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England

König Charles entzieht Prinz Andrew alle Titel wegen Epstein-Skandal

FILE - Britain's Prince Andrew, left, and Britain's King Charles III leave after the Requiem Mass service for the Duchess of Kent at Westminster Cathedral in London, Tuesday, Sept. 16, 2025. ...
Prinz Andrew mit seinem Bruder, dem König.Bild: keystone

Prinz Andrew muss all seine Titel abgeben – so verstrickte er sich im Epstein-Skandal

31.10.2025, 17:1231.10.2025, 17:12

Andrew Mountbatten-Windsor, ehemals Prinz Andrew, Herzog von York, ist seit Oktober 2025 offiziell nicht mehr Träger königlicher Titel und Privilegien. Der Buckingham Palace veröffentlichte am 30. Oktober eine Mitteilung, in der König Charles III. die Entziehung von Würden, Titeln und Ehrenrechten seines Bruders bekanntgab.

Demnach wird Andrew künftig nur noch unter dem bürgerlichen Namen Andrew Mountbatten-Windsor geführt. Zudem muss er seine bisherige Residenz, die Royal Lodge in Windsor, verlassen und in eine private Unterkunft ziehen. Die Entscheidung folgt als Reaktion auf die langjährigen Anschuldigungen gegenüber Andrew im Zusammenhang mit dem US-amerikanischen Finanzier Jeffrey Epstein, der 2019 wegen sexueller Übergriffe verurteilt wurde.

Bereits zuvor hatte Andrew auf die aktive Nutzung bestimmter Titel verzichtet, darunter «Herzog von York». Die vollständige Entziehung aller Titel durch König Charles III. markiert jedoch einen historischen Schritt, da ein Mitglied der königlichen Familie damit erstmals vollständig entprivilegiert wird, während es weiterhin in der Öffentlichkeit steht.

Andrew Mountbatten-Windsor wurde vor allem von Virginia Giuffre mit Vorwürfen konfrontiert. Sie veröffentlichte posthum 2025 ihre Erinnerungen, in denen sie schildert, dass Andrew sie in ihrer Jugend mehrfach missbraucht haben soll. Andrew bestritt und bestreitet diese Vorwürfe weiterhin. 2022 einigte er sich jedoch aussergerichtlich mit Giuffre über eine Schadensersatzzahlung.

Der Fall Andrews

1960 wurde Andrew als zweiter Sohn von Königin Elizabeth II. und Prinz Philip als «His Royal Highness The Prince» Andrew geboren. Mitglieder der britischen Königsfamilie tragen gewöhnlich keinen Familiennamen. Von 1979 bis 2001 diente er in der Royal Navy, wo er unter anderem auch an Kampfhandlungen während des Falklandkrieges 1982 teilnahm. Nach seinem militärischen Dienst hielt er mehrere Führungspositionen in Grossbritannien, so verdingte er sich als Präsident des englischen Fussballverbands FA oder als Handelsbotschafter des Königreichs.

Seit den 2000er-Jahren geriet Andrew zunehmend wegen seiner Verbindungen zu Jeffrey Epstein in die öffentliche Kritik. Trotz Epsteins erster Verurteilung 2008 wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger hielt Andrew den Kontakt aufrecht. Noch 2010 traf er sich mit Epstein und verbrachte mehrere Tage in seinem Anwesen. In einem Interview gab Andrew dazu zu Protokoll, dass er sich nur mit Epstein getroffen habe, um ihm mitzuteilen, dass er die Freundschaft zu ihm aufgrund seiner Verurteilung beende.

Prince Andrew and Virginia Roberts Prince Andrew smiling as he stands with his left arm around the waist of a young Virginia Roberts now Virginia Giuffre. It is alleged to have been taken in early 200 ...
Andrew Arm in Arm mit der damals 17-jährigen Virginia Roberts (später Giuffre) im Jahr 2001. Ghislaine Maxwell steht im Hintergrund.Bild: www.imago-images.de

Als 2011 zum ersten Mal das Bild von Andrew und Giuffre auftauchte, soll Andrew gemäss The Guardian jedoch Epstein in einem Mail geschrieben haben: «Wir stecken da gemeinsam drin und müssen darüber hinwegkommen. Sonst bleib in engem Kontakt und wir spielen bald wieder zusammen!!!!»

Das BBC-Interview

Virginia Giuffre erklärte in einem gerichtlichen Antrag vom Dezember 2014, dass sie neben Sex mit anderen Freunden von Epstein auch zum Sex mit Andrew gezwungen worden sei. Andrew hat diese Anschuldigung stets vehement zurückgewiesen. Im Jahr 2015 entschied ein Richter, dass die Anschuldigungen von Giuffre gegen den Prinzen «unwesentlich und unangebracht» seien, und ordnete an, sie aus Giuffres Klageschrift gegen Epstein zu streichen.

Um die Anschuldigungen gegen seine Person aus der Welt zu schaffen, stimmte Andrew 2019 einem Interview mit der BBC zu. Im Gespräch mit der Journalistin Emily Maitlis erklärte Andrew, er könne sich nicht an ein Treffen mit Virginia Roberts Giuffre erinnern. Er bestritt auch Giuffre jemals getroffen zu haben, obwohl es das Bild der beiden gab. Dazu meinte Andrew, dass das Bild möglicherweise gefälscht sei.

Gemäss Virginia Giuffres Anwälten wurde sie von Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell angewiesen, sexuelle Handlungen mit Prinz Andrew vorzunehmen. Andrew soll sie demnach insgesamt dreimal missbraucht haben: einmal in London, einmal in New York und ein weiteres Mal auf Epsteins Privatinsel in den Amerikanischen Jungferninseln.

Seine Verteidigung im Interview löste landesweites Kopfschütteln aus: Er habe in der genannten Nacht gar nicht in London sein können, erklärte Andrew, da er mit seinen Töchtern «Pizza essen» war. Dazu, dass er und Giuffre in einem Londoner Nachtclub getanzt haben und er dabei sehr schwitzig gewesen sei, meint der Prinz, auch das könne nicht zutreffen. Er habe aufgrund eines Adrenalinüberschusses im Falklandkrieg zeitweise nicht mehr schwitzen können. Das Interview verkommt für den Royal zur Katastrophe. Kurz darauf zog sich Andrew von allen öffentlichen Ämtern zurück.

Das Übereinkommen

2021 reichte Virginia Giuffre in den USA Zivilklage gegen Andrew ein. Sie beschuldigte ihn, sie als Minderjährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Andrew wies die Anschuldigungen weiter zurück, einigte sich jedoch Anfang 2022 aussergerichtlich – angeblich für rund 12 Millionen Pfund Sterling, finanziell unterstützt durch seine Mutter, die Queen und seinen Bruder, den aktuellen König.

In der Einigung erkannte Andrew «das Leiden von Frau Giuffre und anderen Überlebenden des Missbrauchs» an, gestand aber keine Schuld ein. Diese Formel reichte aus, um die Klage beizulegen – nicht jedoch, um den Schaden am Ruf des Königshauses zu berechtigen.

Thronfolge bleibt vorerst bestehen

Bereits nach dem Skandal 2022 entzog ihm die Queen die militärischen Ehren und das Recht, den Titel «His Royal Highness» zu führen. Er durfte den Titel Herzog von York vorerst behalten – bis jetzt.

König Charles III. geht weiter als seine Mutter: Mit dem Entzug sämtlicher Titel und dem Verbot, sich «Prinz» zu nennen, verliert Andrew jede sichtbare Verbindung zur Krone. Rechtlich geschieht das über sogenannte Letters Patent – königliche Urkunden, die normalerweise Titel verleihen, in diesem Fall aber entziehen.

Eine Stufe bleibt jedoch unangetastet: Andrews Platz in der Thronfolge. Er bleibt – vorerst – die Nummer acht. Eine Änderung dieser Reihenfolge würde Parlamentsbeschlüsse in allen Commonwealth-Reichen erfordern. Doch Beobachter halten es für möglich, dass diese Diskussion bald folgen wird.

Mountbatten-Windsor

Aus Prinz Andrew wird Andrew Mountbatten-Windsor. Der Nachname Mountbatten-Windsor, der sonst nur auf offiziellen Dokumenten oder bei bürgerlichen Familienmitgliedern der Royals verwendet wird, markiert den endgültigen Bruch mit der Königsfamilie.

Es ist ein Name ohne Krone, ohne Rang, ohne Glanz. Was bleibt, ist ein Mann, der einst Teil des innersten Zirkels der Royal Family war – und jetzt, mit 65 Jahren, in einer stillen Privatunterkunft lebt, fernab der Öffentlichkeit, mit einem Namen, der ihn an das erinnert, was er verloren hat: die Ehre, Prinz zu sein. (ear)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tss
31.10.2025 18:01registriert Juni 2020
Schade, dass es nur ihn trifft, DT sollte auch federn lassen müssen.
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Black Cat in a Sink
31.10.2025 20:34registriert April 2015
Andrew Mountbatten Windsor hat jetzt die einmalige Gelegenheit, reinen Tisch zu machen. Damit kann er sich selbst wieder im Spiegel anschauen. Ich fürchte, diesen Mut wird er nicht aufbringen und auch nicht den anderen Weg zu gehen.
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Jacques #23
31.10.2025 22:05registriert Oktober 2018
Er könnte doch alles auspacken, was er über Trump weiss und sich immerhin ein wenig wenig Punkt holen?
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