Wird sich Indien bald umbenennen? Am Dienstag löste die Regierung selbst Spekulationen darüber aus. In den Einladungen zum Abendessen für die Teilnehmenden des G20-Gipfels ersetzte sie den Namen Indien durch ein Wort aus dem Sanskrit: Bharat.
In der Einladung wird Droupadi Murmu, Präsidentin der Republik Indien, als «Präsidentin von Bharat» bezeichnet. Ein Foto dieser Einladung kursiert derzeit im Netz und sorgt für Diskussionen. Gemäss indischen Medienberichten soll das Papier aber echt sein.
Indien ist Gastgeber des jährlichen G20-Gipfels, der am Samstag und Sonntag in Neu-Delhi stattfindet. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs, darunter US-Präsident Joe Biden und der französische Präsident Emmanuel Macron, werden daran teilnehmen.
While there is no constitutional objection to calling India “Bharat”, which is one of the country’s two official names, I hope the government will not be so foolish as to completely dispense with “India”, which has incalculable brand value built up over centuries. We should… pic.twitter.com/V6ucaIfWqj
— Shashi Tharoor (@ShashiTharoor) September 5, 2023
Das Land mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern ist offiziell unter zwei Namen bekannt: Indien und Bharat. Der erste wird allerdings sowohl im Inland als auch international am häufigsten verwendet. Hindustan ist ein anderes Wort für die Nation und wird häufig in der Literatur und anderen Formen der Populärkultur verwendet.
Bharat ist ein altes Sanskrit-Wort, das nach Ansicht vieler Historiker auf frühe hinduistische Texte zurückgeht. Das Wort wird auch als Hindi-Variante für Indien verwendet.
Mehrere Akteure von Premierminister Narendra Modis rechtsgerichteter Partei Bharatiya Janata (BJP) unterstützen die Änderung der Nomenklatur. Sie argumentieren, dass der Name Indien von den britischen Kolonialherren eingeführt wurde und ein «Symbol der Sklaverei» ist. Dabei berufen sie sich auf die Verfassung, in der Indien auch als Bharat bezeichnet wird. Die Briten regierten das Land rund 200 Jahre lang, bis es 1947 seine Unabhängigkeit erlangte.
Gemäss Medienberichten könnte die Partei einen Antrag zur Änderung der Bezeichnung des Landes demnächst ins Parlament einbringen.
Doch nicht allen gefällt dieser Vorschlag. Der Schriftsteller und Kongressabgeordnete Shashi Tharoor von der Oppositionspartei meinte, die Inderinnen und Inder sollten «weiterhin beide Wörter verwenden, anstatt unseren Anspruch auf einen geschichtsträchtigen Namen aufzugeben, der in der ganzen Welt anerkannt ist».
Es gebe zwar keine verfassungsrechtlichen Einwände dagegen, Indien Bharat zu nennen, was einer der beiden offiziellen Namen des Landes ist. Aber: «Ich hoffe, dass die Regierung nicht so töricht sein wird, auf ‹Indien› zu verzichten, das einen unschätzbaren, über Jahrhunderte aufgebauten Markenwert hat», schrieb er auf X (ehemals Twitter).
(lak)