Eine limitierte Auflage von 500 Exemplaren, 180 Euro pro Paar und schon sind Schlagzeilen in der heutigen Zeit garantiert. Na gut: Ein, zwei zusätzliche Infos braucht es schon, um den neusten Marketingcoup der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nachvollziehbar machen zu lassen.
Diese haben in jeweils einem der beiden Sneaker jeden Paares ein Jahresabo eingenäht, gültig bis Ende 2018 in sämtlichen Berliner U-Bahnen, Trams, Bussen und Fähren – nur für die S-Bahn gelten die im Design der Berliner U-Bahn-Sitzbezüge gehaltenen Treter nicht.
Voraussetzung, dass die Schuhe als gültiges ÖV-Ticket gelten, ist, dass sie getragen werden. BVG-Sprecherin Petra Reetz sagt gegenüber rbb24.de: «Das ist schon die Bedingung, einfach so unterm Arm oder im Schuhkarton, das gilt nicht.»
Die 500 limitierten Paar Adidas-Galoschen sind nur in zwei Läden erhältlich. Im «Overkill» in Berlin-Kreuzberg und im «Adidas Originals Flagship Store» in Berlin-Mitte. Verkäufer der beiden Verkaufsstellen haben Listen der Wartenden in der Schlange erstellt und diese in regelmässigen Abständen überprüft. Um ein Uhr in der Nacht auf Dienstag fasste die eine Liste 550 Interessierte um sechs Uhr morgens wurde dann erneut gezählt. Zu diesem Zeitpunkt Abwesende wurden gestrichen.
Die Bild war vor den Läden zu Besuch und berichtet «Festivalatmosphäre». Die Sneakers-Fans würden campieren, Musik, Bier und Joints inklusive. Zwei Jungs, 23- und 25-jährig sind seit Montagmorgen um 3 Uhr vor dem Overkill-Store präsent. Die beiden sind mit dem Bus acht Stunden aus Polen angereist, können vom im Schuh integrierten Jahresabo folglich gar nicht profitieren.
Doch bei den Wartenden geht's längst nicht mehr nur um ein Jahr Gratis-ÖV. Viele glauben an den Sammlerwert des BVG-Schuhs, weil davon nur 500 Exemplare existieren. Ein junger Mann betont gegenüber rbb24.de: «Ich kaufe die für 180 und könnte sie dann für 2'000 Euro verkaufen». Bei Online-Auktionshäusern kursieren weit höhere Beträge, die für den BVG-Sneaker geboten werden.
Sigrid Nikutta, die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe ist vom Erfolg ihres Sneakers überzeugt. Bei rbb24.de wird sie folgendermassen zitiert: «Ich bin mir sicher, dass dieser Schuh für Berlin ein ganz besonderes Highlight ist.»
Vor 30 Jahren waren es Südfrüchte, jetzt sind es BVG-Schuhe. pic.twitter.com/kb8Dl9K9KU
— Weil wir dich lieben (@BVG_Kampagne) 16. Januar 2018
Das Klientel vor den beiden Schuhläden ist jung, alt, weiblich und männlich. Ein 25-Jähriger möchte den BVG-Sneaker haben, obwohl er schon 200 Paare besitzt, die er nie trägt. Gegenüber Bild führt er aus: «Ich habe einen fünfstelligen Betrag investiert.»
Dass die Sneakers online für ein Vielfaches des Originalpreises gehandelt werden, freut die Ladenmitarbeiter nicht: «Gut finden wir das nicht, dass die Schuhe jetzt im Netz für soviel Geld angeboten werden» sagte ein Verkäufer gegenüber rbb24.de, «aber wir können ja nichts dagegen machen». (rst)