Was für ein Tag für die deutschen Christdemokraten: CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte nach den EU-Wahlen die schwere Aufgabe, das schlechteste Ergebnis ihrer Partei bei einer bundesweiten Wahl erklären zu müssen.
Sie tat das bei einer Pressekonferenz am Montag in Berlin. Zunächst auch mit einer gehörigen Portion Selbstkritik: «Zu diesem Ergebnis haben zuallerletzt eigene Fehler geführt.» Es werde «nicht damit getan sein, an ein oder zwei Stellen einen Beschluss zu verändern oder personell etwas zu drehen», sagte AKK.
Auch, als die versammelten Journalisten Fragen stellen konnten, zeigte AKK Demut. Als sie nach dem Youtube-Video von Rezo gefragt wurde, antwortete die Parteichefin: «Die Tatsache, dass wir erst sehr spät reagiert haben, ist nicht das Handling, das man in einem Wahlkampf zeigen muss.»
Es ist absurd, mir zu unterstellen, Meinungsäußerungen regulieren zu wollen. Meinungsfreiheit ist hohes Gut in der Demokratie. Worüber wir aber sprechen müssen, sind Regeln, die im Wahlkampf gelten. #Rezo #Youtuber
— A. Kramp-Karrenbauer (@akk) May 27, 2019
Wenn einflussreiche Journalisten oder #Youtuber zum Nichtwählen oder gar zur Zerstörung demokratischer Parteien der Mitte aufrufen, ist das eine Frage der politischen Kultur. Es sind gerade die Parteien der Mitte, die demokratische Werte jeden Tag verteidigen. #Rezo
— A. Kramp-Karrenbauer (@akk) 27. Mai 2019
Aber ganz am Ende – einige TV-Sender hatten bereits ihre Übertragung der Pressekonferenz eingestellt – sagte Kramp-Karrenbauer dann einige Sätze, die auf Twitter für Häme und für Spott sorgten.
Kramp-Karrenbauer sprach dabei über den Aufruf von über 70 Youtubern, bei der Europawahl nicht für die CDU oder die SPD zu stimmen.
Die ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann verbreitete ein gekürzt aufgeschriebenes Zitat von AKK:
CDU-Chefin @akk: Als sie hörte, es hätten sich >70 Youtuber zusammengeschlossen, habe sie sich gefragt, was eigentlich los wäre, würden 70 Redaktionen aufrufen, CDU & SPD nicht zu wählen. Man müsse prüfen, inwiefern Regeln aus der analogen auch für die digitale Welt gälten. #rezo
— Nicole Diekmann (@nicolediekmann) 27. Mai 2019
Innerhalb kurzer Zeit kommentierten zahlreiche Twitter-Nutzer diese Aussage der CDU-Chefin. Was meinte AKK denn mit den Regeln, die auch für den digitalen Berich gelten sollten?
Die Aussage sorgte jedenfalls für Kopfschütteln bei vielen Twitter-Nutzern.
— Athena Promachós (@Sturmfels) 27. Mai 2019
Bruder muss los.. pic.twitter.com/bRRnKWw1ub
— Stefan Jahns (@SJAY1887) 27. Mai 2019
— Kieler Radwege (@KRadwege) 27. Mai 2019
Hatte sie ihre rote Baskenmütze auf? Vielleicht war das Kabarett.
— Ralph Ruthe (@ralphruthe) 27. Mai 2019
— FEINE SÄURE (@mogelpony) 27. Mai 2019
ciao pic.twitter.com/6x13Oh0BKg
— e (@CreaturaStrana) 27. Mai 2019
Auch Journalisten waren von der Aussage irritiert. Hanning Voigts von der «Frankfurter Rundschau» twitterte:
Was? Gilt dieses verfluchte Grundrecht auf Meinungsfreiheit jetzt etwa auch schon in diesem Internet? 😱😡 https://t.co/UEzcAWvLoi
— Hanning Voigts (@hanvoi) May 27, 2019
Überlegt AKK wirklich, Meinungsäusserungen im Internet vor einer Wahl einzuschränken? Die CDU-Chefin führte ihre Gedanken nicht weiter aus, ihre Aussagen zu einer medienpolitischen Diskussion aber liessen den Schluss zumindest zu.
(watson.de)