Bilder des Grauens aus der Traumstadt: In Venedig im Festlandstadtteil Mestre hat am Dienstagabend ein Bus die Brüstung einer Hochstrasse durchbrochen und ist von einer Brücke rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Der mit Gas betriebene Bus mit rund 40 Menschen an Bord stürzte auf Gleise und fing unmittelbar nach dem Aufprall Feuer. Nach Angaben des Präsidenten der Region Venetien, Luca Zaia, starben mindestens 21 Menschen – darunter auch Minderjährige.
Unter den Verletzten in Venedig sind elf Ausländer. Dabei handelt es sich um einen Deutschen, vier Menschen aus der Ukraine, einen Franzosen, einen Kroaten sowie ein Paar aus Spanien und zwei Minderjährige aus Österreich. Nach aktuellen Angaben der lokalen Behörden wurden insgesamt 15 Menschen verletzt. Sie werden in nahe gelegenen Krankenhäusern behandelt – viele von ihnen demnach auf der Intensivstation.
Bislang konnten nur neun der 21 Todesopfer identifiziert werden, wie der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, bei Facebook schrieb. Darunter seien auch Minderjährige. Ein Opfer sei ein Deutscher oder eine Deutsche – Zaia nannte kein Geschlecht. Unter den Todesopfern sind auch mindestens fünf ukrainische Staatsangehörige. Der Fahrer, ein 40 Jahre alter Italiener, sei ebenfalls ums Leben gekommen.
Der Bus hatte gegen 19.45 Uhr aus zunächst ungeklärter Ursache die Brüstung einer Hochstrasse durchbrochen und war zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Dort stürzte er auf eine Bahnstrecke und fing sofort Feuer. Bei dem Fahrzeug handelt es sich nach ersten Angaben um den Shuttlebus eines Campingplatzes im Festlandstadtteil Marghera, der auf dem Rückweg aus Venedig war.
Die Feuerwehr schloss nach eigenen Angaben die Untersuchung des Innenraums des Fahrzeugs noch am Abend ab. Die Einsatzkräfte seien allerdings noch beschäftigt, zu prüfen, ob sich unter dem Buswrack noch Menschen befinden, hiess es. Schon kurz nach dem Unfall waren viele Einsatzkräfte mit mehreren Krankenwagen am Unfallort. Die Bahnlinie zwischen Mestre auf dem Festland und der berühmten Lagunenstadt Venedig wurde unterbrochen.
Die genauen Umstände des Unglücks sind bislang unklar. Der Weg des Busses werde überprüft, eventuelle Hinweise könnten Bremsspuren oder die Beschaffenheit der Strassenoberfläche liefern, hiess es von ermittelnden Polizisten vor Ort. Es wurde aber vermutet, dass der Fahrer des Busses einen Schwächeanfall erlitten haben könnte.
Der CEO vom Busunternehmen La Linea sagte am Mittwochmorgen in den italienischen Medien:
Währenddessen kritisierte ein Vertreter einer Verkehrspolizei-Gewerkschaft die Leitplanken, die auf der Brücke verbaut waren:
Ähnliche Unfälle hätten gezeigt, dass solche Buse schwer aufzuhalten seien. «Wir würden uns wünschen, dass die Leitplanken geändert würden, aber die Kosten sind sehr hoch», sagte der Vertreter weiter.
Viele Venedig-Urlauber verbringen den Tag in der Altstadt und kehren dann am Abend aufs Festland zurück. Die Übernachtungspreise sind dort deutlich geringer. Aus vielen Ländern kamen noch am Abend Solidaritätsbekundungen. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock schrieb auf englisch auf X (früher: Twitter): «Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden.»
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich bestürzt. «Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden. Ich stehe in engem Kontakt mit Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro und Innenminister Matteo Piantedosi, um die Nachrichten über diese Tragödie zu verfolgen», sagte Meloni laut einer Mitteilung.
Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sprach von einer «schrecklichen Tragödie», die seine Stadt am Abend heimgesucht habe. «Eine apokalyptische Szene, es gibt keine Worte», so Brugnaro in einem Post auf der Online-Plattform X (vormals Twitter).
«Wir sollten den nächsten Bus nehmen, aber der kam nicht, und dann haben wir es gehört», erzählten junge deutsche Touristen, die ebenfalls auf dem Campingplatz in Marghera waren Reportern. «Es ist eine Tragödie.»
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Angehörigen der Opfer und Verletzten ihr tiefstes Beileid aus. Sie stehe der italienischen Regierung und den Verantwortlichen in diesem Moment der tiefen Trauer nahe, schrieb sie bei X. Auch der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, zeigte sich betroffen. «Ich bin zutiefst betrübt über das schreckliche Busunglück, das sich heute Abend in Mestre ereignet hat», so Michel bei X. (sda/dpa)