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Gesellschaft & Politik

Wahlen Niederlande: Wilders-Partei holt stark auf

Rob Jetten, leader of the center-left D66 party, speaks on stage during exit poll results an election venue during a general election in Leiden, Netherlands, Wednesday, Oct. 29, 2025. (AP Photo/Peter  ...
Der Linksliberale Rob Jetten sah zunächst wie der Wahlsieger in den Niederlanden aus – nur wird es nochmals spannend.Bild: keystone

Rechtspopulist Wilders verliert stark bei Wahlen in Niederlanden – Rennen noch offen

Es sah bereits nach einem Wahlsieg für die Linksliberalen und einer Schlappe für Rechtspopulist Geert Wilders bei den niederländischen Wahlen aus. Doch eine jüngste Hochrechnung zeigt: Es wird nochmals knapp.
30.10.2025, 04:5330.10.2025, 08:02

Die Partei des radikal-rechten Populisten Geert Wilders und die linksliberale D66 liefern sich bei der Parlamentswahl in den Niederlanden ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach der neuesten, am frühen Morgen veröffentlichten Hochrechnung, die auf Auszählung von rund 90 Prozent der Stimmen beruht, hat Wilders Partei aufgeholt und liegt nun mit D66 gleichauf. Beide Parteien könnten demnach je auf 26 der 150 Sitze im Parlament kommen. Bisher hatten die Linksliberalen von Spitzenkandidat Rob Jetten zwei Sitze vor Wilders gelegen.

Die Hochrechnung des Wahldienstes der niederländischen Nachrichtenagentur ANP weicht leicht von der ersten Hochrechnung und den früheren Prognosen ab. Diese hatten die D66 vorn gesehen.

Wilders hat im Vergleich zu 2023 deutlich verloren

Für Wilders ist das Ergebnis dennoch ein deutlicher Verlust gegenüber der Parlamentswahl von vor zwei Jahren: Damals hatte seine Partei für die Freiheit 37 Sitze verbucht.

Die linksliberale D66 gilt als grosser Gewinnerin der Wahl mit einem Plus von 17 Mandaten im Vergleich zur Parlamentswahl von 2023. Ihrem Spitzenkandidaten, dem 38 Jahre alten Rob Jetten, werden auch die besten Chancen eingeräumt, eine Koalition zu bilden. Denn alle grossen Parteien haben eine Zusammenarbeit mit Wilders ausgeschlossen.

Wilders wurde am Wahlabend von Reportern gefragt, ob er es im Nachhinein als Fehler betrachte, dass er die Regierung schon nach weniger als einem Jahr wieder verlassen habe. Der 62-Jährige erwiderte darauf, er habe mit dieser Entscheidung «Rückgrat bewiesen», weil seine drei Koalitionspartner die Vereinbarungen zur Asylpolitik nicht umgesetzt hätten.

«Wir haben noch immer das zweitbeste Ergebnis, das wir je erzielt haben.»
epa12491895 Party for Freedom (PVV) led by Geert Wilders speaks to the media about the first results in the Dutch general election, in The Hague, The Netherlands, 29 October 2025. The Netherlands held ...
Geert Wilders hat seine Niederlage zuvor bereits eingestanden.Bild: keystone

Nach der jüngsten Hochrechnung kann die rechtsliberale heutige Regierungspartei VVD mit 22 Sitzen im Parlament rechnen. Das rotgrüne Bündnis GroenLinks-PvdA bekommt demnach 20 Mandate. Dahinter folgen die Christdemokraten mit 18. Insgesamt könnten 15 Parteien in das Parlament in Den Haag einziehen – in den Niederlanden gibt es keine Fünf-Prozent-Hürde wie beispielsweise in Deutschland

Der Spitzenkandidat von GroenLinks-PvdA, Frans Timmermans, kündigte schon kurz nach Veröffentlichung der ersten Prognose seinen Rücktritt an. «Ich nehme heute Abend meinen Abschied als euer Parteichef», sagte er vor Anhängern in Rotterdam.

«Es ist mir nicht gelungen, genug Menschen davon zu überzeugen, uns ihre Stimme zu geben.»

Darum wolle er die Parteiführung an einen Jüngeren abgeben, sagte der 64-jährige. Timmermans war vor zwei Jahren aus Brüssel nach Den Haag gekommen in der Hoffnung, Ministerpräsident zu werden. In Brüssel war er Vizepräsident der EU-Kommission gewesen.

Die Wahl in den Niederlanden war nach dem vorzeitigen Aus der vorigen Regierung im Juni dieses Jahres nötig geworden. Diese Regierung aus vier Parteien galt als die am weitesten rechts stehende der niederländischen Geschichte. Stärkster der vier Koalitionspartner war die Partei für die Freiheit (PVV) von Wilders. Dieser wurde jedoch nicht selbst Ministerpräsident. Diese Position bekleidete der parteilose frühere Spitzenbeamte Dick Schoof. Nach weniger als einem Jahr zog sich Wilders mit seiner Partei aber schon wieder aus der Regierung zurück, sodass vorgezogene Neuwahlen fällig waren. (sda/dpa/con)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wolfgang Bumbuy
30.10.2025 05:40registriert November 2024
Na also.
Es gibt also auch den Rückwärtsgang bei den Rechtpopulisten.
Alles gute für eine neue Regierung in den Niederlanden.
Ganz ohne Wilders
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ELMatador
30.10.2025 07:27registriert Februar 2020
a, es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Trotzdem frage ich mich, warum immer noch so viele Menschen den populistischen Rechten Glauben schenken. In den letzten 30 bis 50 Jahren haben sie nichts anderes getan, als dem Fortschritt im Weg zu stehen und ihn zu bremsen – was uns letztlich mehr geschadet als genützt hat.

Es braucht ganzheitliche Lösungen. Dazu gehören Themen wie Familienzeit, Investitionen in Bildung und soziale Sicherheitsnetze, damit unsere moderne Gesellschaft stabil bleibt und funktionieren kann.
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mrmikech
30.10.2025 07:18registriert Juni 2016
Leider sind die Sitze, die Wilders verloren hat, an andere rechtsextreme Parteien gegangen – manche lernen es eben nie. Dafür ist ein Grossteil der Niederländer das ewige Genörgel satt. Sie wollen endlich, dass etwas gegen die hohen Mieten, die Wohnungsnot und die Gesundheitskosten unternommen wird. Und sie wissen, dass Populisten und Rechtsextreme einfach nicht liefern – deshalb haben viele nun eine Partei aus der Mitte gewählt.
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