahler zu entlasten. Im Gegenzug sollten Reiche mehr zahlen. Wenn man wie er als Kanzler über 300'000 Euro verdiene, solle man mehr Steuern zahlen.

AfD-Chefin Alice Weidel sagte, die Energiepreise müssten durch Technologieoffenheit herunter, zum Beispiel durch grundlastfähige Kernkraftwerke, durch Kohle und durch Gas. Die gigantische Subventionspolitik bei erneuerbaren Energien müsse beendet werden, genauso wie die CO2-Abgabe.

(cpf, mit Material der sda/dpa)

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232 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Paedu87
17.02.2025 01:15registriert Juni 2017
Alle wollen sie das Einkommen besteuern und keiner das Vermögen. Solange nicht erkannt wird, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht vom Einkommen her kommt wird sich diese niemals wieder schliessen.
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Hausmeister krause
17.02.2025 00:34registriert Mai 2016
Wenn man die AFD ernsthaft stoppen will muss man anerkennen dass das Migrationsdebakel höchste Priorität hat. Von Kleinkriminalität über Clans bis hin zu diesen unsäglichen Anschlägen muss eine Lösung gefunden werden, auch wenn diese menschlich hart sind. Z bsp. Abschiebehaft auf unbegrenzte Zeit, bis zur freiwilligen Rückreise.
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GeländeLümmel
17.02.2025 00:07registriert Oktober 2022
Subventionsstopp und gleichzeitig AKWs bauen wollen...
12019
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