Bernie Sanders erklärt, wie viel der durchschnittliche Arbeiter unter Trump wirklich mehr verdient.screenshot: youtube/Senator Bernie Sanders
Senator Bernie Sanders hat Donald Trumps Rede analysiert – und deren Schwächen schonungslos aufgedeckt.
31.01.2018, 16:3501.02.2018, 05:02
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Donald Trump sprach am Dienstagabend (Ortszeit) über die Lage der Nation. Und die 80-minütige Rede hat gesessen. 75 Prozent der Zuschauer goutierten den Auftritt des US-Präsidenten.
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65 Prozent der Zuschauer gaben an, dass Trumps Ansprache sie stolz gemacht habe. Nur gerade 21 Prozent fühlten sich während der Rede wütend.
Starke Werte. Trump hat den Ton getroffen, positive Emotionen bei den Zuschauern ausgelöst.
Aber nicht bei Bernie Sanders.
Wie so oft seit der Wahl von Donald Trump filterte der Senator aus Vermont die patriotischen Klänge des US-Präsidenten heraus. Sanders konzentrierte sich nur auf die Fakten und präsentierte diese in einem Youtube-Livestream.
Das Fazit: Nüchtern betrachtet ist die Lage der USA bei Weitem nicht so «great», wie sie der Präsident am Dienstagabend präsentiert hat.
Wir haben neun wichtige Punkte aus Sanders' Analyse herausgepickt:
Arbeitslosigkeit
gif: youtube/senatorberniesanders/watson
Trump habe in seiner Rede die tiefe Arbeitslosigkeit und die starke Wirtschaft gelobt, sagt Sanders, und das sei auch richtig so.
Die Werte sind in der Tat gut. Unter Trump konnte die Arbeitslosigkeit weiter gesenkt werden.
Aber:
«Trump vergass zu erwähnen, dass während seines ersten Amtsjahrs so wenige Jobs geschaffen wurden wie seit 2010 nicht mehr. Gemäss des Büros für Arbeitsstatistik wurden in Trumps ersten elf Monaten 254'000 Jobs weniger kreiert als in den elf Monaten zuvor.»
Bernie Sanders
Einkommen
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Wenn man über die Wirtschaft spreche, dann müsse man auch erwähnen, was dies für die Arbeitnehmenden bedeute, so Sanders.
Und dort ist vom Wallstreet-Boom wenig zu spüren.
Zwar habe der durschnittliche Arbeiter in den Vereinigten Staaten eine Lohnerhöhung erfahren, doch diese sei verschwindend klein und werde durch die steigenden Gesundheitskosten wieder aufgefressen, so Sanders. Die Erhöhung betrage gerade mal 0,17 Prozent.
«Seit vergangenem März sind die drei reichsten US-Amerikaner um 68 Milliarden Dollar reicher geworden. Gleichzeitig verdient der durchschnittliche amerikanische Arbeiter gerade mal 4 Cent pro Stunde mehr. Am Ende der Woche macht das etwas mehr als 1 Dollar 60.»
Bernie Sanders
Gesundheitswesen
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Trump habe während des Wahlkampfes versprochen, dass er eine Gesundheitsversicherung für alle Amerikaner einführen werde, sagt Sanders weiter.
Doch die Realität sieht anders aus.
Heute seien drei Millionen US-Amerikaner weniger versichert als zum Zeitpunkt von Trumps Amtseinführung, und diese Zahl werde in den kommenden Monaten noch weiter zunehmen.
«Ich habe heute Abend viele meiner republikanischen Kollegen applaudieren hören, wie grossartig es ist, dass Millionen von Amerikanern ihre Gesundheitsversicherung verlieren. Nicht wirklich etwas, das ich verstehe.»
Bernie Sanders
Klima
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Dann geht Sanders zu jenen Themen über, die Trump mit keinem Wort angesprochen hat. Und das obschon sie zu den wichtigsten Herausforderungen gehören, «die auf die USA und die ganze Welt zukommen».
Er vestehe nicht, wie ein Präsident eine Rede zur Lage der Nation halten und dabei den Klimawandel nicht erwähnen könne, so Sanders.
«Nein, Mr. Trump, der Klimawandel ist kein Scherz. Es ist eine Realität, die verheerenden Schaden im ganzen Land und auf der ganzen Welt anrichtet.»
Bernie Sanders
Ausbildung
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Des Weiteren fragt sich Sanders, wie der Präsident der Vereinigten Staaten nicht darüber sprechen kann, dass es sich hunderttausende junge Menschen nicht leisten können, ans College zu gehen.
«Hunderttausende kluge, junge Köpfe können es sich nicht leisten, ans College zu gehen, während Millionen anderer mit einem grossen Schuldenberg aus der Schule kommen und mit diesen Schulden kämpfen für den Rest ihres Lebens.»
Bernie Sanders
Russland
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Auch Russland erwähnte Donald Trump während seiner Rede nicht.
Und das obschon der eigene CIA-Direktor davon ausgehe, dass Russland auch bei den Zwischenwahlen im Jahr 2018 eingreifen werde, so Sanders.
«Wie kann es sein, dass ein Präsident nicht darüber spricht, dass Russland bei den Wahlen 2016 mit einem Cyber-Krieg eingegriffen hat?»
Bernie Sanders
Einwanderung
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Dann kommt Sanders wieder zurück zu den Themen, die der US-Präsident angesprochen hat. Die Einwanderung etwa.
Donald Trump habe mit seinem Entscheid, den Schutzstatus der «Dreamers» aufzuheben, eine Krise ausgelöst, so Sanders. Eine Umfrage nach der anderen zeige, dass über 80 Prozent der US-Amerikaner glaube, dass man den legalen Statuts dieser jungen Menschen schützen solle.
«Es wäre unsäglich und ein moralischer Fleck auf unserem Land, wenn wir diesen 800'000 jungen Menschen, die in diesem Land geboren und grossgezogen wurden, den Rücken zukehren.»
Bernie Sanders
Man müsse das Thema Einwanderung unbedingt ansprechen, so Sanders, aber das bedeute nicht, ...
- ... dass der Steurzahler 25 Milliarden für eine Mauer zahlen müsse.
- ... Familien auseinanderzureissen und legale Einwanderung um 25 bis 50 Prozent zu reduzieren.
- ... eine rassistische Immigrations-Politik, die farbige Menschen rund um den Globus ausschliesse.
Infrastruktur
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Präsident Trump habe auch über das Thema Infrastruktur gesprochen, so Sanders, und das sei auch richtig so.
Aber die Art und Weise, wie der US-Präsident diese erneuern wolle, sei «absolut falsch». Trump wolle die Staaten dazu bewegen, Brücken und Strassen an Private zu verkaufen.
«Und wie würde die Wallstreet ihre Investitionen wieder reinholen? Sie würde neue Gebühren einführen, die von den amerikanischen Pendlern und Hausbesitzern bezahlt werden müssten. »
Bernie Sanders
Opioid-Krise
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Donald Trump habe korrekterweise über die Notwendigkeit gesprochen, die Opioid-Krise zu bekämpfen.
«Aber ich sage zu Donald Trump, man hilft jenen, die unter einer Opioid-Sucht leiden nicht, in dem man Medicaid (Anm. d. Red.: Gesundheitsfürsorgeprogramm für Personenkreise mit geringem Einkommen) um eine Billion Dollar kürzt. Wir müssen Medicaid ausweiten, nicht kürzen.»
Bernie Sanders
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