Die harten Auflagen der Euro-Staaten an Griechenland haben auf Twitter einen Shitstorm von enormem Ausmass erzeugt. Bereits in der Nacht auf Montag, als die Verhandlungen noch im Gang waren, kursierten unter dem Hashtag #ThisIsACoup heftige Vorwürfe an die Adresse von Deutschland. Angela Merkel und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble hätten Griechenland in einem faktischen Staatsstreich unterworfen.
#StopBuyingGerman #BoycottGermany #ThisIsACoup #SolidarityWithGreece pic.twitter.com/mlteZKiqnc
— Tube Cathodique (@Tube_Cathodique) 13. Juli 2015
Nun läuft die Folgekampagne. Mit dem Hashtag #BoycottGermany wird zum Boykott von deutschen Produkten und Dienstleistungen aufgerufen. Die obligate Nazi-Symbolik darf dabei nicht fehlen.
#BoycottGermany if barcodes read 400-440 don't buy it #War On #Economic#Vampires #ThisIsACoup pic.twitter.com/fFz1r9DkoT pic.twitter.com/vpYnBXkZoF
— Greg Galloway (@NewsCoverUp) 13. Juli 2015
Auch Prominente beteiligen sich an der Kampagne, etwa der Anthropologe David Graeber, Vordenker und Kultfigur der Occupy-Bewegung. Er fordert, dass die Deutschen die Schulden aus der Nazi-Zeit, die ihnen 1953 erlassen wurden, mit Zinsen zurückzahlen. Bis dies geschehe, müsse man Deutschland boykottieren.
my proposal: Germany now morally obliged to repay Nazi debt canceled in 1953. With interest. We must #BoycottGermany until they do.
— David Graeber (@davidgraeber) 13. Juli 2015
Wie häufig in solchen Fällen schiesst die Kampagne auch über das Ziel hinaus, etwa mit dem Verweis auf den Barcode deutscher Produkte. Dieser bezieht sich auf das Unternehmen, nicht aber den Herstellungsort. Das Produkt könnte auch in Frankreich hergestellt worden sein – oder in Griechenland.
#WolfgangSchäuble #Germany #Adolfo #Hitler #Deutschland #BoycottGermany #HELLAS #ELLADA #GREECE #ΕΛΛΑΔΑ #EUROPE DIEEE pic.twitter.com/YYdhHIysxb
— Giorgos (@Giorgos1503197) July 16, 2015
Natürlich dürfen humorige Tweets nicht fehlen, etwa Verweise auf deutsche Schandtaten am guten Geschmack.
#BoycottGermany pic.twitter.com/VPPQlmQLhY
— Niki Delpi (@NikiDelpi) 14. Juli 2015
Boycott Germany, because they came up with #Schnischnaschnappi AND #ModernTalking. #BoycottGermany
— Laurens van Rooijen (@bikejourno) 14. Juli 2015
Auf deutscher Seite bleiben die Reaktionen nicht aus. Auch hier ist das Spektrum breit. Da wäre etwa der Verweis auf die Milliarden, die Deutschland für Griechenland bezahlt.
Soweit ich den Hashtag #BoycottGermany jetzt analysiert habe, bezieht er sich nur auf Produkte, nicht auf die Milliardenhilfen.
— Christian Koellerer (@Philoponus) 13. Juli 2015
Oder die süffisante Frage, womit Herr Tsipras dann zur Arbeit fahren will.
#BoycottGermany.... but what drives Mr. T then to work? #BoycottStupid pic.twitter.com/2NtH5ym37Q
— Inga B. (@IngaPli) 14. Juli 2015
Teilweise wird Selbstkritik geäussert, etwa mit dem Verweis auf die Hetzkampagne der «Bild»-Zeitung.
Ein #Volk, was #Pickelhaube-#Bild kauft, braucht sich über #Boycottgermany nicht wundern http://t.co/1wxJFsqonI #Merkel #Agreekment
— Andreas Marktzyniker (@Marktzyniker) 14. Juli 2015
Ein weiterer Promi mit einschlägiger Erfahrung hakt bei diesem Thema nach.
#BoycottGermany ist falsch. Deutschland wirkt aufs Ausland so, weil ein schmieriger Verlag die Aussenwirkung prägt. #boycottSpringer tut not
— Jörg Kachelmann (@Kachelmann) 14. Juli 2015
Sarkasmus an die Adresse der Griechen darf ebenfalls nicht fehlen.
#BoycottGermany and have fun! pic.twitter.com/HVb35vVih0
— Strelok (@salzmanufaktur) 14. Juli 2015
Und den besten Tweet haben wir uns für den Schluss aufgespart.
Endlich sind wir wieder die Bösen....! #BoycottGermany
— Niko ʕ•͡ᴥ•ʔ (@Schlappohrpanda) 14. Juli 2015
(pbl)