International
Gesellschaft & Politik

Verkauf an Orban-nahen Medienkonzern: «Blikk»-Chefredaktor geht

Hungarian Prime Minister Viktor Orban watches a World Cup 2026 group F qualifying soccer match between Portugal and Hungary in Lisbon, Tuesday, Oct. 14, 2025. (AP Photo/Armando Franca)
Portugal Hungar ...
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verfolgt am Dienstag, 14. Oktober 2025, in Lissabon ein Fussballspiel zwischen Portugal und Ungarn. Bild: keystone

Verkauf an Orban-nahen Medienkonzern: «Blikk»-Chefredaktor geht

04.11.2025, 16:3404.11.2025, 16:34

Nach der Übernahme der meistgelesenen Zeitung in Ungarn durch einen dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban nahestehenden Medienkonzern hat der Chefredaktor des Boulevardblatts seinen Rückzug angekündigt. «Blikk»-Chefredaktor Ivan Nagy erklärte, dass er und der Leiter der Inhaltsentwicklung die Zeitung nach dem Verkauf durch das Schweizer Verlagshaus Ringier verliessen.

Dies geschehe in «gegenseitigem Einvernehmen» mit dem neuen Eigentümer, hiess es in einer Stellungnahme vom Montagabend. Die Zeitung erreicht Millionen von Leserinnen und Lesern.

Der Ringier-Verlag, zu dem die Boulevardzeitung «Blikk» bislang gehörte, hatte in der vergangenen Woche den Verkauf an den ungarischen Medienkonzern Indamedia verkündet. Dieser wird dem Umfeld von Orban zugerechnet.

Ringier in Zürich: Neu beteiligt sich die Mobiliar mit 25 Prozent am Medienkonzern.
Das Ringier-Gebäude in Zürich.Bild: KEYSTONE

Über 400 Medien im Land unter Kontrolle

Orban wird vorgeworfen, die Medienlandschaft in Ungarn in den vergangenen Jahren massiv zu seinem Vorteil umgebaut zu haben. Viele unabhängige Medien haben entweder auf öffentlichen Druck hin ihre Tätigkeit eingestellt oder wurden von Orban-Verbündeten aufgekauft. Die von der Regierungspartei Fidesz gegründete Stiftung Kesma kontrolliert mehr als 400

Medien im Land.

Indamedia gehört zwar nicht zu Kesma, wird jedoch dem Fidesz-Umfeld zugerechnet, seitdem grosse Teile des Unternehmens einem Orban-nahen Geschäftsmann gehören. Der Medienkonzern hatte kurz vor dem Kauf einen Kredit in Höhe von rund 33 Millionen Euro aufgenommen, wie das Nachrichtenportal HVG unter Berufung auf ein offizielles Dokument berichtete. Der Kredit wurde demnach von der MBH Bank gewährt, die teilweise in staatlichem Besitz ist und mit dem Orban-Vertrautem Lorinc Meszaros in Verbindung steht.

Der Verkauf erfolgt weniger als sechs Monate vor der Parlamentswahl in Ungarn. Aktuellen Umfragen zufolge droht Orban dabei nach 15 Jahren an der Regierung eine Niederlage. (sda/awp/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Eckhardt
04.11.2025 17:56registriert Juni 2024
Heisst das: Ringier hat sich entschieden, nicht die ungarische Medienlandschaft zu stützen, und verkaufte dafür an den Meistbietenden (demjenigen Konzern, dem Orban nahesteht)??
Das heisst, der Medientitel wird künftig - statt zur Meinungsvielfalt dazu beitragen - dafür sorgen, dass der nicht als Demokratie-Freund bekannte Orban ein weiteres Sprachrohr erhält?
383
Melden
Zum Kommentar
avatar
Danieli
04.11.2025 18:36registriert Dezember 2021
Normaler Alltag in Ungarn. Orban ist ein Gauner und Betrüger, der einfach das Amt des Präsidenten ausnützt - wie Trump - wie Putin.
212
Melden
Zum Kommentar
4
Doku über Rapper Haftbefehl wird zum Streaming-Hit
Platz eins in Deutschland, Österreich und der Schweiz und 4,1 Millionen Abrufe innerhalb von sechs Tagen: Die Bilanz der erschütternd ehrlichen Doku «Babo – Die Haftbefehl-Story» ist mehr als ordentlich, wie sich den Netflix-Wochencharts (27. Oktober bis 2. November) entnehmen lässt. Der Dokumentarfilm über den Rapper Haftbefehl (92 Minuten) wurde bei dem Streamingdienst am 28. Oktober veröffentlicht.
Zur Story