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Iran versucht, britischen Öltanker zu stoppen

In this image from file video provided by UK Ministry of Defence, British navy vessel HMS Montrose escorts another ship during a mission to remove chemical weapons from Syria at sea off coast of Cypru ...
Im Bild die zwei am Vorfall beteiligten britischen Schiffe. Bild: AP

Iran dementiert Tankervorfall in Strasse von Hormus

11.07.2019, 07:3111.07.2019, 13:07
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Laut der britischen Regierung haben iranische Boote versucht, einen britischen Tanker an der Durchfahrt durch die Meerenge von Hormus zu hindern. Erst als eine britische Fregatte einschreitet, drehten sie ab.

Teheran bestritt dagegen, an einem Vorfall mit einem britischen Schiff beteiligt gewesen zu sein.

Nach den ungeklärten Attacken auf zwei Tanker im Golf von Oman im Juni ist es am Mittwoch nach britischen Angaben in der angrenzenden Strasse von Hormus zu einem weiteren Zwischenfall mit einem Handelsschiff gekommen.

Der Ort des Geschehens – die Strasse von Hormus.

Die Regierung in London erklärte am Donnerstag, dass sich drei iranische Boote in der Meerenge dem Öltanker «British Heritage» genähert hätten. Sie hätten «entgegen dem Völkerrecht» versucht, das Handelsschiff an der Durchfahrt zu hindern.

Die Fregatte «HMS Montrose» der Royal Navy sei gezwungen gewesen, sich zwischen den iranischen Booten und der «British Heritage» zu positionieren und verbale Warnungen an die Boote abzugeben, sagte ein Regierungssprecher in London. Die iranischen Schiffe hätten daraufhin abgedreht. «Wir sind über diese Aktion beunruhigt und fordern die iranischen Behörden weiterhin dringend auf, die Situation in der Region zu deeskalieren» hiess es weiter.

Revolutionsgarden dementieren

Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) dementierten hingehen, dass es einen Zwischenfall mit einem britischen Schiff im Persischen Golf gegeben habe. «In den vergangenen 24 Stunden hatten wir in der Strasse von Hormus keinen Zwischenfall mit ausländischen Schiffen, auch nicht mit einem britischen», erklärten die Revolutionsgarden am Donnerstag auf ihrer Webseite.

«Das Ziel solcher wertlosen Unterstellungen ist lediglich, Spannungen zu provozieren», sagte der iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif der Nachrichtenagentur Fars.

Irans Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif hat den USA in einem Interview mit Fox News ins Gewissen geredet und vor einer Verschärfung des Konflikts mit der Islamischen Republik gewarnt.
Der iranische Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif (Archivbild).Bild: AP

Die Strasse von Hormus ist eine der wichtigsten Seestrassen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Region des Persischen Golfs mit dem Indischen Ozean. Über die Strecke läuft ein grosser Teil des weltweiten Öltransports. Erst im Juni hatte es im Golf von Oman mysteriöse Attacken auf zwei Tanker gegeben, für die die US-Regierung den Iran verantwortlich machte. Die Führung in Teheran bestreitet dies.

Streit um iranischen Tanker in Gibraltar

London und Teheran liegen zudem derzeit im Streit über einen iranischen Supertanker, der in der vergangenen Woche vor Gibraltar wegen des Verdachts illegaler Öllieferungen für Syrien festgesetzt worden war.

Iran protestierte, bestellte dreimal den britischen Botschafter in Teheran ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof des britischen Überseegebietes hat inzwischen angeordnet, dass das Schiff mindestens bis zum 21. Juli nicht wieder auslaufen darf. Gibraltar am Südzipfel Spaniens steht seit 1713 unter britischer Souveränität.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani hatte Grossbritannien deswegen mit Konsequenzen gedroht. «Der Stopp des Supertankers durch die Briten war ein Fehler und dumm (...). Wir müssen uns alle dafür einsetzen, dass die internationale Schifffahrt sicher bleibt und sie nicht mit solchen Aktionen unsicher machen», sagte Ruhani am Mittwoch. Grossbritannien solle dies beherzigen, «um später nicht die Konsequenzen zu tragen».

USA wollen Schutz von Handelsschiffen

Ein Sprecher des US Central Command, das die US-Truppen im Nahen Osten führt, erklärte auf Anfrage, man kenne die Berichte über den Versuch der iranischen Revolutionsgarden, den britischen Tanker zu drangsalieren. Er betonte, Bedrohungen für die internationale Schifffahrt bedürften einer internationalen Lösung. Die Weltwirtschaft sei abhängig von freien Handelswegen, und es sei an allen Nationen, diese zu sichern.

Aus US-Regierungskreisen hiess es ebenfalls: «Uns sind Berichte bekannt, wonach iranische Boote versucht haben, einen britischen Öltanker zu beschlagnahmen.» Die USA arbeiteten weiter mit Verbündeten und Partnern zusammen, um gegen die «bösartigen Aktivitäten» der iranischen Führung anzugehen und den globalen Handel zu schützen.

Das US-Verteidigungsministerium hatte zuvor angekündigt, Pläne für eine internationale Koalition zum Schutz von Handelsschiffen vorantreiben zu wollen. Das Pentagon habe dazu einen konkreten Plan entworfen. In ein paar Wochen werde feststehen, welche Länder sich dem Bündnis anschliessen wollten.

Keine Entspannung in Sicht

Im Juni hatte es im Golf von Oman bereits mysteriöse Zwischenfälle mit zwei Tankern gegeben. Die US-Regierung machte dafür den Iran verantwortlich, die Führung in Teheran bestritt die Vorwürfe. Die Zwischenfälle schürten international Ängste vor einer militärischen Eskalation zwischen beiden Staaten.

Eine Entspannung in dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist derzeit nicht in Sicht. US-Präsident Donald Trump hatte der Führung in Teheran am Mittwoch mit einer weiteren Verschärfung der Sanktionen gedroht und ihr vorgeworfen, sie reichere seit langem heimlich Uran an.

Das internationale Atomabkommen von 2015 sollte den Iran am Bau einer Atombombe hindern und zugleich dessen politische und wirtschaftliche Isolation beenden. Aus Sicht der Trump-Regierung wurde der Iran aber durch den Deal nicht dauerhaft an der Entwicklung von Atomwaffen gehindert.

Die USA scherten im Mai 2018 einseitig aus dem Abkommen aus und setzten scharfe Sanktionen gegen Teheran wieder in Kraft. Teheran hatte zuletzt höhere Uranvorräte als erlaubt. Auch die zulässige Obergrenze bei der Anreicherung des Urans wurde jüngst überschritten. Der Iran bestreitet allerdings, Atomwaffen bauen zu wollen. (mim/sda/dpa)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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4-HO-MET
11.07.2019 08:18registriert April 2016
Könnte daran liegen, das England einen iranischen Tanker gestohlen hat?
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Posersalami
11.07.2019 08:11registriert September 2016
Merke: Wenn zwei das selbe tun, ist es noch lange nicht das gleiche!
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Dirk Leinher
11.07.2019 09:49registriert Februar 2017
Eine Seite lügt, soviel ist gewiss. Da der Iran behauptet "nichts geran zu haben" sollte England nun ihrerseits belegen dass der Iran es getan hat. Sollte nicht allzu schwierig sein. Ich erwarte klare Belege die diese Lüge der Iraner belegt. Das hätte grosse Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit des Iran.
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