Anthony ist Hobby-Fotograf. Gestern hat er wohl den Schnappschuss seines Lebens gemacht. Sein Foto zeigt die Notre-Dame-Kathedrale, kurz bevor der Spitzturm kollabierte. Eine Rauchwolke steigt auf und verdeckt teilweise den Eiffelturm im Hintergrund.
Über Nacht wurde das Bild tausendfach geteilt, für viele hält es die Tragödie von gestern Abend perfekt fest. Aber es gab nicht wenige, die behaupteten, das Bild sei eine Montage. Grund dafür ist die ungewöhnliche Ansicht: Das Bild wirkt so, als sei der Eiffelturm direkt neben der Notre-Dame.
«Le Parisien» hat den Fotografen ausfindig gemacht und mit ihm über das Bild gesprochen. Anthony war überrascht, dass sein Bild so eingeschlagen hat. «Um ehrlich zu sein, bin ich gerade aufgewacht und sehe, dass ich viele E-Mails und Benachrichtigungen in den sozialen Netzwerken erhalten habe.»
Er hatte das Bild gestern Abend auf Facebook und Flickr geteilt, von dort machte es sich selbstständig. «Das ist das erste Mal, dass mir so etwas passiert. Das ist verrückt», sagte er weiter.
Ebenso wie die Vorwürfe, das Bild sei ein Fake. Dutzende Internet-Nutzer waren davon überzeugt, dass er mittels Photoshop den Turm näher geholt habe. Anthony hält dagegen: «Ich habe dieses Foto von weit weg aufgenommen, nahe der ‹Porte de Vincennes›. Aber diese Ansicht existiert», verriet er dem «Parisien».
Er habe von dort aus schon viele Klischee-Fotos geschossen. Auf Instagram sieht man ausserdem, wie er mit seinem Handy den Bildschirm seiner Kamera abfilmt, um zu beweisen, dass es sich nicht um eine Montage handelt.
«Ich tat dies, damit die Leute die Szenerie verstehen. Denn es ist wahr, dass der Effekt spektakulär ist. Wenn die Aufnahmen so übertrieben wirken, ist dies wegen der Brennweiteneinstellung und meines Zooms von 600 Millimetern», erklärt er sich. (jaw)