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Freies Geleit für Hamas-Kommandeure

Freies Geleit für Hamas-Kommandeure – diplomatischer Endspurt vor Israels Angriff auf Gaza

Unterhändler aus Ägypten, Katar und den USA arbeiten fieberhaft an einer Feuerpause, bevor Israels Armee in Gaza einmarschiert. Ägypten lässt sogar bereits schon palästinensische Polizisten ausbilden.
10.08.2025, 19:4310.08.2025, 19:43
Thomas Seibert aus Istanbul / ch media
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epa12292653 Palestinian Ambassador to the United Nations Riyad Mansour (C) speaks during an emergency Security Council meeting at United Nations (UN) headquarters in New York, New York, USA, 10 August ...
Palästinenser-Botschafter Mansour spricht bei Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats in New York, 10. August 2025.Bild: keystone

Die Gaza-Vermittler Ägypten, Katar und USA versuchen, die geplante Offensive der israelischen Armee in Gaza mit einem neuen Anlauf für eine Waffenruhe zu verhindern. Arabische, amerikanische und israelische Medien berichten am Wochenende, der neue Vorstoss habe nach der Entscheidung des israelischen Sicherheitskabinetts vom Freitag begonnen.

Wichtige Bestandteile der neuen Vorschläge für eine Waffenruhe decken sich mit denen eines arabischen Friedensplans für Gaza. Arabische Staaten haben bereits mit der Ausbildung palästinensischer Polizisten begonnen, die nach Beginn einer Feuerpause nach Gaza geschickt werden sollen.

Israels Armee zieht trotz der breiten innenpolitischen und internationalen Kritik seine Truppen für den Angriff auf Gaza-Stadt zusammen. Soldaten und Fahrzeuge seien an die Grenze des Gaza-Streifens verlegt worden, meldete der US-Sender NBC unter Berufung auf Satellitenbilder. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat angekündigt, Israel werde den gesamten Gaza-Streifen erobern, um die Hamas zu besiegen. Die UNO, arabische und viele westliche Staaten fordern, Netanyahu solle den Angriff abblasen.

Die geplante Eroberung der Stadt Gaza sorgte derweil auch im eigenen Land für massive Proteste. Zehntausende Menschen forderten in Tel Aviv und anderen Städten einen Deal zur Freilassung der im Gaza-Streifen festgehaltenen Geiseln.

epa12291595 Families of Israeli hostages held by Hamas in Gaza and their supporters attend a protest calling on the government to sign a hostages release and ceasefire deal, outside the Kirya military ...
Angehörige israelischer Geiseln und Unterstützer protestieren in Tel Aviv für Freilassung und Waffenstillstand (9. August 2025).Bild: keystone

Waffen der Hamas sollen «eingefroren» werden

Die saudische Nachrichtenseite Asharq News meldete, Unterhändler aus Ägypten, Katar und den USA seien im ständigen Kontakt mit Israel und der Hamas. Der US-Unterhändler Steve Witkoff traf sich nach Meldungen der US-Nachrichtenseite Axios und der «Jerusalem Post» auf Ibiza mit dem katarischen Aussenminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani, um über die Waffenruhe zu sprechen. Laut «Jerusalem Post» wird die Arbeit an neuen Vorschlägen mindestens eine Woche dauern.

Eine Einigung auf eine zunächst 60-tägige Kampfpause war Ende Juli gescheitert. Inzwischen fordern US-Präsident Donald Trump und Netanyahu eine Freilassung aller 20 noch lebenden israelischen Geiseln und die Übergabe der Leichen von weiteren 30 toten Geiseln auf einen Schlag; bisher wurde über eine Freilassung von Geiseln und palästinensischen Gefangenen in mehreren Phasen verhandelt.

Vor der israelischen Entscheidung für die neue Offensive hatten einige Medien spekuliert, Netanyahu wolle die Hamas mit der Drohung eines Angriffes auf Gaza-Stadt zu Zugeständnissen in den Verhandlungen bewegen.

Asharq News zufolge ist das Ziel der neuen Bemühungen eine Feuerpause vor Beginn der israelischen Offensive. In der Vereinbarung solle die Freilassung aller Geiseln, ein israelischer Truppenabzug aus Gaza und die Entwaffnung der Hamas festgeschrieben werden.

Weil die Terrorgruppe die Entwaffnung bisher ablehnt, denken Ägypten und Katar nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP über den Vorschlag nach, die Waffen der Hamas «einzufrieren»: Nach diesem Modell müsste die Hamas ihre Waffen nicht abgeben, dürfte sie aber nicht einsetzen.

Hamas-Kommandeure sollen laut Asharq News freies Geleit aus Gaza in andere Länder erhalten. Zudem werde die Schaffung einer «unpolitischen» Technokraten-Regierung mit einem «professionellen Polizeiapparat» angestrebt.

Die Einsetzung einer palästinensischen Technokraten-Regierung mit eigener Polizei ist ein zentraler Bestandteil des arabischen Wiederaufbau-Plans für Gaza. Eine Gaza-Arbeitsgruppe islamischer und arabischer Organisationen verlangte am Wochenende, der Plan solle sofort umgesetzt werden.

Neue Gaza-Regierung ohne Hamas-Beteiligung

Der von Ägypten ausgearbeitete Plan sieht den Wiederaufbau des Gaza-Streifens über fünf Jahre mit Kosten von 53 Milliarden Dollar vor und war im März bei einem Gipfeltreffen in Kairo verabschiedet worden. Die Araber lehnen in ihrem Plan die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung ab, die von den USA und Israel ins Gespräch gebracht worden war, und plädieren für die Schaffung neuer palästinensischer Sicherheitskräfte und die Einsetzung einer palästinensischen Regierung ohne Beteiligung der Hamas.

In Kairo soll in Kürze eine weitere Konferenz zum Wiederaufbau zusammenkommen, wie die arabisch-islamische Arbeitsgruppe am Samstag erklärte. Ägyptens Aussenminister Badr Abdel Aty hat neben arabischen Staaten und der EU, der UNO und der Weltbank auch Deutschland zu dem Treffen eingeladen. Das Geld für den Wiederaufbau soll vor allem von den reichen arabischen Golfstaaten kommen.

Ägypten bildet schon jetzt Hunderte Exil-Palästinenser zu Polizisten für den Einsatz in Gaza aus. Auch Jordanien beteiligt sich an der Ausbildung. Die arabischen Staaten sind zudem grundsätzlich zur Entsendung eigener Truppen nach Gaza bereit, wenn der Krieg zu Ende ist, Israel seine Truppen abgezogen hat und eine neue Palästinenser-Regierung die arabischen Länder dazu auffordert. (aargauerzeitung.ch)

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13 Kommentare
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Mr. Anderson
10.08.2025 20:37registriert Juni 2024
Bei aller berechtigten Kritik an Isrtael, aber der Plan «Nach diesem Modell müsste die Hamas ihre Waffen nicht abgeben, dürfte sie aber nicht einsetzen. « Ist ja wohl eines der dümmsten Pläne welche ich je gehört habe. Und es kommt noch nicht einmal vom «Gottimperator» persöhnlich. Irgentwie die Östliche Version von «Thoughts and Prayer «
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JBV
10.08.2025 20:24registriert September 2021
Es ist gut wenn die arabischen Staaten sich hier mehr einbringen. Saudi-Arabien sollte sich ebenfalls mehr engagieren.

Die arabischen Staaten tragen, durch ihre Nicht-Anerkennung Israels, zum fortwährenden Palästinakonflikt bei.

Der Hamas ist die Annäherung arabischer Staaten an Israel ein Dorn im Auge. 2023 waren Gespräche zwischen Saudi-Arabien und Israel auf einem guten Weg. Der 7.10.2023 beendete diesen Prozess. Für die Hamas ein Erfolg.
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Dave Hawtin
10.08.2025 20:24registriert Dezember 2021
Sry, die Headline ist einfach Unsinn. Aktuell fordern Ägypten, Katar, Jordanien und alle anderen Arabischen Staaten die Hamas dazu auf, aufzugeben, die Geiseln freizulassen und den Krieg zu beenden. Die Meldung über Palestinische Polizisten, die von Ägypten ausgebildet werden ist vom Februar 2025. Unten verlinkten ist ein Video aus Ägypten, wie sie den "Marsch auf Gaza" (eine westliche Aktion) verhindern. Die gesamte arabische Welt ist eben nicht auf der Seite der Hamas.

https://m.youtube.com/shorts/8RAzIsuBMlQ
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