Schweiz
Gesellschaft & Politik

Branche fürchtet sich vor Feuerwerksinitiative

Eine Familie beobachtet ein Vulkan-Feuerwerk am 1. August 2015 in Unteraegeri. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
Das Verbot von lauten Feuerwerken lässt die Hersteller um ihre Branche fürchten. (Symbolbild)Bild: KEYSTONE

«Vulkane retten das Geschäft nicht» – Branche fürchtet sich vor Feuerwerksinitiative

Das Verbot von lautem Feuerwerk hat in der Schweiz gute Chancen vor dem Volk. Das Parlament will nun einen Gegenvorschlag zur Feuerwerksinitiative. Bei den Herstellern fürchtet man um die Existenz.
30.07.2025, 04:4230.07.2025, 04:42
Michael Graber / ch media
Mehr «Schweiz»

Es sei gerade «Saison», sagt Daniel Bussmann. Erbsen, Gurken, Bohnen, Tomaten, Zucchini und Mais sind gerade in der Erntezeit. Aber Bussmann hat keinen Bauernhof. Er ist Inhaber und Geschäftsführer von Bugano, dem grössten Feuerwerkhersteller in der Schweiz. Bald ist der 1. August. Gefeiert wird der Nationalfeiertag gerne mit Raketen, Vulkanen und anderem Feuerwerk.

An all diesen Sachen entzündet sich seit einigen Jahren eine hitzige Diskussion. Zu laut, zu umweltschädlich, zu unzeitgemäss seien die Knallereien. Es wurde gar gesammelt für ein Verbot. Die Feuerwerksinitiative ist derzeit in der parlamentarischen Beratung. Die nationalrätliche Kommission arbeitet einen Gegenvorschlag aus. Dieser soll den Fokus auf «pyrotechnische Gegenstände zu Vergnügungszwecken, die übermässigen Lärm erzeugen» legen. Und das vor allem für den Privatgebrauch.

Dürfen laute Raketen bald nicht mehr gezündet werden. Die Feuerwerksinitiative will das stark einschränken.
Dürfen laute Raketen bald nicht mehr gezündet werden. Die Feuerwerksinitiative will das stark einschränken.Bild: Dominik Wunderli / aargauer zeitung

Das auch aus Angst vor dem weitergehenden Verbot. Mehrere Umfragen attestierten den Gegnern von Feuerwerk einen grossen Vorsprung. Viele bürgerliche Politiker sind gegen eine grundsätzliche Einschränkung und wollen mit dem Gegenvorschlag einen Kompromiss zimmern.

Doch bereits jetzt liegt die Feuerwerksinitiative hartnäckig auf dem Geschäft von Bugano. Zwar schlage es sich noch nicht gross auf den Umsatz durch, doch zumindest die Verkaufsstellen werden weniger, wie Daniel Bussmann sagt. Mehrere Gemeinden haben bereits vorgegriffen und eigene Verbote erlassen.

Zu grosser Aufwand nur für Vulkane

Bussmann sagt, dass eine wortgetreue Umsetzung der Initiative zwangsläufig das Aus für seine Firma bedeuten würde. Zwar würden etwa Vulkane erlaubt bleiben, «aber es ist eine Illusion, dass allein mit Vulkanen, Zuckerstöcken und bengalischen Zündhölzern das Geschäft gerettet werden kann». Weder der Produktionsaufwand noch die Verkaufsstände könnten sich so rechtfertigen, sagt Bussmann. «Für jeden Stand, der Feuerwerk verkauft, braucht es eine Bewilligung, die oft mehrere hundert Franken kostet. Zusätzlich müssen Container für die Lagerung gestellt werden.»

Er betont auch, dass bereits heute viele Regeln für Feuerwerk gelten würden. So seien etwa Boden-Böller, also pyrotechnische Effekte, die am Boden explodieren, in der Schweiz verboten. «Die können wirklich gefährlich sein», sagt Bussmann. Er fürchtet, dass bei einem Verbot der Verkäufe in der Schweiz Käufer ins Ausland ausweichen würden und dann auch Feuerwerk kaufen, das hierzulande verboten ist. «Mit erheblichen Risiken», wie Bussmann sagt.

The New year fireworks explode over the famous Chapel Bridge and Old Town in Lucerne, Switzerland, on Wednesday, January 1, 2025. (KEYSTONE/Urs Flueeler)..Mit einem Feuerwerk ueber dem Luzerner Seebec ...
In einzelnen Schweizer Städten werden keine privaten Feuerwerke erlaubt. Stattdessen gibt es teils von der Stadt organisiert.Bild: keystone

Er wehrt sich nicht grundsätzlich gegen gewisse Einschränkungen und Verbote für Feuerwerk. «Heute hat jeder Kanton und jede Gemeinde eigene Regeln, das hilft sicher nicht», sagt Bussmann. Dabei geht es ihm etwa um die Anzahl Feuerwerke, die abseits von 1. August und Silvester abgefeuert werden dürfen. Während gewisse Gemeinden bei jedem Hochzeitsfeuerwerk eine Bewilligung verlangen, kann andernorts ohne Auflage gezündet werden.

Jährliches Kontingent an Feuerwerk

Bussmann schwebt etwa ein jährliches Kontingent an Feuerwerk vor, das pro Gemeinde bewilligt werden soll. Als Beispiel nennt er die Gemeinde Eich in Luzern, die maximal zehn pro Jahr toleriert. Und sonst plädiert er für «Augenmass und gesunden Menschenverstand». Ihn ärgern die Feuerwerk-Freaks, die bereits mehrere Tage vor dem Nationalfeiertag ihre Raketen zünden – «Heimfeuerwerke sollten auf den 31. Juli, den 1. August und den 31. Dezember beschränkt werden», findet Bussmann.

Es mache ihm etwas Bauchweh, wenn er sehe, wie die Debatte laufe, sagt der Firmenchef. Die Fronten sind weiterhin verhärtet. Bussmann unterstellt den Feuerwerksgegnern auch, dass sie nicht die ganze Wahrheit sagen. «Faktisch würden fast alle Feuerwerke – auch jene an Grossanlässen wie Stadtfesten und Sportanlässen – verboten werden», sagt Bussmann. Zwar lasse die Initiative ein Hintertürchen für Anlässe mit überregionaler Bedeutung, aber das sei «sehr schwammig» definiert.

Während Bussmann in der Defensive ist, sind die Köpfe hinter der Feuerwerksinitiative pünktlich zum Nationalfeiertag in der Offensive. Mit einer Werbekampagne, bei der sich Tiere die Ohren zuhalten. «Der 1. August braucht keine lauten Explosionen, um bedeutungsvoll gefeiert zu werden», schreiben sie in einer Mitteilung. Darum solle privates Feuerwerk eingeschränkt werden. Das vor allem im Hinblick auf die Belastung von Natur und Tier. Es brauche nun «Rücksicht statt Raketen».

Egal, auf welcher Seite man steht: Es ist gerade Feuerwerksaison. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das Neujahrs-Feuerwerk in Sydney
1 / 18
Das Neujahrs-Feuerwerk in Sydney
Um 14 Uhr Schweizer Zeit waren die Champagnerflaschen in der australischen Grosstadt Sydney bereits entkorkt.
quelle: keystone / bianca de marchi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Explosion von US-Feuerwerkfabrik
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
268 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Glücklich
30.07.2025 06:35registriert August 2022
‚Der 1. August braucht keine lauten Explosionen, um bedeutungsvoll gefeiert zu werden», schreiben sie in einer Mitteilung. Darum solle privates Feuerwerk eingeschränkt werden. Das vor allem im Hinblick auf die Belastung von Natur und Tier. Es brauche nun «Rücksicht statt Raketen»‘

Meine Stimme habt ihr! Bei uns hat das Geknalle bereits vorgestern angefangen und wird wie immer bis etwa 3.8.25 dauern. Zumal die lieben Feuerwerkler gerne in mitten der Wohngebiete das Zeugs ablassen.

Tja, wer kindisch provoziert muss sich nicht über Verbote wundern.
29553
Melden
Zum Kommentar
avatar
fant
30.07.2025 06:16registriert Oktober 2015
Wir wissen alle, dass wir irgend etwas gegen die grossen Herausforderungen wie zB Klimawandel, Artensterben, etc tun müssen.

Aber (fast) alle zeigen auf die anderen oder anderes:

Verkehr reduzieren? Oh mein Gott ich darf doch noch wohl mit meiner Karre rumfahren?

Feuerwerk verbieten? Oh mein Gott, das kann ja nicht so schlimm sein 2x im Jahr!

Windräder fördern? Oh nein das sieht so hässlich au!

Es wird weit einscränkender und hässlicher wenn wir weiterhin einfach nichts tun oder sogar "jetzt noch so viel rumjetten wie möglich bevor es teurer wird"...
25444
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fairness
30.07.2025 06:47registriert Dezember 2018
Feuerwerk ist erst seit wenigenn Jahrzehnten Tradition. Früher gab es nur Lampions und bengalische Zündhölzchen. Zeit dass dieses unsinnige Geballer wie im AKrieg aufhört.
22428
Melden
Zum Kommentar
268
Bauarbeiten auf der SBB-Strecke Bern-Freiburg im Zeitplan
Die Unterhaltsarbeiten auf der Bahnstrecke zwischen Bern und Freiburg kommen gemäss SBB planmässig voran. Die Reisenden seien trotz der Unannehmlichkeiten «beeindruckt» von der «Zuverlässigkeit» des Ersatzangebots.
Zur Story