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Feuer auf Frachter vor niederländischer Küste – Sorge um Umwelt

Video: twitter/nicoguud

Brand auf Auto-Frachter noch immer nicht unter Kontrolle – Katastrophe droht

Vor der niederländischen Küste ist auf einem Auto-Frachter ein Feuer ausgebrochen. Um sich vor den Flammen zu retten, sprangen einige Menschen ins Wasser – 30 Meter in die Tiefe. Auch die Umwelt ist in grosser Gefahr.
26.07.2023, 13:4227.07.2023, 12:53
Annette birschel / dpa
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Dicke Rauchwolken hängen über dem Wattenmeer, Flammen schlagen aus einem Auto-Frachter vor der niederländischen Insel Ameland. Gut 27 Kilometer vor der Küste versuchen Rettungskräfte mit aller Macht seit Mittwoch, ein Sinken des Schiffes und damit eine Umweltkatastrophe zu verhindern.

Brand noch immer nicht unter Kontrolle

Nach mehr als 24 Stunden ist der Brand am Donnerstag noch immer nicht unter Kontrolle. Bergungsspezialisten und die Wasserbehörde überlegen nun, wie man das etwa 200 Meter lange Schiff bergen kann. Befürchtet wird eine Umweltkatastrophe bei einem Sinken des Frachters.

Die Küstenwache fürchtet, dass das Feuer noch Tage oder sogar Wochen dauern könnte. Direkt Löschen ist nach Angaben der Küstenwache gefährlich, da das Löschwasser das Schiff zum Kentern bringen könnte.

Video: twitter/nicoguud

Der mit knapp 3000 Autos geladene Frachter «Fremantle Highway» war in der Nacht auf Mittwoch in Brand geraten. Die Besatzung musste Hals über Kopf das Schiff verlassen. Ein Mensch kam dabei ums Leben, die übrigen 22 wurden leicht verletzt.

Bei einem Sinken des Schiffes könnten Treibstoff, Öl und die etwa 3000 Autos ins Wasser und auf den Meeresboden gelangen. «Wir tun alles, um das zu verhindern», sagte ein Sprecher der Wasserbehörde dem Radiosender NOS. Aber die Rettungskräfte bereiteten sich «auf alle Szenarien» vor.

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Rettungsschiffe versuchen das Feuer auf dem Frachter zu löschen.Bild: keystone

Menschen sprangen 30 Meter in die Tiefe

Die Bergung sei schwierig, sagte der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman. Ein Notkabel, über das der Frachter mit einem Schlepper verbunden ist, sei nicht stabil genug. «Die Lage ist nun zu instabil, um das Schiff wegzuschleppen.» Durch das Kabel aber blockiert das Schiff nun nicht länger die Route von und nach Deutschland.

Gegen Mitternacht war das Feuer auf der «Fremantle Highway», die unter der Flagge von Panama fährt und von Bremerhaven unterwegs war nach Singapur, ausgebrochen, berichtete die Küstenwache. Und zwar bei den etwa 25 elektrischen Autos. Die Besatzung versuchte, den Brand einzudämmen. Doch der breitete sich so schnell aus, dass die Besatzung das etwa 200 Meter lange Schiff verlassen musste. Einige Menschen mussten von Bord springen - rund 30 Meter in die Tiefe.

epa10768929 Emergency services bring a crew member of the Fremantle Highway cargo ship ashore in Lauwersoog, the Netherlands, 26 July 2023. A fire broke out overnight on 26 July on a freighter with 23 ...
Rettungskräfte bringen ein Crew-Mitglied in Sicherheit.Bild: keystone

«Einer nach dem anderen sprang», sagte Kapitän Willard Molenaar vom Amelander Rettungsboot, das als Erstes an der Unglücksstelle war. «Die waren echt in Not, sonst springt man nicht einfach so tief.» Sieben Menschen retteten er und seine Crew aus der See. Die übrigen wurden mit Hubschraubern von Bord geholt und in mehrere Krankenhäuser gebracht.

Brandursache möglicherweise elektrisches Auto

Lösch- und Bergungsschiffe waren schnell zur Stelle - auch aus Deutschland kam Hilfe. Doch das Feuer war nur schwer zu löschen. Vor allem die Lithium-Batterien der E-Autos erschwerten die Löscharbeiten, sagte der Sprecher der Küstenwache.

Smoke is seen from a freight ship in the North Sea, about 27 kilometers (17 miles) north of the Dutch island of Ameland, Wednesday, July 26, 2023. A fire on the freight ship Fremantle Highway, carryin ...
Das Feuer brennt noch immer.Bild: keystone

Möglicherweise waren auch sie Ursache des Brandes. Erst kürzlich hatte der Industrieversicherer der Allianz (AGCS) vor erhöhtem Brandrisiko durch den Transport der Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen gewarnt. Hauptursachen für Brände, die von den Akkus ausgehen, seien Produktionsdefekte, beschädigte Batteriezellen oder Geräte sowie eine Überladung oder Kurzschlüsse, schreibt der Versicherer in seiner neuesten Schifffahrtsstudie. Sie seien tückisch, weil sie schwer zu löschen seien und sich spontan wiederentzünden könnten. «Die meisten Schiffe verfügen weder über ausreichenden Schutz noch über ausreichende Frühwarn- oder Löschfähigkeiten, um solche Brände auf hoher See zu bekämpfen», sagte der Schifffahrtsexperte Justus Heinrich.

«Könnte Umweltkatastrophe bedeuten»

Umweltorganisationen und auch Bürgermeister umliegender Gebiete sind besorgt über mögliche Schäden durch Öl oder Müll. «Das könnte eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer bedeuten», warnte ein Sprecher der Stiftung De Noordzee am Mittwoch. Ein Untergang des brennenden Autofrachters könnte aus Sicht des Bürgermeisters der deutschen Nordseeinsel Borkum schwere Umweltschäden zur Folge haben. «Das Schlimmste wäre, dass das Schiff sinkt und unkontrolliert Schadstoffe in das Meer gespült werden», sagte Jürgen Akkermann (parteilos) der Deutschen Presse-Agentur.

Einige denken nun auch zurück an die Katastrophe des Containerschiffs MSC Zoe 2019. Damals hatte das Schiff in der stürmischen Nordsee auf der Fahrt nach Bremerhaven 342 Container verloren. Die meisten zerbarsten beim Aufprall auf dem Wasser, in der Folge trieb tonnenweise Müll an die Strände. (saw/sda/dpa)

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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SBRUN
26.07.2023 15:30registriert September 2019
Rund 2800 Autos, rechnen wir 50'000 CHF das Stück, ergibt, wenn alle verbrannt sind einen Schaden (ohne Schiff) von 140 mio CHF, schwach halb soviel, wie die Saudies für Mbappe geboten haben. Irgendwie ist die Welt komplett aus dem Lot.
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Schnüffelstück
26.07.2023 15:24registriert April 2021
Ob jetzt ein Elektrofahrzeug den Brand ausgelöst hat, oder nicht ist aus meiner Sicht nicht relevant, die Brandgefahr ist durch ein Elektrofahrzeug nicht zwingend höher, der Brand ist aber schwieriger zu beherrschen, da der Sauerstoff chemisch in den Batteriezellen vorhanden ist. Was mich immer erstaunt ist, dass eine riesige schwimmende Lagerhalle nicht mit Löschanlagen ausgestattet ist, die einen solchen Brand zu kühlen vermögen, um ein Ausbreiten des Feuers auf benachbarte Fahrzeuge zu verhindern und dass dies so zulässig und versicherbar ist.
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tomdance
26.07.2023 15:09registriert Januar 2014
Und die Verbrennerlobby jubelt. 3'000 Fahrzeuge sind auf dem Schiff. Läppische 0.83% davon sind Elektroautos. Und genau dort soll vermutlich, vielleicht, eventuell der Brand ausgebrochen sein. Statistisch ist das eher unwahrscheinlich. Aber das insteressiert beim aktuellen E-Auto-Bashing ja nicht.
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