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Wahlen in Israel: Der «israelische Kennedy» greift nach der Macht

Wahlen in Israel: Der «israelische Kennedy» greift nach der Macht

13.03.2015, 14:1913.03.2015, 15:02
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Isaac Herzog an einer Konferenz der linken Arbeiterpartei. Im Hintergrund die Portraits der ehemaligen Premierminister Yitzhak Rabin und David Ben Gurion (September 2014).
Isaac Herzog an einer Konferenz der linken Arbeiterpartei. Im Hintergrund die Portraits der ehemaligen Premierminister Yitzhak Rabin und David Ben Gurion (September 2014).Bild: GIDEON MARKOWICZ/EPA/KEYSTONE

Falls die israelischen Wähler ihren konservativen Ministerpräsidenten Benjamin («Bibi») Netanjahu durch sein exaktes Gegenbild ersetzen wollen, haben sie leichtes Spiel: Der einzige aussichtsreiche Konkurrent Izchak («Bougie») Herzog scheint dann genau zu passen.

Zurückhaltend und diplomatisch auftretend sowie Abkömmling einer der illustresten politischen Dynastien des Landes ist der Chef der gemässigt linken Arbeitspartei das charakterliche Gegenteil Netanjahus mit dessen bombastischen Stil.

«Meine Zeit ist gekommen»
Oppositionschef Izchak Herzog

Der Anti-Bibi schlechthin sieht seine Stunde gekommen, die Ära Netanjahus, der mit einer Unterbrechung neun Jahre an der Regierungsspitze stand, zu beenden. Dann müsste der 54-jährige Rechtsanwalt und Vater dreier Kinder das Haus seiner Kindheit in Tel Aviv verlassen, in dem er mit seiner Frau bis heute lebt.

Wahlplakat des amtierenden Premierministers Bibi Netanjahu in Tel Aviv.
Wahlplakat des amtierenden Premierministers Bibi Netanjahu in Tel Aviv.Bild: NIR ELIAS/REUTERS

Dabei hatten die Leitartikler der israelischen Medien geätzt, der «blasse Aktenfresser» werde niemals in die Premierministerresidenz in Jerusalem einziehen, als er im Herbst 2013 zum Oppositionschef aufrückte.

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Chance auf Koalitionsbildung

Alle Wahlumfragen räumen ihm diesmal realistische Chancen ein, als Spitzenkandidat der stärksten Fraktion mit dem Versuch einer Koalitionsbildung beauftragt zu werden. «So wie ich in der Vergangenheit alle überrascht habe, wird mir das auch diesmal gelingen. Meine Zeit ist gekommen», versicherte Herzog.

Vor 16 Monaten wurde Herzog in einer Urwahl überraschend deutlich an die Spitze seiner Partei gewählt. Seit 2003 ist er Parlamentsabgeordneter und war zuvor Kabinettssekretär seines politischen Ziehvaters Barak.

In der Knesset, im israelischen Parlament, profilierte sich der Jurist als Sozialpolitiker. Er initiierte erfolgreiche Gesetzesvorlagen zur Besserstellung von Behinderten, von Opfern sexueller Gewalt und von Holocaust-Überlebenden.

In der grossen Koalition ab 2005 wurde Herzog Minister für Wohnungsbau; später leitete er die Ressorts Tourismus, dann Soziales und bis 2011 das Ministerium für Auslandsjudentum und Antisemitismus-Bekämpfung.

Aussenpolitisch hat er sich immer für territoriale Zugeständnisse an die Palästinenser ausgesprochen und ist für die Zweistaatenlösung als Grundlage eines Friedensabkommens bekannt.

Als erfolgreicher Schachzug im Hinblick auf die Wahl erwies sich die Bildung des Listenbündnisses «Zionistische Union» mit der liberalen Hatnua-Partei von Zipi Livni. An sie will Herzog im Erfolgsfall den Chefposten im Kabinett nach zwei Jahren abgeben. Auch dies mag als Beleg für sein kontrolliertes Ego gelten.

Zipi Livni, Vorsitzende der liberalen Hatnua-Partei mit Herzog. Die Hatnua-Partei und die Arbeiterpartei bilden zusammen das Listenbündnis «Zionistische Union».
Zipi Livni, Vorsitzende der liberalen Hatnua-Partei mit Herzog. Die Hatnua-Partei und die Arbeiterpartei bilden zusammen das Listenbündnis «Zionistische Union».Bild: BAZ RATNER/REUTERS

Herzogs als israelische Kennedys

Gelingt es «Bougie» – ein Kosename seiner Mutter – tatsächlich, das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen, würde das in die Familienchronik passen. Die Herzogs werden oft als die israelischen Kennedys beschrieben, auch weil beide Clans ursprünglich aus Irland stammen.

Grossvater Izchak war nach der Staatsgründung 1948 der erste Grossrabbiner der aus Europa stammenden aschkenasischen Juden. Vater Chaim Herzog wurde israelischer General, UNO-Botschafter und dann Staatschef von 1983 bis 1993. Und Onkel Abba Eban war Aussenminister zu Zeiten des Sechstagekriegs 1967. Auch politischer Adel verpflichtet. (sda/afp)

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