Tamim bin Hamad Al Thani ist seit 2013 das Staatsoberhaupt des Emirats von Katar. Seit dem Frühjahr 2017 herrscht zwischen Katar und seinen Nachbarländern in der Golfregion eine schwere diplomatische Krise. Am 5. Juni 2017 brachen Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten die diplomatischen Beziehungen zu Katar ab.
Die Länder boykottieren das kleine Emirat seither wirtschaftlich, kulturell und politisch. Die Begründung: Katar unterstütze und finanziere den internationalen Terrorismus. Klar war auch die fortwährende diplomatische Krise am Golf eines der Gesprächsthemen beim mehrtägigen Besuch von Emir Tamim bin Hamad Al Thani in London. Dieser weilt seit Sonntag in der britischen Hauptstadt. Am Dienstagmittag ist er von Premierministerin Theresa May in ihrem Amtsitz an der Downing Street empfangen worden.
Andy Washington ist Tourmanager. Er verdient sich ab und zu einen kleinen Zustupf, indem er als Statist bei Film- und Werbe-Dreharbeiten mitmacht. Dazu ist er auf einem Mail-Verteiler der Casting-Agentur Extra People Ltd. Über diesen Weg erhält er immer wieder kurzfristige Anfragen, wenn Statisten für einen Auftrag gesucht werden. So auch für den heutigen Dienstag. Doch beim genaueren Durchlesen des Mails wurde Washington stutzig:
I do movie etc extras work. Just received this from an agency I don't usually work with.
— Andy ™🤠🎶🇪🇺 ☠︎ ⚓︎ ♲ (@andywash) 23. Juli 2018
They need a rent a crowd for the President of Qatar at Downing St @guardian @BBCNews @mrjamesob pic.twitter.com/xwd7XtzWzB
Gesucht wurden Statisten, welche sich anlässlich des Besuchs des Emirs ausserhalb des Amtssitzes der britischen Premierministerin einfinden sollten, um «den Platz aufzufüllen». Man müsse dabei «nichts tun oder sagen». In einer anderen Version, welche ebenfalls über den Mail-Verteiler von «Extra People» versandt wurde, wurde der Auftrag spezifisch als «Anti-Qatar-Event» bezeichnet.
It’s not fake, I got the same email. pic.twitter.com/dcBAllsCd8
— em (@emageddon) 23. Juli 2018
Kurz nachdem Extra People Ltd Statisten angefragt hatte, verschickte die Agentur eine zweite Nachricht. Ein «Junior Booker» der Agentur habe für den Auftrag eines externen Kunden namens Neptune PR Ltd via Mailverteiler nach 500 Statisten gesucht, ohne vorher die Geschäftsleitung zu konsultieren.
Das sei eine Fehleinschätzung gewesen. Extra People wolle nicht in dieses Projekt involviert sein und ziehe sich vom Auftrag zurück.
The agency have released a statement pic.twitter.com/dIIQUCvfSq
— Andy ™🤠🎶🇪🇺 ☠︎ ⚓︎ ♲ (@andywash) 24. Juli 2018
Der Rückzug der Casting-Agentur unter Nennung des Auftraggebers erzürnt wiederum die Neptune PR Ltd. Sie eröffnet eigens einen Twitter-Account und verlangt spätabends via Twitter von Extra People Ltd, «irgendeine Art von Beweis» für deren Behauptung zu liefern. Diese Art von Beschuldigungen könnten rechtlich belangt werden. Die PR-Agentur kündigt an, sich mit ihren Anwälten zu beraten.
@extrapeopleltd we demand you to provide a shred of evidence to support this outrageous claim
— NeptunePR (@pr_neptune) 24. Juli 2018
Can you provide an email trail to Neptune PR, a contact number or a contact from Neptune PR?
Such accusations are liable to led to legal action. Therefore,We shall consult our lawyers
Extra People Ltd lässt sich nicht zweimal bitten. Am Dienstagmorgen um halb 9 publiziert sie den Screenshot einer Mail-Anfrage, in der eine Leslie die Kontaktdaten von Neptune PR an die Casting-Agentur schickt.
A screengrab of the person asking to hire people via EP, giving Neptune PR Ltd, as the company details for invoicing. We withdrew our involvement shortly after. Full email chain is with our lawyers. pic.twitter.com/uED32Mzx9u
— Extra People Ltd (@extrapeopleltd) 24. Juli 2018
Daraufhin bittet Neptune PR Ltd wiederum um detaillierten Angaben zu ihrer angeblichen Mitarbeiterin Leslie.
Can you please share with us the full details of the person on info@neptunepr.co.uk
— NeptunePR (@pr_neptune) 24. Juli 2018
Regards ,
Die englischsprachige Zeitung Gulf News aus den mit Katar verfeindeten Vereinigten Arabischen Emirate berichtete anlässlich des Besuchs von Emir al Thani über «wütende Proteste», mit denen das Staatsoberhaupt in London begrüsst werde. In Londons Strassen seien zahlreiche Plakate zu sehen, in denen gegen den Empfang des Emirs durch die britische Regierung protestiert werde. Auf Twitter sei der Hashtag #OpposeQatarVisit am trenden.
Wie der Guardian berichtet, sei der katarisch-stämmige britische Geschäftsmann und Millionär Khalid Al-Hail an zahlreichen Protesten gegen den Besuch des Emirs anzutreffen gewesen. Al-Hail gilt als Gegner der katarischen Herrscherfamilie und hat in Grossbritannien schon mehrere Konferenzen organisiert, in denen beispielsweise die Vergabe der Fussball-Weltmeisterschaft 2022 nach Katar kritisiert worden ist.
If someone paid more than a billion dollars to a known terrorist groups !!
— Khalid Al-Hail خالد الهيل (@khalidalhaill) 21. Juli 2018
Should that person be welcome in the UK?
Then why is the UK government rolling out the red carpet for the Qatari Emir?#Qatarfundsterrorism#OpposeQatarVisit #ProtestQatarEmir #لندن_ترفض_زيارة_تميم pic.twitter.com/vjWqfURyiU
Ein Augenzeuge berichtete davon, dass Teilnehmer bei Protesten gegen den Besuch des Emirs zu einem Lohn von 50 Pfund aus Liverpool angereist waren. Diese Darstellung konnte bisher aber nicht unabhängig verifiziert werden.
Today I came across possibly the most embarrassing protest - speaking to demonstrators I was informed that they had been bused-in from Birmingham and paid £50 for their day's service..#OpposeQatarVisit #ProtestQatarEmir pic.twitter.com/0zjID0DY9w
— Sayed Alkadiri (@sayedalkadiri) 23. Juli 2018
“We are now realistically being able to see an end to the regime in Iran,” Giuliani told a crowd of about 4,000, many of them refugees and young eastern Europeans who had been bussed in to attend the rally in return for a weekend trip to Paris.
https://www.theguardian.com/us-news/2018/jun/30/rudy-giuliani-mek-iran-paris-rally