Grosse Techkonzerne und die Vereinten Nationen (UN) haben das vom australischen Parlament beschlossene Nutzungsverbot für unter 16-jährige Kinder und Jugendliche kritisiert.
Die chinesische Social-Media-Plattform TikTok zeigte sich «enttäuscht» über das Gesetz. Durch das Verbot bestehe die Gefahr, dass «junge Menschen in dunklere Ecken des Internets gedrängt werden, wo es keine Communityrichtlinien und Sicherheitsregeln (...) gibt», sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Der amerikanische Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta kritisierte eine Gesetzgebung, die im «Eiltempo» durchgesetzt worden sei und ohne zu berücksichtigen, «was die Industrie bereits tut, um altersgerechte Erfahrungen und die Stimmen junger Menschen zu berücksichtigen».
Zudem verlangte Mark Zuckerbergs Konzern, die geplanten Regelungen genau einsehen zu dürfen, um eine «technisch machbare» Lösung zur Altersverifizierung anbieten zu können, die «Eltern und Jugendliche nicht über Gebühr belastet».
Ein Sprecher des amerikanischen Instant-Messaging-Dienstes Snapchat sagte, das Unternehmen sei angesichts des neuen Gesetzes «ernsthaft besorgt». Viele Fragen dazu, wie die neue Regelung genau funktionieren soll, blieben unbeantwortet.
Auch Katie Maskiell vom Uno-Kinderhilfswerk Unicef Australien warnte davor, dass Kinder und Jugendliche in «verdeckte und nicht regulierte Online-Räume» gedrängt würden, wenn sie keinen Zugang mehr zu TikTok, Facebook und Co. hätten. Zudem hätten sie durch das Verbot keinen Zugang mehr zu «Bereichen der Online-Welt, die für ihr Wohlbefinden grundlegend sind».
Mit dem Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren bekommt Australien eine der weltweit schärfsten Regelungen für Onlinedienste wie Tiktok, Instagram und Facebook. Australiens Premier Anthony Albanese hatte Social Media als «Plattform für Gruppenzwang, treibende Kraft für Ängste, Hilfsmittel für Betrüger und Werkzeug für Online-Triebtäter» beschrieben. Er wünsche sich, dass Australiens Jugendliche von ihren Handy-Bildschirmen wegkommen und stattdessen lieber Sport machen.
Die Betreiber müssen künftig «angemessene Schritte» unternehmen, um dafür zu sorgen, dass unter 16-Jährige bei ihnen keine eigenen Konten einrichten können. Ihnen drohen Strafen von bis zu umgerechnet rund 31 Millionen Euro, wenn sie sich nicht an die neuen Vorschriften halten. Wie nicht anders zu erwarten, enthält der Gesetzentwurf kaum Details, wie die Einhaltung durchgesetzt werden soll. Die genauen Vorschriften sollen noch ausgearbeitet werden, das Gesetz wird voraussichtlich frühestens in einem Jahr in Kraft treten.
(dab/sda/afp)