Insgesamt 13 Schweizerinnen und Schweizer haben das Krisenland Niger bis am Sonntag verlassen. Rund 20 Schweizer Staatsangehörige befinden sich noch im Land. Eine organisierte Ausreise planen die Bundesbehörden nach wie vor nicht.
Man stehe mit den in Niger verbliebenen Personen in Kontakt, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.
Die betreffenden Personen seien frei in ihrer Entscheidung, Niger zu verlassen, schrieb ein EDA-Sprecher. Eine allfällige Ausreise unternähmen sie auf eigene Kosten und eigenes Risiko, wobei sie das Aussendepartement im Bedarfsfall im Rahmen des möglichen unterstützen werde. Betroffene könnten sich an die Schweizer Botschaft in Nigerias Hauptstadt Abuja oder die Telefon-Helpline des EDA wenden.
Das EDA betonte in seiner Stellungnahme, der Flughafen der nigrischen Hauptstadt Niamey sei in Betrieb und es würden kommerzielle Flüge angeboten. Es sei jedoch nicht so, dass alle Schweizer Staatsangehörigen, die noch in Niger seien, das Land verlassen möchten.
Die meisten der ausgereisten Schweizerinnen und Schweizer, zehn Personen, hatten Niger am Mittwochabend mit einem von Frankreich organisierten Evakuierungsflug verlassen. Dazu, wie die restlichen drei Personen ausreisten, machte das Aussendepartement am Sonntag keine Angaben.
Die Schweiz rät laut EDA bereits seit 2009 von Reisen nach Niger sowie von Aufenthalten jeder Art im Land ab. Die Mitarbeitenden des Schweizer Kooperationsbüros in Niger - drei Personen aus der Schweiz sowie lokales Personal - befänden sich in Niamey und seien in Sicherheit.
In Niger hatten Offiziere der Präsidialgarde am Mittwoch vergangener Woche den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Der Kommandant der Präsidialgarde, General Abdourahamane Tiani, ernannte sich im Anschluss selbst zum neuen Machthaber. Kurz nach Tianis Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung ausser Kraft und lösten alle verfassungsmässigen Institutionen auf.
Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde.
Eine weitere Eskalation der Lage in Niger ist nicht ausgeschlossen. Am Sonntag lief ein Ultimatum der westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas ab. Diese droht den Putschisten mit einem militärischen Eingreifen.
Zunächst blieb unklar, wann die Staatengruppe über ihr weiteres Vorgehen und einen möglichen Militäreinsatz entscheiden wollte. Ein solches Vorgehen ist in der Region umstritten. Zudem wäre ein solcher Einsatz der Gruppe im Niger, einem Land mit 26 Millionen Einwohnern und etwa der dreifachen Fläche Deutschlands, logistisch und militärisch wohl eine grosse Herausforderung.
Die Junta im Niger arbeitete unterdessen an der Konsolidierung ihrer Macht. In der Nacht zum Samstag teilte sie mit, wichtige Positionen bei den Streitkräften mit eigenen Gefolgsleuten neu besetzt zu haben. Neuer Chef der Streitkräfte ist nun Putschgeneral Moussa Salao Barmou. Zuvor war Barmou Chef der Spezialeinsatzkräfte. (sda)