International
Iran

Iran-Proteste: Zwei weitere Demonstranten hingerichtet

FILE - In this May 26, 2011 file photo, the feet of convicted man Mahdi Faraji, is seen with shackle, while he is being hanged, at the city of Qazvin about 80 miles (130 kilometers) west of the capita ...
Das iranische Regime lässt zwei Demonstranten erhängen. (Archivbild)Bild: AP/Mehr News Agency

Iran-Proteste: Zwei weitere Demonstranten hingerichtet

07.01.2023, 09:4207.01.2023, 21:01
Mehr «International»

Im Iran sind zwei weitere Demonstranten hingerichtet worden. Die iranische Justizbehörde gab am Samstag bekannt, dass Mohammad-Mehdi Karami und Sejed-Mohammad Hosseini in den frühen Morgenstunden gehängt worden seien. Sie sollen während der systemkritischen Proteste im November für den Tod eines Sicherheitsbeamten verantwortlich gewesen sein, so die Justiz auf ihrem Webportal Mizan. Damit steigt die Zahl der hingerichteten Demonstranten im Zuge der mehr als dreimonatigen systemkritischen Proteste auf vier.

Nach Angaben der Justizbehörde hatten die beiden Männer vor Gericht zugegeben, bei Protesten in Karadsch, einem Vorort der Hauptstadt Teheran, einen angeblich unbewaffneten Sicherheitsbeamten mit einem Messer erstochen zu haben. Der Sicherheitsmann war Mitglied der berüchtigten paramilitärischen Basidsch-Einheit der Revolutionsgarden. Das Gnadengesuch der beiden Angeklagten wurde dem Mizan-Bericht zufolge vom obersten Gerichtshof abgelehnt und das Todesurteil bestätigt.

Im Zuge der landesweiten Proteste waren im Dezember bereits der Rap-Musiker Mohsen Schekari und Madschid-Resa Rahnaward wegen angeblichen Mordes und versuchten Mordes an zwei Basidsch-Mitgliedern hingerichtet worden. Die Hinrichtungen sorgten im In- und Ausland für Entsetzen. Die EU beschloss daraufhin auch wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen weitere Sanktionen gegen den Iran.

Die Sanktionen haben laut Experten die bereits akute Wirtschaftskrise noch weiter verschärft. Die nationale Währung Rial hat nach den Protesten über 25 Prozent an Wert verloren. Angesichts der Entwicklungen im Land ist kein Ende der Finanzkrise in Sicht. Einige Beobachter befürchten gar einen Wirtschaftskollaps in dem ölreichen Land.

Schweiz verurteilt Hinrichtung von iranischen Demonstranten
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten hat die Hinrichtung von zwei Männern in Zusammenhang mit den Protesten im Iran verurteilt. Die Schweiz lehne die Todesstrafe «unter allen Umständen» ab.
Das schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Am Samstagmorgen teilten die iranischen Behörden mit, zwei Demonstranten hingerichtet zu haben. Die Männer waren nach Darstellung der Justiz für den Tod eines Sicherheitsbeamten verantwortlich. (sda)

Nach jüngsten Schätzungen der in den USA ansässigen Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) sind bei den Protesten bereits mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen 70 Minderjährige sowie knapp 70 Polizei- und Sicherheitskräfte. Mehr als 19 000 Demonstranten seien verhaftet worden.

Über die Zahl der zum Tode verurteilten Verhafteten gibt es widersprüchliche Informationen, da bei einigen das Todesurteil in Berufungsgerichten aufgehoben wurde. Die Rede ist von 20 Demonstranten, die auf der Todesliste der Justiz stehen sollen. Die iranische Führung hat diese und ähnliche Angaben bislang weder bestätigt noch dementiert.

Auslöser der landesweiten Proteste im Iran war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb in Polizeigewahrsam, nachdem sie von der sogenannten Sittenpolizei wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. Seither gibt es immer wieder Proteste gegen den repressiven Kurs der Regierung und das islamische Herrschaftssystem. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Solidarität für Iranerinnen – 50 berühmte Französinnen schneiden sich die Haare
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Martin Baumgartner
07.01.2023 09:54registriert Juni 2022
Ein Sicherheitsmann der berüchtigten paramilitärischen Basidsch-Einheit der Revolutionsgarden, der gerade dabei war Männer, Frauen und Kinder niederzuknüppeln oder zusammenzuschiessen war natürlich unbewaffnet.
Was besser ist denen nicht eingefallen?!
834
Melden
Zum Kommentar
avatar
rodolofo
07.01.2023 10:14registriert Februar 2016
So sehen also die "Säuberungen" des iranischen Mullah-Régimes aus...
Was für ein satanistisches Drecks-Pack!
Aber so enden alle ideologisch bornierten Experimente im Dienst einer "Grossen Sache": Der übelste und charakterloseste menschliche Abschaum steigt in einer Art "negativen Selektion" die Karière-Leitern hoch, währenddem die charakterfesten, ehrenwertesten und sensibelsten, also wertvollsten Mitglieder der Gesellschaft in neuzeitlichen Hexenverbrennungen geopfert werden, für einen "Gott", den es so nur in dem Sinne gibt, dass er in den kranken Gehirnen von Machtmenschen herumgeistert...
605
Melden
Zum Kommentar
avatar
BB1899
07.01.2023 09:49registriert Mai 2015
Mir fehlen die Worte 😭😭😭
Zan, Zendegi, Azadi! Jin, Jiyan, Azadi! 🕊️
536
Melden
Zum Kommentar
22
Swiss-Flüge nach Beirut bleiben bis Ende April eingestellt

Keine Swiss-Flüge nach Beirut bis und mit 30. April. Das hat die Fluggesellschaft am Mittwoch entschieden. Die Fluggesellschaft wird bis zu diesem Zeitpunkt den iranischen Luftraum nicht nutzen und die Situation in der Region «aufmerksam» verfolgen, wie sie mitteilte.

Zur Story