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Israel: «Sehr hohe» Alarmbereitschaft an der Grenze zum Libanon

Israel: «Sehr hohe» Alarmbereitschaft an der Grenze zum Libanon – das Nachtupdate

28.12.2023, 06:3128.12.2023, 09:45
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Während Israels Armeeführung die Kampfeinheiten im Süden des Gazastreifens weiter verstärkt, hat sie ihre Soldaten an der Grenze zum Libanon wegen bedrohlich zunehmender Attacken der Hisbollah in «sehr hohe» Alarmbereitschaft versetzt. Im Süden Gazas kämpfe man gegen die islamistische Hamas nun «in mehreren Schlüsselgebieten» und habe in der Stadt Chan Junis die Operation ausgeweitet, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwochabend. «Wir haben heute eine weitere Brigade in dieses Gebiet entsandt und operieren dort weiter mit neuen Methoden der Kriegsführung über und unter der Erde», sagte er mit Bezug auf das Tunnelnetzwerk der Hamas.

Sorge vor Eskalation im Nahen Osten

Derweil erhöhen die wachsenden Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon die Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Angesichts deutlich zunehmender Angriffe der mit dem Regime in Iran verbündeten Schiiten-Miliz aus dem Libanon sei die Armee inzwischen in «sehr hoher Bereitschaft», sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi am Mittwoch laut einer offiziellen Mitteilung bei einem Besuch des Armeekommandos im Norden Israels. «Heute haben wir eine Reihe von Plänen für verschiedene Eventualitäten gebilligt, und wir müssen darauf vorbereitet sein zuzuschlagen, falls nötig», sagte Halevi.

Bericht: Blinken reist erneut in den Nahen Osten

Angesichts der sich bedrohlich zuspitzenden Lage im Nahen Osten reist US-Aussenminister Antony Blinken nach Informationen des Nachrichtenportals «Axios» Ende nächster Woche erneut in die Region. Zum fünften Mal seit Beginn des Gaza-Krieges besuche er dabei auch Israel, hiess es. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Bisher schwerster Raketenbeschuss durch Hisbollah

Die mit der Islamischen Republik Iran verbündete Hisbollah reklamierte am Mittwoch neue Raketenangriffe auf Israel für sich. Es waren laut der Zeitung «The Times of Israel» die bisher schwersten Beschüsse nordisraelischer Städte seit dem Beginn des Gaza-Kriegs. In der Grenzstadt Kiriat Schmona seien mehrere Gebäude beschädigt worden, teilte die israelische Polizei mit. Menschen wurden demnach nicht verletzt. Bei israelischen Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon starben am selben Tag dagegen drei Menschen, unter ihnen ein Hisbollah-Kämpfer, meldete die libanesische Nachrichtenagentur NNA. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

«Bislang wurde die Kampagne hier korrekt und sorgfältig durchgeführt, und so muss es auch weiterhin sein», sagte Israels Generalstabschef. «Unsere erste Aufgabe ist es, die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Bewohner im Norden wiederherzustellen, und das wird Zeit brauchen», erklärte dazu Armeesprecher Hagari. Die israelischen Behörden hatten zu Beginn des Gaza-Kriegs Zehntausende Bewohner im Norden aus Sicherheitsgründen ins Landesinnere gebracht. Die Hisbollah gilt als viel stärker bewaffnet als die Hamas in Gaza.

WHO: Zehntausende suchen in Gaza Schutz in Kliniken

Dort suchen unterdessen Zehntausende von Zivilisten nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO in den wenigen noch funktionierenden Krankenhäusern Schutz vor den Kriegshandlungen. Im Schifa-Spital in der Stadt Gaza drängten sich 50'000 Menschen zusammen, im Al-Amal-Spital im südlichen Gazastreifen 14'000, teilte die WHO am Mittwoch auf X mit. Sie berief sich auf ein Team vor Ort. Von unabhängiger Seite liessen sich die Zahlen zunächst nicht überprüfen.

Die Abordnung konnte zusammen mit Vertretern des UN-Kinderhilfswerks Unicef und einer weiteren Organisation Hilfsgüter in die Krankenhäuser bringen, wie es in der Mitteilung hiess. Auf dem Weg zu den Spitälern habe das WHO-Team beobachtet, wie Zehntausende Menschen zu Fuss, auf Mauleseln oder in Autos vor den heftigen israelischen Angriffen flohen. In den Spitälern hätten die WHO-Mitarbeiter über Patienten und Schutzsuchende steigen müssen, die überall lagerten.

«Diese erzwungene Massenbewegung von Menschen wird zu mehr Überfüllung und einem gesteigerten Risiko für Infektionskrankheiten führen und die Verteilung von humanitärer Hilfe noch schwieriger machen», zitierte die Mitteilung einen WHO-Mitarbeiter vor Ort.

Erdogan vergleicht Netanjahu mit Hitler

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan griff den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erneut für das Vorgehen in Gaza an und verglich ihn mit Adolf Hitler. «Wir haben Israels Nazilager in Stadien gesehen, nicht wahr? Was ist das? Wie unterscheidet ihr euch von Hitler?», sagte Erdogan am Mittwoch. Er erläuterte nicht, was er genau meinte, allerdings kursierten in sozialen Medien in den vergangenen Tagen Videos, die palästinensische Gefangene in einem Stadion im Gazastreifen zeigen sollen.

Israel trat Erdogans Äusserungen entschieden entgegen. «Seine Worte sind für jeden Juden auf der ganzen Welt zutiefst beleidigend», sagte Präsident Izchak Herzog am Mittwochabend. Erdogan habe das Andenken an Millionen Juden verletzt, die von den Nazis ermordet wurden.

Was am Donnerstag wichtig wird

Israels Armee weitet seine Bodenoffensive im Süden Gazas aus. Derweil erhöhen sich die Spannungen an Israels nördlicher Grenze zum Libanon. (sda/dpa)

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