International
Grossbritannien

Grossbritannien schafft illegale Migranten künftig nach Ruanda aus

epa11293489 British Prime Minister Rishi Sunak speaks during a news conference on his flagship Rwanda migration policy, in London, Britain, 22 April 2024. Sunak seeks to push a bill through the Parlia ...
Rishi Sunak will allfällige Interventionen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) ignorierenBild: keystone

Illegale Migranten werden nach Ruanda ausgeschafft – der britische Asylpakt in 5 Punkten

Nach wochenlangen Diskussionen hat der britische Premierminister Rishi Sunak ein Gesetz zum umstrittenen Asylpakt mit Ruanda durchs Parlament gebracht. Eine Übersicht.
23.04.2024, 01:2823.04.2024, 04:26
Mehr «International»

Darum geht es

Grossbritannien will seine Asylpolitik komplett neu ausrichten. Illegale Migranten sollen künftig nach Ruanda in Ostafrika deportiert werden. Nach monatelangem Hin und Her hat Premierminister Rishi Sunak ein entsprechendes Gesetz durch das britische Parlament gebracht.

Was das Gesetz beinhaltet

Migrantinnen und Migranten sollen ungeachtet ihrer Herkunft in das ostafrikanische Land abgeschoben werden, wenn sie unerlaubt nach Grossbritannien einreisen. Das ist der Grundsatz der Idee der konservativen britischen Regierung.

Der Asylpakt mit Ruanda sieht vor, dass irregulär eingereiste Migranten in Grossbritannien keine Gelegenheit mehr zum Antrag auf Asyl erhalten sollen. Sie sollen stattdessen nach Ruanda gebracht werden und dort Asyl beantragen. Eine Rückkehr nach Grossbritannien ist nicht vorgesehen. Der Plan war erstmals vor zwei Jahren vom damaligen Premierminister Boris Johnson vorgebracht worden.

Der Entwurf erklärt Ruanda nun per Gesetz zum sicheren Drittstaat. Damit will die Regierung Einsprüche vor britischen Gerichten gegen Abschiebungen verhindern.

Das sagt Sunak

Mit der Regelung sollen Menschen von der gefährlichen Überfahrt in kleinen Booten über den Ärmelkanal abgehalten werden. Der britische Premierminister ist fest von der Wirksamkeit der Massnahme überzeugt:

«Der Entwurf wird verhindern, dass Menschen das Gesetz missbrauchen, indem sie falsche Menschenrechtsbehauptungen verwenden, um Abschiebungen zu blockieren. Und es macht deutlich, dass das britische Parlament souverän ist und der Regierung die Macht gibt, von europäischen Gerichten verhängte einstweilige Sperrmassnahmen abzulehnen.»

Sunak kündigte an, einstweilige Verfügungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte gegen den Asylpakt mit Ruanda zu ignorieren. Zugleich betonte er am Montag, sein Vorgehen stehe nicht im Konflikt mit internationalem Recht.

Gegner bezweifeln, dass das Gesetz Migranten abschrecken wird. Kritisiert wird auch, dass Grossbritannien Hunderte Millionen Pfund an Ruanda zahlt, aber vermutlich nur ein Bruchteil der irregulär eingereisten Menschen abgeschoben wird.

Laut dem Guardian wird Grossbritannien für jeden der ersten 300 Abgeschobenen jeweils 1,8 Millionen Pfund (gut zwei Millionen Franken) hinblättern müssen.

Wie das Gesetz zustande kam

Der Durchbruch in der Nacht auf Dienstag ist das vorläufige Ende einer monatelangen Diskussion über die Vorlage. Es gab auch im britischen Unterhaus massiven Widerstand gegen die Pläne.

Dias Oberhaus – das House of Lords – als zweite Parlamentskammer hatte mehrmals Änderungsanträge beschlossen, die dann in einem zeitaufwendigen Verfahren vom Unterhaus rückgängig gemacht wurden. Schliesslich gab das House of Lords seinen Widerstand auf. Damit kann der Gesetzentwurf von König Charles III. mit seiner Unterschrift in Kraft gesetzt werden. Es wird erwartet, dass dies am Dienstag geschieht, wie der Guardian berichtet.

So geht es weiter

Die erste Maschine soll bereits in zehn bis zwölf Wochen abheben, wenn es nach Sunak geht.

«Ich habe versprochen, alles Nötige zu tun, um den Weg für den Erstflug freizumachen. Das haben wir getan. Jetzt arbeiten wir Tag für Tag daran, Flüge auf den Weg zu bringen.»

Bisher hatte die Regierung den ersten Abflug für den Frühling angekündigt. Für die Abschiebungen seien kommerzielle Charterflüge gebucht worden. Zudem seien Hunderte Sachbearbeiter und Richter auserkoren, um mögliche Klagen zu bearbeiten.

Der einzige Flug, der bisher nach Ruanda abheben sollte, wurde per einstweiliger Verfügung vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in letzter Minute gestoppt. Später erklärte das oberste Gericht in Grossbritannien den Asylpakt für rechtswidrig. Mit dem Ruanda-Gesetz soll dieses Urteil nun ausgehebelt werden.

Für die konservative Regierung, die angesichts eines gewaltigen Rückstands in den Umfragen im Jahr der Parlamentswahl unter erheblichem Druck steht, ist die irreguläre Migration ein Ärgernis. Jährlich kommen Zehntausende über den Ärmelkanal ins Land, es gibt aber kaum Aufnahmekapazitäten. (sda/dpa/con)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
211 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
_Irgendjemand_
23.04.2024 04:31registriert Februar 2024
Find ich sehr gut.
18096
Melden
Zum Kommentar
avatar
Katerchen
23.04.2024 02:58registriert März 2023
Guter Entscheid von GB wer nichts zu verbergen hat reist nicht illegal ein und hat auch keinen Grund seine Papiere wegzuwerfen bevor er um Asyl bittet!
172102
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bernhard Kuenzi
23.04.2024 07:06registriert Januar 2014
Guter Entscheid! Es kostet ein Vermögen, aber nur für kurze Zeit, dann merken die Wirtschaftsflüchtlinge, in GB keine Chance, und suchen ein anderes Zielland ...
11763
Melden
Zum Kommentar
211
Prinz Harry ist überzeugt: Rückkehr nach England wäre für Meghan gefährlich

Prinz Harry fürchtet noch immer um die Sicherheit seiner Frau Herzogin Meghan in seiner Heimat Grossbritannien. In einer neuen Dokumentation des Fernsehsenders ITV sprach er über seinen Kampf gegen die Boulevardmedien. Es sei ein Risiko, sich gegen die Presse zu stellen. Der 39-Jährige sagt:

Zur Story