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Italien

Berlusconi: «Putin wurde von der Bevölkerung zum Krieg gedrängt»

Video: twitter/@crispiandjb

Berlusconi-Eklat: «Putin wurde gedrängt, sich diese Spezialoperation auszudenken»

26.09.2022, 08:41
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Italiens früherer Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat kurz vor der Parlamentswahl mit einer Aussage über Wladimir Putin für Aufsehen gesorgt.

Der 85-Jährige behauptete in einem TV-Interview am Donnerstagabend, der Kremlchef sei zum Einmarsch in die Ukraine gedrängt worden. Im Sender Rai sagte er:

«Putin wurde von der russischen Bevölkerung, von einer Partei, von seinen Ministern gedrängt, sich diese Spezialoperation auszudenken.»

Berlusconi-Eklat im Video:

Video: twitter/@crispiandjb

Berlusconi ist ein Freund des russischen Präsidenten und zögerte nach Kriegsausbruch lange, die Invasion zu verurteilen. Nun sagte er: «Putin ist in eine wirklich schwierige und dramatische Situation gerutscht.» Er benutze diesen Ausdruck bewusst, weil Putin von Vertretern der zwei selbst ernannten Republiken im Donbass im Februar aufgefordert worden sei, einzuschreiten. Diese hätten Putin überredet mit der Behauptung, die Ukraine greife die Gebiete immer heftiger an.

Des Weiteren sagte der Parteichef von Forza Italia, der als kleinerer Partner einer Rechts-Koalition beste Chancen auf einen Wahlsieg am Sonntag hat, Putin habe die Regierung in Kiew von Wolodymyr Selenskyj austauschen wollen «mit einer Regierung von anständigen Leuten».

Die Aussagen des Medienunternehmers, der neben seiner Politik durch Skandale aufgefallen war, alarmieren all jene, die eine Zuwendung Italiens an Russland nach der Wahl fürchten. Neben Berlusconi ist auch Matteo Salvini Teil des Rechtsblocks – der Lega-Chef war jahrelang Fan Putins und kritisiert die Sanktionen des Westens gegen Moskau.

FILE -- In this April 26, 2010 file photo, then Italian Premier Silvio Berlusconi, right, and Russian President Vladimir Putin talk during a press conference at Villa Gernetto, in Gerno, near Milan, I ...
Mögen sich schon lange: Putin und Berlusconi im Jahr 2010. Bild: AP/AP

«Wirklich tragisch»

«Wirklich tragisch» nannte Zentrums-Spitzenkandidat Carlo Calenda den Auftritt Berlusconis und nannte den Forza-Italia-Gründer «irgendetwas zwischen Pressesprecher Putins und Militärberater». Der frühere Ministerpräsident Enrico Letta von den Sozialdemokraten retweetet am Freitag einen Beitrag, in dem steht:

«Es gibt keine Worte, um das zu kommentieren.»

Am Donnerstag hatte die russische Botschaft in Rom mit einem Beitrag bei Facebook provoziert, in dem sie Fotos italienischer Politiker bei deren Treffen mit Putin aus den vergangenen Jahren veröffentlichte. Darunter waren Berlusconi und Salvini, aber auch andere Wahlkämpfer wie Letta, Giuseppe Conte, Matteo Renzi oder Luigi Di Maio und sogar Staatspräsident Sergio Mattarella und Vorgänger Giorgio Napolitano. «Aus der jüngeren Geschichte der russisch-italienischen Beziehungen», stand daneben. «An einige müssen wir uns erinnern.»

(yam/sda/dpa)

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143 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dani S
23.09.2022 11:09registriert September 2017
Das hat man davon... Zuviel bunga bunga geht halt doch ans Gehirn.

Vor allem bei einem 85-jährigen in Dauerrenovierung... Ein weiterer grössenwahnsinniger Autokrat wie Wladolf Putler 🤮
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Jörg Wirz
23.09.2022 11:13registriert Dezember 2017
Italien läuft Gefahr politisch weit nach rechts abzurutschen. Das könnte schlimmer enden als in Ungarn. Ich hoffe die Italiener stimmen weise ab. Europa sollte weiter solidarisch zusammenstehen gegen die Zombies aus der Zeit des kalten und mittlerweilen wieder heissen Krieges im Kreml.
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Magnum
23.09.2022 11:22registriert Februar 2015
Der senile Berlusconi irrt. Putin ist keine Marionette, bei der andere an den Strippen ziehen. Putin ist der Strippenzieher. Und Putin ist auch nicht irgendwo rein gerutscht, er hat einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg losgetreten und Verträge gebrochen.
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