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Frankreich

Sarkozy zu seinen 20 Tagen Haft: «Es war ein Albtraum»

FILE - Former French President Nicolas Sarkozy leaves his home Tuesday, Oct. 21, 2025 in Paris as he heads to prison to serve time for a criminal conspiracy to finance his 2007 election campaign with  ...
Nicolas Sarkozy vor seinem Haftantritt am 21. Oktober.Bild: keystone

«Zermürbend» und «ein Albtraum»: Das sagt Sarkozy zu seinen 20 Tagen im Knast

11.11.2025, 11:1811.11.2025, 13:51

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy durfte am Montag nach 20 Tagen im Gefängnis nach Hause fahren. Eigentlich wurde der 70-Jährige wegen krimineller Verschwörung zu fünf Jahren verurteilt, doch ein Berufungsgericht hiess seinen Antrag auf Freilassung gut.

Er darf die Zeit, bis über seine Berufung entschieden wird, zu Hause absitzen. Es gibt aber Auflagen: Sarkozy muss in Frankreich bleiben und es ist ihm verboten, mit dem Justizministerium oder anderen mit dem Fall verbundenen Personen in Kontakt zu treten. Der nächste Prozess ist für das nächste Frühjahr angesetzt.

Nach seiner Freilassung äusserte sich der ehemalige Präsident zu den Haftbedingungen:

«Ich möchte mich bei allen Mitarbeitern der Haftanstalt bedanken, die ausserordentlich menschlich sind und diesen Albtraum erträglich gemacht haben – denn es war ein Albtraum.»
Nicolas Sarkozy

Und weiter:

«Ich hätte nie gedacht, dass ich mit 70 Jahren im Gefängnis landen würde. Das ist eine Tortur, die mir auferlegt wurde. Ich gebe zu, dass es schwer ist, sehr schwer sogar. Das hinterlässt bei jedem Gefangenen Spuren, weil es so zermürbend ist.»
Nicolas Sarkozy

Schwere Zeit in Haft

Bereits zuvor war bekannt geworden, dass sich Sarkozy in Haft schwertat. So schrieb das Nachrichtenmagazin Le Point, Sarkozy ernähre sich gemäss einer Quelle aus seinem Umfeld nur von Joghurt – weil er Angst habe, «dass andere Häftlinge ihm in sein Essen spucken könnten oder Schlimmeres».

epa12516248 A police convoy escorts the car in which former French President Nicolas Sarkozy leaves La Sante prison after a court decision to release him, in Paris, France, 10 November 2025. A French  ...
Hier verlässt Sarkozy die Haftanstalt La Santé.Bild: keystone

Auch Kochen sei keine Option gewesen, so die Quelle weiter – weil dies der Ex-Präsident schlicht nicht könne. «Sarkozy kann sich nicht einmal ein Ei braten», heisst es weiter.

Etwa drei Wochen musste Sarkozy im Pariser Gefängnis La Santé verbringen. Untergebracht war er in einem isolierten und besonders geschützten Bereich, jedoch in einer normalen, schlichten Zelle.

Dafür wurde Sarkozy verurteilt

Bei dem Gerichtsurteil von Sarkozy geht es um die sogenannte Libyen-Affäre und den Vorwurf, dass für Sarkozys Präsidentenwahlkampf 2007 illegal Geld von der Führung Libyens unter dem damaligen Machthaber Muammar Gaddafi geflossen sein soll.

Der Gefängnisaufenthalt ist für Sarkozy ein tiefer Fall und seine bislang herbste Niederlage im Kampf, den er sich seit Jahren mit der Justiz liefert. Bereits in zwei anderen Fällen war der einstige Hoffnungsträger der bürgerlichen Rechten Frankreichs verurteilt worden, einmal davon rechtskräftig.

FILE - French President Nicolas Sarkozy, left, greets Libyan leader Col. Moammar Gadhafi upon his arrival on Dec. 10 2007 at the Elysee Palace, in Paris. (AP Photo/Francois Mori, File)
Nicolas Sarkozy ...
Sarkozy und der damalige libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi 2007 im Élysée-Palast.Bild: keystone

So geht es weiter

Frankreichs Ex-Präsident beteuert auch nach seiner Freilassung weiterhin seine Unschuld. «Ich hatte nie die Absicht, Herrn Gaddafi um irgendeine Art von Finanzierung zu bitten», schrieb der 70-Jährige auf X. Und weiter:

«Ich werde niemals etwas gestehen, was ich nicht getan habe.»
Nicolas Sarkozy

Weil Sarkozy das Urteil anficht, gilt er nicht als verurteilter Straftäter, sondern lediglich als Verdächtiger. Doch da seine Inhaftierung mit vorläufiger Vollstreckung vom Gericht bestimmt wurde, musste er dennoch in Haft. Der Prozess wird 2026 fortgesetzt. (leo mit Material der sda)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ChriLu14
11.11.2025 11:55registriert Mai 2022
Schluchz - mir kommen die Tränen. 20 Tage ? Und jetzt Sonderbehandlung mit Fussfessel !
Aber es ist trotzdem ein erster Schritt und ein Signal an Politiker, dass man mit Korruption nicht meher so leicht davonkommt. Die feudalen Zeiten sind vorbei .
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Der Micha
11.11.2025 12:44registriert Februar 2021
«Ich hätte nie gedacht, dass ich mit 70 Jahren im Gefängnis landen würde. Das ist eine Tortur, die mir auferlegt wurde. Ich gebe zu, dass es schwer ist, sehr schwer sogar. Das hinterlässt bei jedem Gefangenen Spuren, weil es so zermürbend ist.»

Der tut ja so, als wäre er für einige Jahre im Loch verrottet. Wenn er nicht kochen kann, dann soll er es lernen. Genug Zeit im Gefängnis hat er schließlich gehabt.
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pages
11.11.2025 12:30registriert August 2025
Nur schon die Formulierung, er hätte nie die Absicht gehabt, spricht eigentlich schon Bände...
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