Der Parteichef der rechtsextremen FPÖ in Österreich und amtierende Vizekanzler des Landes hat offenbar vor der Nationalratswahl 2017 einer reichen Russin einen Deal angeboten: Für finanzielle Unterstützung sei er bereit, sich mit politischen Handlungen zu bedanken. Dies berichten die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) und der «Spiegel.»
Die «SZ» beruft sich in ihrer Berichterstattung auf ein Video, in dem zu sehen sei, wie Heinz-Christian Strache einer wohl reichen Russin den Zuschlag für staatliche Aufträge verspricht, sofern sie ihm zum Wahlsieg verhelfe. Das Video ist wohl über sechs Stunden lang. Bei den Gesprächen soll auch der Strache-Vertraute Johann Gudenus beteiligt gewesen sein.
Verhandelt wurde offenbar auf der Insel Ibiza mit einer angeblichen Nichte eines russischen Oligarchen. Ebenfalls war nach den Medienangaben auch die Ehefrau von Gudenus und ein weiterer Mann, der Deutsch spricht bei den Gesprächen dabei.
Der Handel sollte wohl beinhalten: Die russische Gesprächspartnerin sollte mehr als 50 Prozent der österreichischen Boulevardzeitung «Krone» kaufen, und diese zugunsten der FPÖ ausrichten. Im Gegenzug sollten neu gegründete russische Firmen staatliche Bauaufträge zugeschanzt bekommen, die höher bezahlt werden sollten als dies normalerweise üblich ist.
Strache reagierte gegenüber «SZ» und erklärte, die Gespräche hätten «in lockerer, ungezwungener und feuchtfröhlicher Urlaubsatmosphäre» stattgefunden. Die Gesprächspartner hätten «mehrmals» auf die «relevanten gesetzlichen Bestimmungen und die Notwendigkeit der Einhaltung der österreichischen Rechtsordnung» hingewiesen.
In Österreich koaliert Straches Partei, die FPÖ, mit der ÖVP, deren Chef Sebastian Kurz amtierender Kanzler ist. Auch Kurz könnte durch die Enthüllung unter Druck geraten, wenn sich bestätigt, dass die Partei seines Koalitionspartners unlautere Deals im Wahlkampf nutzte.
Bei der Verleihung des österreichischen Fernsehpreises «Romy» am 13. April 2019 hatte der Satiriker Jan Böhmermann gewitzelt, er hänge «gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza» rum und verhandle über die Übernahme der Kronen-Zeitung.
Möglicherweise hat der Moderator schon zu diesem Zeitpunkt etwas von den Gesprächen gewusst. Wie er jedoch konkret in den Fall verwickelt ist, ist aktuell noch unklar.