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Vergewaltigungen bei Hamas-Terror glaubwürdig – Nachtupdate ohne Bilder

UN: Vergewaltigungen bei Hamas-Terror glaubwürdig – das Nachtupdate ohne Bilder

05.03.2024, 07:5305.03.2024, 07:54
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Fünf Monate nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel haben die Vereinten Nationen Vorwürfe sexualisierter Gewalt während des Massakers in einem Bericht als glaubwürdig eingestuft. Es gebe «berechtigten Grund zur Annahme», dass es zu Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen an mindestens drei Orten gekommen sei, heisst es in dem Papier, das am Montag (Ortszeit) in New York veröffentlicht wurde. Zudem gebe es überzeugende Informationen, dass sexualisierte Gewalt auch gegen verschleppte Geiseln verübt worden sei und dies momentan im Gazastreifen weiter andauern könnte. Israels Aussenminister Israel Katz warf den UN vor, die Verbrechen der Hamas «unter den Teppich kehren» zu wollen. Ein UN-Sprecher wies dies zurück. Die israelische Armee sieht derweil klare Anzeichen dafür, dass die Terroristen bei ihrem Überfall auch Frauen als «Sklavinnen» verschleppt haben.

UN-Papier: Ex-Gefangene berichten von Missbrauch durch Israel

In einem bislang unveröffentlichten Bericht des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA werfen wiederum ehemals gefangene Palästinenser Israel Misshandlungen in Gefängnissen vor. Hunderte Freigelassene hätten UNRWA von «systematischen Demütigungen» berichtet, sagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini am Montagabend (Ortszeit) in New York. Laut der «New York Times» geht es darin um Misshandlungen, denen Gaza-Bewohner «aller Altersgruppen» in Haftanstalten in Israel ausgesetzt gewesen seien. Die Misshandlungen hätten dazu gedient, «Informationen oder Geständnisse zu erpressen, um einzuschüchtern und zu demütigen und um zu bestrafen».

Israelischer Minister Gantz führt Gespräche in Washington

US-Vizepräsidentin Kamala Harris brachte unterdessen bei einem Treffen mit dem israelischen Minister Benny Gantz in Washington ihre «tiefe Besorgnis» über die humanitären Bedingungen im Gazastreifen zum Ausdruck. Sie habe zudem über die Dringlichkeit eines Geisel-Abkommens gesprochen und Israels «konstruktiven Ansatz» in den Verhandlungen begrüsst, teilte das Weisse Haus im Anschluss mit. Harris habe die Hamas aufgefordert, die vorliegenden Bedingungen zu akzeptieren. Die USA bemühen sich mit Ägypten und Katar als Vermittler unter Hochdruck um eine befristete Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Einen Durchbruch gibt es bei den indirekten Verhandlungen bisher nicht.

Gantz, der Israels Kriegskabinett angehört, und Harris hätten auch die Lage in der mit Hunderttausenden palästinensischen Flüchtlingen überfüllten Stadt Rafah im Süden Gazas erörtert. Sie hätten über die Notwendigkeit eines umsetzbaren Plans zum Schutz der Zivilisten gesprochen, bevor eine grössere Militäroperation in Rafah in Erwägung gezogen werde. In Rafah an der Grenze zu Ägypten leben derzeit rund 1,5 Millionen Menschen auf engstem Raum. Israel plant eine Bodenoffensive in dem Gebiet. Angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen verschärft die US-Regierung seit Wochen ihren Ton gegenüber der israelischen Regierung – und fordert Israel auf, deutlich mehr Hilfe in das Küstengebiet zu lassen und neue Grenzübergänge zu öffnen.

UN: Hilfslieferungen aus der Luft reichen nicht

Nach dem Start amerikanischer Hilfslieferungen aus der Luft haben die Vereinten Nationen die Menge der gelieferten humanitären Güter als unzureichend bezeichnet. Zwar helfe jede Lieferung, sagte Sprecher Stéphane Dujarric am Montag in New York. «Aber es entspricht weder der Grösse noch dem Umfang dessen, was wir brauchen.» Es seien Hilfslieferungen mit Lastwagen über den Landweg nötig. Die USA hatten angesichts der humanitären Katastrophe im Gazastreifen am Wochenende damit begonnen, die Zivilbevölkerung dort aus der Luft mit Hilfsgütern zu versorgen – auch andere Länder werfen dort humanitäre Hilfe aus Flugzeugen ab.

UN-Bericht: Opfer nach Vergewaltigungen getötet

In dem von der UN-Sonderbeauftragten für sexualisierte Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, nach einem Besuch in Israel angefertigten Bericht kommt die Weltorganisation nun zu dem Schluss, dass bei den meisten Vorfällen am Tag des Massakers Opfer einer Vergewaltigung anschliessend getötet wurden. Zudem seien in dem Bericht Fälle von sexueller Schändung von Frauenleichen aufgeführt, hiess es weiter. Die UN-Organisation hatte für den Bericht nicht das Mandat, Schuldige zu benennen. Es brauche eine «umfassende Untersuchung», hiess es.

Mehr als 5000 Fotos und 50 Stunden Video gesichtet

Die Untersuchung von Pattens Team fand von Ende Januar bis Mitte Februar statt. Es habe Dutzende Treffen mit Vertretern von israelischen Behörden und Organisationen gegeben, mehr als 5000 Fotos und 50 Stunden Video seien gesichtet worden. Die Vereinten Nationen führten 34 Interviews mit Zeuginnen und Zeugen durch. Mit überlebenden Opfern sprach das Team aber nicht. Grund sei einerseits deren andauerndes Trauma. Hinzu komme «mangelndes Vertrauen» der Opfer in internationale Organisationen wie die UN, hiess es.

Israels Armee: Terroristen entführten Frauen am 7. Oktober als «Sklavinnen»

Israels Militär veröffentlichte unterdessen Tonaufnahmen, die beweisen sollen, dass bei dem Überfall auf Israel Frauen auch als «Sklavinnen» verschleppt worden seien. Auf den Aufnahmen, die vom Tag der Invasion stammen sollen, sind die Stimmen von Männern zu hören. Nach israelischer Darstellung soll es sich dabei auch um Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA handeln. So soll etwa der Lehrer einer UNRWA-Schule gesagt haben, er habe eine «Sklavin» gefangen genommen, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Montagabend. Die Authentizität der Aufnahmen konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Eine Reaktion von UNWRA zu den Vorwürfen stand zunächst aus.

Was am Dienstag wichtig wird

Der israelische Minister im Kriegskabinett, Gantz, setzt seine Gespräche in Washington bei einem Treffen mit US-Aussenminister Antony Blinken fort. Derweil tobt der Krieg weiter. Ob es wie erhofft vor dem für Muslime heiligen Fastenmonat Ramadan, der um den 10. März beginnt, zu einer Einigung auf eine befristete Waffenruhe kommt, ist weiter ungewiss. (rbu/sda/dpa)

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