Lepra in Europa: Erste bestätigte Fälle nach über 30 Jahren
In Rumänien sind erstmals seit 1981 wieder Lepra-Fälle aufgetreten, in Kroatien wurde der erste seit über 30 Jahren bestätigt. Das berichten lokale Medien. Die chronische bakterielle Erkrankung, die weltweit eigentlich rückläufig ist, wurde demnach bei ausländischen Arbeitskräften festgestellt. Nach Einschätzung der Behörden besteht für die Allgemeinbevölkerung jedoch keine Gefahr.
Vier Fälle in Rumänien, ein bestätigter Fall in Kroatien
In Cluj-Napoca (Rumänien) wurden vier Männer asiatischer Herkunft positiv auf Lepra getestet. Sie arbeiteten in einem Massagesalon, der nun vorübergehend geschlossen und vollständig desinfiziert wurde. Auch alle Kontaktpersonen wurden medizinisch untersucht. Die Behörden führen derzeit epidemiologische Untersuchungen durch.
Laut dem rumänischen Gesundheitsminister Alexandru Rogobete handelt es sich um die ersten registrierten Lepra-Fälle seit 44 Jahren. Die Betroffenen werden derzeit medizinisch behandelt.
Auch Kroatien meldete einen Lepra-Fall – den ersten seit 1993. Der Patient stammt aus Nepal und lebt seit zwei Jahren mit seiner Familie in Split. Laut Bernard Kaić vom kroatischen Institut für öffentliche Gesundheit wurde der Fall früh erkannt. Enge Kontaktpersonen erhalten vorsorglich eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe, obwohl sie bisher keine Symptome zeigen.
Was ist Lepra?
Lepra ist eine chronische Infektionskrankheit, verursacht durch das Bakterium Mycobacterium leprae. Sie entwickelt sich meist schleichend und betrifft vor allem Haut, Nerven und Augen. Typische erste Anzeichen sind helle oder rötliche Hautflecken, bei denen das Schmerz- und Temperaturempfinden oft vermindert ist. Im weiteren Verlauf kann es zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln, Muskelschwäche und Lähmungen kommen, vor allem an Händen, Füssen oder im Gesicht. Auch die Augen können in Mitleidenschaft gezogen werden, etwa durch Trockenheit, Lichtempfindlichkeit oder – unbehandelt – eine allmähliche Erblindung. In schweren, nicht behandelten Fällen drohen bleibende Nervenschäden, Verformungen der Gliedmassen und chronische Hautinfektionen.
Wichtig: Lepra ist heilbar. Die Behandlung erfolgt mit einer Kombination aus Antibiotika über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten. Entscheidend ist ein früher Therapiebeginn. Er verhindert Komplikationen und senkt die Ansteckungsgefahr deutlich.
Warum taucht Lepra wieder auf?
Weltweit treten laut WHO jährlich über 170'000 neue Fälle auf, vor allem in Ländern wie Indien, Brasilien, Indonesien und auf dem afrikanischen Kontinent. Die Rückkehr nach Europa ist laut Experten kein Zeichen für einen Ausbruch, sondern eine Folge der globalen Mobilität.
In der Schweiz gilt Lepra als praktisch ausgerottet. Fälle treten nur selten auf, und dies nur, wenn eine Person zuvor aus einem Gebiet mit höherem Risiko ins Land eingereist war. In Deutschland werden pro Jahr durchschnittlich ein bis zwei Fälle registriert, ebenfalls meist durch Einschleppung im Zuge von Reisen oder Migration. Auch in den aktuellen Fällen in Osteuropa handelt es sich um Personen aus Ländern, in denen die Krankheit noch verbreitet ist. (t-online/con)
Verwendete Quellen:
- croatiaweek.com: "First case of leprosy in Croatia since 1993 confirmed" (Englisch)
- gesund.bund.de: "Lepra"
- who.int: "Lepra gibt es immer noch: die Macht der Aufklärung und Früherkennung"

