Der Bundesstaat Bihar liegt im Norden Indiens, am Fuss des Himalaya-Gebirges. Es ist einer der ärmsten Bundesstaaten des Landes – und der Schauplatz eines spektakulären Verbrechens, das Hollywood-Filme nicht besser hätten schreiben können. Die lokale Polizei in der Stadt Banka verhaftete am Donnerstag vier Männer und zwei Frauen. Sie sollen über acht Monate hinweg eine falsche Polizeistation aus einem Hotel heraus betrieben haben.
Besonders dreist: Nur 500 Meter vom Hotel entfernt befindet sich die Dienststelle der echten Polizei. Die Verdächtigen sollen den Angaben des (echten) Polizeichefs zufolge Uniformen mit Rangabzeichen getragen und scharfe Waffen mit sich geführt haben.
Dem «Guardian» zufolge komme es in Indien zwar häufig vor, dass sich Kriminelle als Polizisten verkleideten, um Bussgelder von anderen einzutreiben – eine ganze Polizeistation einzurichten und über acht Monate hinweg zu betreiben, sei allerdings eine «besonders dreiste Form des Betrugs».
Die Masche der Halunken war dabei ziemlich ausgefuchst. Sie berechneten Menschen Geld, die auf der Suche nach Hilfe in die falsche Polizeistation kamen um Anzeigen aufzugeben. Ausserdem nahmen sie Bestechungszahlungen von Menschen an, die auf der Suche nach Wohnungen oder Arbeit bei der Polizei waren.
Natürlich hätte es Verdachtsmomente gegeben, wenn immer die gleichen Männer in der falschen Polizeistation gesessen hätten. Deshalb sollen die Betrüger Menschen aus ländlichen Gebieten etwa 6.20 Euro am Tag gezahlt haben, damit diese als falsche Polizeibeamte in der falschen Polizeistation sitzen, um angebliche Polizeiarbeit zu erledigen.
Nach acht Monaten flog der Betrug dann allerdings auf. Das lag an der aufmerksamen Beobachtung eines echten Polizisten, dem die Waffen seiner angeblichen «Kollegen» auffielen. Die wurden in lokalen Werkstätten hergestellt und hatten keine grosse Ähnlichkeit mit ihren professionellen Gegenstücken, die die «offizielle» Polizei in Bihar verwendet.
Nach der Verhaftung der sechs Betrügerinnen und Betrügern sind noch einige Fragen offen – ausserdem sei der Anführer der Bande noch auf freiem Fuss, erklärt der Polizeichef von Banka dem «Guardian». «Eine Untersuchung wird eingeleitet», so der (echte) Polizeichef. «Nach und nach werden immer weitere Informationen ans Licht kommen».
Die "echten" Polizisten sind wohl vor allem deswegen sauer weil ihnen monatelang jede Menge Bakschisch durch die Lappen ging.