Unter starkem Polizeischutz hat am Sonntag in Jerusalem ein umstrittener Flaggenmarsch begonnen. Schon Stunden zuvor war es in der Altstadt und auf dem Tempelberg zu Konfrontationen gekommen. Palästinensische Gläubige lieferten sich Auseinandersetzungen mit jüdischen Besuchern, wie die Polizei bestätigte. Rund 2600 Juden besuchten den Angaben zufolge bis zum Nachmittag die heilige Stätte. Einige von ihnen schwenkten israelische Flaggen und beteten, ein Verstoss gegen die Regeln. Sie wurden vom Tempelberg entfernt. Es gab nach Polizeiangaben nach den Konfrontationen einige Festnahmen.
Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten.
Avi Abelow:
— Lilo Isenburg (@Lilo97423) May 29, 2022
This is an unbelievable Jerusalem Day! In so many ways.
Usually, the Western Wall of the Temple Mount fills up in the evening time at the end of the flag parade. This is the plaza now, early in the morning!!!
Stay tuned all day for undeliverable, historic updates!!! pic.twitter.com/VdYdL6P6zf
Aus Sorge vor einer Eskalation war Israels Polizei vor dem umstrittenen Flaggenmarsch in Jerusalem in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Der Marsch führt auch durch das muslimische Viertel der Altstadt, was die Palästinenser als Provokation sehen. Schon Stunden vor dem offiziellen Marsch liefen zahlreiche junge Israelis mit blau-weissen Flaggen durch das Viertel, es kam teilweise zu Auseinandersetzungen mit arabischen Händlern.
Der Marsch findet seit Jahrzehnten jährlich am Jerusalem-Tag statt. Dabei wird die israelische Eroberung Ost-Jerusalems während des Sechstagekrieges 1967 gefeiert. Die Palästinenser sehen den arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt eines eigenen Staates.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte vor dem Marsch mit einer gewaltsamen Reaktion gedroht. Im vergangenen Jahr war der Flaggenmarsch am 10. Mai wegen Raketenangriffen der Hamas auf Jerusalem abgebrochen worden. Israel griff daraufhin Ziele in dem Küstengebiet an. Während eines elftägigen Konflikts wurden damals 255 Palästinenser getötet. In Israel kamen 14 Menschen ums Leben. (sda/dpa)