Der Gründer des rechtsextremen Front National (FN) in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, hat im offenen Streit mit seiner Partei einen Rückzieher gemacht. Er verzichtet auf eine Kandidatur bei den Regionalwahlen im Dezember.
Der 86 Jahre alte Parteigründer sagte dem «Figaro Magazine» auf die Frage seiner Bewerbung: «Nein, auch wenn ich denke, dass ich der beste Kandidat für den Front National wäre.» Im Laufe des Montag wolle Le Pen eine Mitteilung zu diesem Thema veröffentlichen, hiess es weiter.
Der FN-Ehrenvorsitzende sprach sich dafür aus, dass seine Enkelin Marion Maréchal-Le Pen an seiner Stelle die FN-Kandidatur in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte d'Azur übernimmt. Die 25-Jährige gilt als deutlich radikaler als ihre Tante Marine Le Pen, FN-Vorsitzende und Tochter des Parteigründers, welche sich gegen eine Kandidatur ihres Vaters gewandt hatte.
Der schon lange schwelende Konflikt zwischen dem Parteigründer und der derzeitigen FN-Führung war kürzlich eskaliert, nachdem Jean-Marie Le Pen die Gaskammern der NS-Konzentrationslager in Interviews zum wiederholten Male als «Detail» der Geschichte bezeichnet hatte. Marine Le Pen gab daraufhin bekannt, dass sie eine Kandidatur ihres Vaters bei den Regionalwahlen verhindern wolle und kündigte disziplinarische Massnahmen gegen den Europaabgeordneten an.
Die 46-jährige Marine Le Pen versucht seit ihrer Wahl zur FN-Vorsitzenden Anfang 2011, der Partei ein bürgerlicheres Image zu verschaffen. Sie vermeidet verbale Entgleisungen, die ihrem Vater wiederholt Verurteilungen wegen Leugnen des Holocausts oder Aufrufs zu Rassenhass einbrachten.
Unter ihrer Führung hat die Partei an Zulauf gewonnen. Umfragen legen nahe, dass Marine Le Pen es bei der Präsidentschaftswahl 2017 in die Stichwahl schaffen könnte. (whr/sda/dpa/afp/reu)