Ein israelisches Forschungsteam tüftelte an einem 3D-Drucker, der verschwundene Korallenriffe wieder zum Leben erwecken kann.
Korallenriffe auf Knopfdruck – so einfach ist das denn auch wieder nicht. Hinter der künstlichen Intelligenz, die ein ganzes Riff ausspucken kann, steckt jede Menge Arbeit. Die Ergebnisse der israelischen Wissenschaftler sind nun im «Science of the Total Environment» publiziert worden.
Erst mussten die Forscherinnen und Forscher Unterwasserbilder der Korallenriffe aufnehmen, um die komplexe Form des Riffs zu berechnen. Tausende von Bildern wurden aufgenommen und ans Labor geschickt. Aus den gesammelten Informationen erstellte das Forschungsteam dann ein dreidimensionales biomimetisches Modell des Riffs.
Als Nächstes sammelten die Forscher umweltgenetische Informationen, um die Organismen des Riffs zu verstehen. Diese Daten wurden danach zusammen mit anderen Parametern in einen 3D-Technologiealgorithmus eingespeist. Das Modell konnte danach so angepasst werden, dass es perfekt in die vorgesehene Ringumgebung passt.
Am Ende kam dann der 3D-Drucker zum Einsatz, der aus all den Daten ein Korallenriff aus Keramik produziert. «Der dreidimensionale Druck mit Naturmaterial ermöglicht die Herstellung hochkomplexer und vielfältiger Einheiten», sagt Professor Ezri Tarazi.
Das Team installiert derzeit mehrere gedruckte 3D-Riffs im Golf von Akaba. Die Küstenregion am Roten Meer ist reich an Korallen und Meeresbewohner und somit ein Paradies für Schnorchler und Taucher. Die künstlichen Riffe können laut dem Forschungsteam nicht nur im Roten Meer angewendet werden, sondern auch in anderen Meeresumgebungen – wie dem Great Barrier Reef.
Aber wie können die Korallenriffe nun gerettet werden? Laut dem Forschungsteam können die innovativen Modelle das Nachwachsen natürlicher Korallenriffe unterstützen, indem sie im Wasser wieder vermehrt Fische und wirbellose Tiere anlockten.
Die Methode sei die erste, welche die natürliche Komplexität des Korallenriffs wiederherstellen könne. «Es gibt viele verschiedene künstliche Strukturen, welche unter Wasser Korallenriffe unterstützen können», sagt die Wissenschaftlerin Natalie Levy. Ein Modell, welches den Aufbau neuer Riffe bietet, gebe es allerdings noch nicht. Darüber hinaus können die Modelle in Zukunft dabei helfen, die genaue Biodiversität von Korallenriffen besser zu verstehen, fügt Levy an.
Die Wissenschaftlerin erklärt auch, warum es die Methode dringend braucht: Die Korallenriffe verlieren ihre Komplexität, wenn sie sich zersetzen. So verschwinden auch die Tiere, die auf Nahrung angewiesen sind. Und wo kein Leben mehr ist, können sich auch keine neuen Korallen mehr bilden. Das Druckverfahren biete hier eine kleine Hilfe.
Wie wichtig innovative Lösungen zur Rettung der Korallenriffe sind, zeigt auch ein am Dienstag veröffentlichter Regierungsbericht aus Australien. Demnach erlitten mehr als 90 Prozent des Great Barrier Reef aufgrund anhaltender Hitzewellen eine Korallenbleiche. Wenn sich die Wassertemperaturen zu sehr erwärmen, dann leiden Steinkorallen unter der sogenannten Korallenbleiche. Das Phänomen führt zum Absterben der Korallen.
Von insgesamt 719 untersuchten Korallenriffen wiesen 91 Prozent eine Korallenbleiche auf. Eine mit dem Bericht veröffentlichte Karte zeigt, dass die schwerste Bleiche in der Region aufgetreten ist, die von Touristen am häufigsten besucht wird. Im Juni wird die UNESCO über eine mögliche Aufnahme des Great Barrier Reefs in die Liste der «gefährdeten Gebiete» entscheiden. (cst)