Mit der Diskussion um die Cannabislegalisierung für Erwachsene in der Schweiz wächst der Bedarf nach medizinischer Aufklärung, auch für Paare mit Kinderwunsch. Wie sich die psychoaktive Substanz in der Droge, das THC, auf die Fruchtbarkeit auswirkt, wurde bislang vorwiegend bei Männern untersucht.
So zeigte etwa eine US-Studie: Männer, die in den drei Monaten vor der Empfängnis mindestens einmal pro Woche gekifft haben, verdoppeln das Risiko einer Fehlgeburt. In einer anderen Untersuchung wurde bei Cannabiskonsumenten eine um 29 Prozent niedrigere Spermienzahl festgestellt.
Auch Frauen im gebärfähigen Alter konsumieren regelmässig: Zwei bis vier Prozent geben gemäss Sucht Schweiz an, mindestens einmal pro Woche Cannabis zu rauchen – wobei Zahlen bei Befragungen zu illegalen Drogen meist unterschätzt werden. Wie sich THC auf die Fruchtbarkeit von Frauen auswirkt, ist bis anhin allerdings kaum untersucht worden.
Nun hat ein Forschungsteam um die Biologin Cyntia Duval aus Toronto erstmals detailliert analysiert, was die Substanz mit Eizellen und Embryonen macht. Die Ergebnisse erschienen soeben im Fachblatt «Nature Communications». Demnach haben Frauen mit THC im Körper ein höheres Risiko für fehlerhafte Embryonen, die nicht überlebensfähig sind.
Die Daten stammen von über tausend Frauen, die sich in einer Klinik einer künstlichen Befruchtung unterzogen. 62 Frauen (etwa 6 Prozent) wurden positiv auf THC getestet. Bei ihnen fanden sich zwar tendenziell mehr reife Eizellen. Doch die daraus entstehenden Embryonen waren deutlich seltener genetisch intakt.
Als intakt gilt ein Embryo dann, wenn die DNA während der Zellteilung korrekt auf beide Tochterzellen verteilt wird. Fehler führen zu Fehlgeburten oder Erkrankungen wie dem Down-Syndrom, das auf einer zusätzlichen Kopie des Chromosoms 21 beruht. Bei künstlichen Befruchtungen werden solche Embryonen vor der Einsetzung aussortiert.
Schliesslich kultivierten die Forscherinnen Eizellen im Labor und vermischten sie in der Petrischale mit THC. Dabei beobachteten sie sowohl Veränderungen in der Expression von Genen, die unter anderem eine Rolle bei Entzündungen und der Chromosomenteilung spielen, als auch bei der Chromosomenteilung selbst. Auch die sogenannte Spindelstruktur – ein zellulärer Apparat, der für die korrekte Trennung der Chromosomen verantwortlich ist – war bei THC-exponierten Eizellen häufiger fehlerhaft. Da es sich hier lediglich um Laborversuche handelt, ist die klinische Relevanz der Ergebnisse – also ob es durch die genetischen Veränderungen tatsächlich zu vermehrten Aborten kommt – unklar.
Das betonen auch Fachleute, die an der Studie nicht beteiligt waren: Obschon es sich um ernst zu nehmende Hinweise handle, müssten die Auswirkungen für reale Schwangerschaften in grossen, klinischen Studien eruiert werden. Einschränkend kommt hinzu, dass die Daten keine Angaben zu Konsumgewohnheiten enthalten – weder zu Häufigkeit noch Dosierung oder Form des Konsums. Künftige Untersuchungen sollten dies berücksichtigen.
In der Schweiz laufen derzeit in allen grösseren Städten wissenschaftlich begleitete Pilotprojekte zur kontrollierten Cannabisabgabe. Untersucht wird, wie sich verschiedene Modelle des legalen Verkaufs auf die Gesundheit und das Konsumverhalten der Teilnehmenden auswirken. (aargauerzeitung.ch)
Ernsthaft:
Es sollte grundsätzlich bekannt sein, dass Drogen egal welcher Art im Körper zu Schäden führen können.
Spannend aber, wenn man weiter eingrenzen und aufzeigen kann, was die Folgen von Konsum konkret bedeuten.