Streit um Flüchtlingsschiff eskaliert: «Die italienische Position lässt mich kotzen»
Der Streit um das Flüchtlingsschiff «Aquarius» eskaliert: Nun hat die italienische Regierung den französischen Botschafter einbestellt.
Chronologie eines Streits:
Das ist passiert:
629 Flüchtlinge harren seit dem Wochenende auf der «Aquarius» im Mittelmeer aus.
- Italien und Malta streiten seit Tagen über die Aufnahme von Migranten. Beide Länder sahen am Wochenende jeweils die andere Seite in der Verantwortung und blieben trotz internationalen Drucks unnachgiebig.
- Daraufhin bot Spanien an, die Menschen aufzunehmen. Das Problem: Die Überfahrt nach Spanien soll wegen Unwetter und Entfernung rund vier Tage dauern. Korsika bot der «Aquarius» deswegen Zuflucht an.
Hilfsorganisationen kritisieren die ausbleibende Unterstützung scharf:
Ärzte ohne Grenzen drängt EU-Mitgliedsstaaten, die sofortige Ausschiffung der 629 Menschen an Bord der #Aquarius im nächsten sicheren Hafen zu ermöglichen. Eine 4-tägige Fahrt nach #Valencia wäre riskant bei einem überfüllten Schiff und schlechtem Wetter. https://t.co/gZibLmYP6Z
— Ärzte ohne Grenzen (@msf_de) 12. Juni 2018
Frankreich mahnt Italiens Regierung ab
- Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warf Italien wegen der Weigerung, die Flüchtlinge aufzunehmen, Zynismus und Verantwortungslosigkeit vor. Er appellierte an Italien, das internationale Seerecht zu achten. Es schreibe vor, «dass im Notfall die am nächsten gelegene Küstenregion eine Pflicht zur Aufnahme» von Flüchtlingen habe. Die Zurechtweisung Macrons erfolgte kurz vor dem Antrittsbesuch des neuen italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte am Freitag in Paris.
- Gabriel Attal, ein Sprecher von Macrons Partei, sagte dem Fernsehsender des französischen Parlaments:
Das sagt die italienische Regierung
- Rom reagierte äusserst verärgert. Der neue italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte teilte mit:
- Innenminister Matteo Salvini, Chef der rechten Partei Lega, sagte der Zeitung «Corriere della Sera», dass die Regierung in Rom ihre Haltung nicht ändern werde. «Schiffe, die ausländischen Organisationen gehören und unter fremder Flagge unterwegs sind, können nicht die italienische Einwanderungspolitik diktieren.» Von der französischen Regierung erwartet Salvini nach eigenen Worten eine Entschuldigung.
- Giuseppe Conte bemängelte die fehlende Solidarität innerhalb Europas. Italien werde mit dem Flüchtlingsproblem allein gelassen, so der neue italienische Ministerpräsident.
- Aus diplomatischen Kreisen in Rom heisst es, der französische Botschafter Christian Masset werde im Aussenministerium erwartet.
Was passiert jetzt mit den Flüchtlingen?
Am Dienstagabend starteten die «Aquarius» sowie zwei italienische Schiffe in Richtung Valencia in Ostspanien, wie die Organisation SOS Méditerranée mitteilte:
🔴 UPDATE #Aquarius has set sail to #Valencia at 21h00 as have the #Dattilo and #Orione, all three ships carrying the 630 people rescued 72 hours ago.
— SOS MEDITERRANEE GER (@SOSMedGermany) 12. Juni 2018
Die Ankunft der Rettungsschiffe wird nun am Samstagabend im spanischen Valencia erwartet. Der genaue Zeitpunkt hängt aber noch von den Wetter- und Meeresbedingungen ab.
Seit Tagen liegt das Flüchtlingsrettungsboot #Aquarius auf dem Mittelmeer. #Italien und #Malta verweigerten die Aufnahme. #Spanien will jetzt helfen. pic.twitter.com/TeZjntSR6v
— ARD Morgenmagazin (@ardmoma) 13. Juni 2018
Dies sagte Sophie Beau von der Hilfsorganisation SOS Méditérranée am Mittwoch in Marseille. Die Seenotretter rechnen mit vier Meter hohen Wellen, sobald das Schiff die Strasse von Sizilien verlässt - dies ist die Meerenge zwischen Sizilien und Tunesien. (hd/gam/rtr/afp)
(watson.de)
