Die Flucht von Drogenboss Joaquín Guzmán Loera aus dem Hochsicherheitsgefängnis «Federal Social Readaptation Center No. 1» hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Am 11. Juli hatten die Kameras den mehrfachen Mörder letztmalig um 20.52 Uhr im Blick, als er zu seiner Dusche ging. Um 22.55 Uhr lösten die Wärter Alarm aus, weil der Verbrecher nicht mehr zu sehen war.
750 Kameras filmen das Gelände, 26 Schleusen sollen für Sicherheit sorgen. Nun stellt sich die Frage: Wie konnte der Mann unentdeckt entkommen? Schuld ist quasi die Privatsphäre, wie die folgenden Bilder zeigen.
Weil der Staat den Häftling unter der Dusche nicht ins Visier nehmen darf, konnten Guzmáns Helfer einen Fluchttunnel bis in seine Zelle graben. Am 14 Juli konnten ausgewählte Journalisten das Bauwerk in Augenschein nehmen: Der Tunnel liegt in 19 Meter Tiefe, ist etwa 1,6 Kilometer lang. Die Luft darin ist warm und feucht, beschreibt die Nachrichtenagentur AP.
Der Schwerverbrecher war am 22. Februar letzten Jahres wieder dingfest gemacht worden, nachdem er bereits 2001 aus einem Gefängnis geflohen war. Wahrscheinlich hat sich Guzmán relativ zeitnah an einen neuen Fluchtplan gemacht, denn der Bau des Tunnels war offensichtlich nicht nur mit viel Arbeit verbunden, sondern auch mit der Organisation technischer Hilfsmittel: Erst wurde ja das illegale Gebäude zur Hälfte errichtet, bevor die eigentlich Arbeit am Tunnel beginnen konnte.
Die Behörden gehen davon aus, dass die Planung ein Jahr in Anspruch genommen hat. Der Drogenboss hat Erfahrung mit dem Graben: Angeblich verdiente er sein Geld auch damit, über Tunnel unter der mexikanisch-amerikanischen Grenze Illegale in die USA zu schleusen. US-Experten bezweifeln dennoch, dass der Bau zum Gefängnis hin tatsächlich unbemerkt geblieben ist: Der Direktor ist deswegen bereits gefeuert worden. Insbesondere das Anlegen des letzten, zehn Meter hohen Schachts zur Zelle hin hätte einem Wärter auffallen müssen.