In Gaza-Stadt ist es am Donnerstag rund um eine Lieferung von Hilfsgütern zu Gewalt gekommen, wie mehrere Medien berichten. Gemäss der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sollen dabei über hundert Menschen getötet und 760 weitere verletzt worden sein. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Ein Überblick:
Die Beschreibungen von dem, was sich am Donnerstag in Gaza-Stadt abgespielt hat, gehen weit auseinander. Klar ist: Beim Eintreffen von Hilfslieferungen in Gaza-Stadt ist es zu tumultartigen Szenen mit Dutzenden Todesopfern gekommen.
Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde soll die israelische Armee 104 Menschen getötet und 760 verletzt haben, als diese auf einfahrende Hilfsgüter gewartet hätten. Sie sprechen von einem Massaker an der Bevölkerung. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
A Humanitarian Aid Massacre happened in Gaza today.
— Khalissee (@Kahlissee) February 29, 2024
Hungry Palestinians gathered waiting for food aid.
Israel shot them.
This wasn't aerial bombardment. This was a ground-level assassination.
104 innocent civilians were killed. pic.twitter.com/Ucm0X2eqYT
Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN berichtet ausserdem von Panzern und Drohnen, die auf die Menschenmenge geschossen haben sollen. Mehrere Personen sollen ausserdem von den Lastwagen überfahren worden sein.
Die israelische Armee teilte derweil mit, dass sich Anwohnende um die einfahrenden Hilfsgüter gedrängt und diese geplündert hätten. Im Gedränge der Menschenmenge seien Dutzende Palästinenserinnen und Palästinenser gestorben. Der Vorfall werde noch überprüft.
Mehrere israelische Medien berichteten unter Berufung auf Armeekreise, dass Angehörige der israelischen Armee das Feuer auf eine Gruppe von Personen eröffnet hätten, nachdem sich diese den Soldaten genähert hatten. So berichtete die israelische Zeitung Haaretz, dass am frühen Donnerstagmorgen 30 Lastwagen mit Hilfsgütern in die Stadt eingefahren seien. Beim Passieren des Rimal-Viertels habe es Berichte gegeben, wonach es zu Plünderungen der Wagen gekommen sei. Dabei sollen bewaffnete Personen, auf die Lastwagen geschossen haben.
Haaretz zitiert das israelische Militär, wonach sich eine Gruppe von Menschen den Soldaten der israelischen Armee genähert habe. Die Soldaten hätten zuerst Warnschüsse in die Luft abgegeben und danach auf die Beine derjenigen geschossen, die sich weiter genähert hätten. Auch diese Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Ein Augenzeuge sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Menschen hätten am frühen Donnerstagmorgen Lastwagen mit Hilfsgütern aus dem Süden des Küstengebiets in Empfang nehmen wollen, um Mehl und weitere Lebensmittel zu bekommen. Es sei noch dunkel gewesen, so der Anwohner. Plötzlich sollen Schüsse gefallen sein. Nach Darstellung des 27-jährigen Augenzeugen sollen auch Granaten abgefeuert worden sein. Der Anwohner sei zunächst geflohen, bei Tagesanbruch aber zurückgekommen, berichtete er weiter. Bei seiner Rückkehr habe der Palästinenser etliche Leichen auf dem Boden gesehen. Anwohner hätten Verletzte unter anderem auf Eselskarren in ein Krankenhaus transportiert. Entsprechende Videos zirkulieren auf X.
Die Hamas drohte nach dem Vorfall am Donnerstag, die Verhandlungen zu einer möglichen Feuerpause und der Freilassung der israelischen Geiseln zu beenden. Ein hochrangiges Mitglied der Hamas, Izzat Al-Risheq, äusserte sich in einer entsprechenden Stellungnahme auf Telegram.
Ein Sprecher der israelischen Regierung, Avi Hyman, äusserte sich am Donnerstag gegenüber den Medien zum Vorfall in Gaza-Stadt:
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA sprach von einem «schwerwiegenden Vorfall» und gab eine Untersuchung der Umstände durch das Weisse Haus bekannt. In einer Stellungnahme liess das Weisse Haus zudem weiter verlauten:
Die Vereinten Nationen fordern eine Untersuchung zum Tod Dutzender Menschen bei der Ankunft von Hilfsgütern im Gazastreifen. Das sagte ein Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres am Donnerstag in New York. «Es wird eine Zeit der Verantwortung geben», fügte Stephane Dujarric hinzu. Mitarbeiter der Vereinten Nationen seien bei dem Vorfall nicht anwesend gewesen, man kenne nicht alle Fakten und sei sich bewusst, dass es unterschiedliche Darstellungen gebe. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Vorfall. «Die verzweifelten Zivilisten in Gaza brauchen dringend Hilfe, auch die im belagerten Norden, wo die Vereinten Nationen seit mehr als einer Woche keine Hilfe leisten konnten», hiess es.
Der Vorfall um die Hilfslieferungen ereignete sich vor dem Hintergrund einer katastrophalen humanitären Lage, wie verschiedene Hilfsorganisationen vor Ort berichten.
Die Menge der Hilfslieferungen hat sich UN-Angaben zufolge im Februar im Vergleich zum Vormonat halbiert. Vertreter der Vereinten Nationen warnen vor einem Hungertod Tausender Zivilistinnen und Zivilisten. Bereits zuvor hat es Berichte über heftige Rangeleien um Hilfsgüter gegeben.
"In January, when @CIJ_ICJ asked Israel & International community to scale up it's humanitarian assistance - in reality what we have seen has been a decrease"@UNLazzarini @amanpour:🚨50% reduction of humanitarian aid entering📍#Gaza compared to last month, adding to desperation pic.twitter.com/9Vx5UCVSWz
— UNRWA (@UNRWA) February 29, 2024
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, sprach am Donnerstag vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf von einem «Gemetzel» an der palästinensischen Bevölkerung. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Oktober seien 30'035 Menschen getötet und 70'457 verwundet worden. Die Hamas-Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten. Türk verurteilte erneut die Anschläge der Hamas vom 7. Oktober auf die israelische Bevölkerung, die dem Gaza-Krieg vorausgegangen waren, verurteilte aber ebenfalls «die Brutalität der israelischen Reaktion».
(hah / mit Material der sda/dpa)
Mehr als 2 Mio Menschen verhungern lassen, ist nicht mehr Selbstverteidigung von Israel, resp eine ganz schlechte Regierungsstrategie der Hamas. Letztlich disqualifizieren sich hier die Führungskräfte beider Seiten identisch, mit dem was sie tun resp. nicht tun. Leidtragend sind unschuldige Menschen beider Seiten. Entschuldigungen gibt es für keine Seite mehr, weder Hamas noch Bibi und Co!