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Energie

Neue Technikprobleme bremsen französische Atomkraftwerke aus

Grosser Riss in Penly entdeckt: Französische AKW müssen erneut abgeschaltet werden

Nach dem Feststellen neuer Korrosionsprobleme verzögert sich die Wartung einiger französischer Atomkraftwerke.
09.03.2023, 01:5409.03.2023, 01:54
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Die Entdeckung eines grossen Risses in einer Rohrleitung eines Reaktors des Atomkraftwerks Penly werde dazu führen, dass andere Kraftwerke für Kontrollen länger abgeschaltet werden müssen, teilte der Vize-Chef der französischen Atomsicherheitsbehörde (ASN) mit, wie die Zeitung «Le Monde» am Mittwochabend berichtete. Die Problematik werde aber nicht zu massiven Abschaltungen von Reaktoren führen.

epa10357110 The French utility EDF's Penly Nuclear Power Plant during a media visit in Petit-Caux, near Dieppe, France, 09 December 2022. EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON
Das Atomkraftwerk Penly in der Normandie. Bild: keystone

Wie die Atomsicherheitsbehörde bereits am Vortag mitgeteilt hatte, hat die Problematik nach Angaben des Stromkonzerns EDF Auswirkungen auch auf die Atomkraftwerke Cattenom, Civaux, Chooz B und weitere Reaktoren des Kraftwerks Penly, das in der Normandie am Ärmelkanal gelegen ist.

Nach ASN-Angaben war im Reaktor 1 in Penly ein Riss in der Nähe einer Schweissnaht in einer Rohrleitung im Sicherheitseinspritzsystem gefunden worden. Der Riss erstreckt sich über 15.5 Zentimeter, das ist etwa ein Viertel des Umfangs der Leitung. Seine maximale Tiefe beträgt 2.3 Zentimeter bei einer Leitungsdicke von 2.7 Zentimetern. Die Sicherheit der Rohrleitung sei damit nicht mehr nachgewiesen, so die ASN. Der Riss habe keine Auswirkungen auf Personal oder Umwelt gehabt. Es beeinträchtige jedoch die Sicherheitsfunktion, die mit der Kühlung des Reaktors verbunden ist.

Aufgrund der potenziellen Folgen und der erhöhten Wahrscheinlichkeit eines Bruchs stuft die ASN das Ereignis für den Reaktor in Penly auf Stufe 2 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) und für die anderen betroffenen Reaktoren auf Stufe 1 ein. Die Skala reicht von 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung) bis 7 (schwerste Freisetzung).

Im vergangenen Jahr hatten Korrosionsprobleme zum Stillstand etlicher teils in die Jahre gekommener AKW in Frankreich geführt und das Land mitten in der Energiekrise zum verstärkten Import von Strom unter anderem aus Deutschland gezwungen. EDF unterzieht ab diesem Jahr sämtliche Kraftwerke einer Kontrolle. Die ASN forderte EDF nun auf, ihre Strategie zu überarbeiten, um die neu festgestellten Probleme zu berücksichtigen. (sda/dpa)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hösch
09.03.2023 02:54registriert März 2022
Das klingt so gar nicht nach der sicheren Bandenergie von der so gerne geschwärmt wird.
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Rethinking
09.03.2023 06:07registriert Oktober 2018
Soweit ich weiss, geht man mittlerweile davon aus, dass Solarstrom verlässlicher ist als Atomstrom…

Dies weil AKWs andauernd wegen Wartungsarbeiten, Schäden, Defekten und zu hoher Wassertemperatur vom Netz genommen werden müssen…
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Tokyo
09.03.2023 08:04registriert Juni 2021
die so superduper sicher Atomkraft scheint ein paar RIsse zu haben
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