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Grossbritannien

Erster Asylbewerber nach Ruanda ausgeschafft – London bezahlte ihn dafür

epa11308089 Campaigners protest against the British government's Rwanda deportation scheme outside a Home Office immigration reporting center in Croydon, south London, Britain, 29 April 2024. The ...
Vor einem Londoner Immigrationsbüro: Menschen demonstrieren gegen den Ruanda-Plan der Regierung.Bild: keystone

Erster Asylbewerber nach Ruanda ausgeschafft – London bezahlte ihn dafür

Grossbritannien hat den ersten illegalen Migranten nach Ruanda ausgeschafft. Im afrikanischen Land hat er dafür eine Art Startgeld erhalten. Die Aktion wird von Gegner als Wahlpropaganda bezeichnet.
01.05.2024, 04:1801.05.2024, 04:18

Bereits vor der Umsetzung des umstrittenen Plans für Massenabschiebungen nach Ruanda hat Grossbritannien einen abgelehnten Asylbewerber gegen die Zahlung von Tausenden Pfund zur freiwilligen Ausreise in das ostafrikanische Land bewegt. Wie die Zeitung «Sun» am Dienstagabend berichtete, reiste der aus einem ungenannten afrikanischen Staat stammende Mann am Montag per Linienflug nach Ruanda. Dort habe er rund 3000 Pfund (3500 Euro) als Startgeld aus der britischen Staatskasse erhalten. Dem Sender Sky News wurde der Bericht aus Regierungskreisen bestätigt.

Die Aktion ist nicht Teil des viel kritisierten Plans der konservativen Regierung, irregulär eingereiste Asylbewerber ungeachtet ihrer Herkunft zu Tausenden nach Ruanda abzuschieben. Die «Sun» sprach dennoch von einem historischen Moment, der zeige, dass es möglich sei, Asylsuchende in einen Drittstaat abzuschieben. Dagegen kritisierte die oppositionelle Labour-Partei, es handele sich um eine PR-Aktion im Wahlkampf.

«Die Tories sind so verzweifelt, irgendeinen Flug vor den Kommunalwahlen nach Ruanda zu schicken, dass sie nun jemanden bezahlt haben, um dorthin zu fliegen», sagte die innenpolitische Labour-Sprecherin Yvette Cooper. Bei den Kommunalwahlen in England an diesem Donnerstag droht der Konservativen Partei von Premierminister Rishi Sunak eine herbe Pleite. Kritiker sehen im Abschiebungsplan der Regierung einen Bruch internationaler Regeln. Die Abschiebeflüge nach Ruanda sollen in einigen Wochen beginnen. Allerdings kennen die Behörden die Aufenthaltsorte von mehr als der 3500 der zunächst für eine Abschiebung vorgesehenen 5700 Menschen nicht, wie die Zeitung «Times» berichtete. (sda/dpa)

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78 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Amarillo
01.05.2024 06:58registriert Mai 2020
Es geht längst nicht mehr um den konkreten Einzelfall, sondern in den von der Migration besonders betroffenen Staaten heisst die Devise "Abschreckung" - und dies eben zu fast jedem Preis. Nachdem seit über 10 Jahren die Devise gilt, dass die Migration - unabhängig ob asylberechtigt oder nicht - geglückt ist, wenn man es über eine europäische Grenze geschafft hat, versucht man nun diese Gewissheit zu untergraben. Das Kalkül geht in etwa so, dass ein ausgeschaffter oder zum Verfahren in einen unattraktiven Drittstaat beförderter Bewerber 10 andere abschreckt. Ob das aufgeht, wird man sehen.
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Voraus denken!
01.05.2024 07:54registriert März 2022
Die jetzige Praxis im Asylwesen führt (e) in eine Katastrophe. Es braucht dringend eine Änderung und damit Abschreckung.

Auch wenn viele das nicht erkennen können aber wenn wir das Elend und die Gewalt in die Schweiz (nach Europa) importieren, dann verbessert sich die Situation im Ursprungsland nicht. Dafür verlieren wir hier unsere Gesellschaft, unsere Regeln und unseren Wohlstand. Es verlieren Alle damit!
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Peter Vogel
01.05.2024 11:35registriert Juni 2020
Gute Sache.
Einen Flieger voll pro Tag. Mehr bräuchte es gar nicht um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen.
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