Zwei US-amerikanische Soldaten haben einen Anschlag in einem französischen Thalys-Zug verhindert, indem sie den Schützen überwältigten. Dabei wurde einer der beiden Soldaten mit einem Messer verletzt. In den Medien werden laufend neue Details zum Angriff bekannt.
«Wir haben einen Schuss und berstendes Glas gehört», erzählte der US-Nationalgardist dem französischen Fernsehsender BFMTV. «Ich habe hinter mich geschaut und gesehen, wie ein Mann mit einer Kalaschnikow reinkam.»
Sie hätten sich geduckt und sich dann auf den Täter gestürzt. «Mein Freund ist mit dem Messer verletzt worden, und ich habe die Waffe gepackt», sagte er. «Wir haben ihn gegen den Kopf geschlagen, bis er bewusstlos war.»
Auch Zivilisten halfen den beiden Männern – darunter ein US-Student, der mit den Soldaten unterwegs war. Der Angreifer habe nur gerufen: «Gib mir meine Waffe wieder, gib mir meine Waffe wieder», berichtete der Student. Danach habe der Mann nichts mehr gesagt.
Der US-Fernsehsender CNN veröffentlichte ein Video, das Szenen nach den Schüssen im Thalys-Zug zeigen soll. Darauf ist zu sehen, wie ein Mann mit nacktem Oberkörper am Boden liegt, seine Hände sind auf dem Rücken gefesselt. Auf einem der Thalys-Sitze steht eine Waffe, bei der es sich um ein Sturmgewehr handeln könnte.
Der Schütze, der nach übereinstimmenden französischen Medienberichten 26 Jahre alt und marokkanischer Herkunft sein soll, verletzte beim Angriff am Freitag nach offiziellen Angaben zwei Menschen schwer. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, die US-Amerikaner hätten möglicherweise ein «furchtbares Drama» verhindert.
Der Verdächtige wurde am Bahnhof im nordfranzösischen Arras festgenommen. Er war in Brüssel zugestiegen. Über ihn lag bereits eine Geheimdienstakte vor: Der Mann lebte zeitweise in Spanien. Laut der Zeitung «El País» war er vom spanischen Geheimdienst als radikal eingestuft und den französischen Behörden gemeldet worden.
Er soll in jüngster Zeit nach Syrien gereist sein. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, nachdem der Mann am Freitagabend in dem Thalys-Zug mindestens einen Schuss abgefeuert hatte.
Auch wenn das Motiv des Täters vorerst im Dunkeln bleibt, dürfte der Vorfall die Beunruhigung in Frankreich nach mehreren radikal-islamisch motivierten Anschlägen in diesem Jahr erhöhen. Im Januar hatten drei Islamisten bei Anschlägen auf die Satirezeitung «Charlie Hebdo» und einen jüdischen Supermarkt in Paris 17 Menschen getötet.
Im Juni enthauptete ein 35-Jähriger nahe Lyon seinen Chef und brachte in einer Industrieanlage Gasflaschen zur Explosion. Auch in diesem Fall soll es Verbindungen zur IS-Miliz in Syrien gegeben haben. (rey/sda/afp/dpa)