Die brutale Tat hatte sich schon vor einer Woche ereignet, doch erst in den letzten Stunden sind die Details und die ersten polizeilichen Erkenntnisse bekannt geworden. Das Mädchen war demnach am Dienstagabend mit ihrem 17 Jahre alten Freund in der Villa Bellini, dem Stadtpark mitten im historischen Zentrum von Catania, spazieren gegangen.
Plötzlich wurden die beiden von sieben jungen Männern umzingelt, belästigt und dann in ein öffentliches WC im Park geschleift. Dort wurde das Mädchen laut Angaben der Polizei von zwei der Männer vor den Augen ihres Freundes vergewaltigt. Der Freund des Mädchens war von den anderen fünf Männern zuerst verprügelt und dann festgehalten worden.
«Wir haben versucht, wegzulaufen, aber sie hielten uns fest», sagte das Mädchen laut der Zeitung «La Repubblica» später gegenüber der Polizei. Sie habe die Täter angefleht, ihr nicht wehzutun, und habe immer wieder «basta» gerufen. Erst nach etwa einer halben Stunde sei es ihr und ihrem Freund gelungen, sich zu befreien und zu flüchten.
Auf der nahe gelegenen Via Etnea, der grossen Einkaufsstrasse von Catania, haben sie dann Passanten um Hilfe gerufen, worauf diese die Carabinieri alarmierten. Das Mädchen wurde in ein Spital gebracht.
Aufgrund der Angaben der beiden Opfer konnten die sieben mutmasslichen Täter in den folgenden Tagen alle identifiziert und festgenommen werden. Bei zwei Gegenüberstellungen haben sowohl das Mädchen als auch ihr Freund die meisten von ihnen wiedererkannt. Auf den Kleidern des Mädchens konnten ausserdem DNA-Spuren eines der mutmasslichen Vergewaltiger sichergestellt werden.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um ägyptische Staatsangehörige im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, die ab dem Jahr 2021 als Bootsflüchtlinge illegal nach Italien gekommen waren. Sie leben in Wohngemeinschaften für unbegleitete minderjährige Migranten in Catania. Drei von ihnen sind weniger als 18 Jahre alt und fallen unter das Jugendstrafrecht. Sie hätten zuvor einen «völlig normalen Eindruck» gemacht, hiess es seitens der Heimbetreuer.
Das Verbrechen von Catania ist in Italien bereits die dritte Gruppenvergewaltigung innerhalb von wenigen Monaten. Anfang Juli des vergangenen Jahres war in Palermo eine junge Frau ebenfalls von sieben jungen Männern vergewaltigt worden; zwei Monate später machte ein Sexualverbrechen gegen zwei erst zehn und zwölf Jahre alte Mädchen Schlagzeilen, die in der Nähe von Neapel offenbar während längerer Zeit von insgesamt neun jungen Männern missbraucht und dabei mit dem Handy gefilmt worden waren. Bei diesem Fall waren sieben der mutmasslichen Täter ebenfalls noch minderjährig gewesen.
Die erneute Gruppenvergewaltigung hat in Italien grosse Empörung und zahlreiche politische Reaktionen ausgelöst. «Angesichts von derartigen Horrortaten darf man keine Gnade walten lassen. Es gibt nur eine Lösung: die chemische Kastration», erklärte Lega-Chef und Vizepremier Matteo Salvini in den sozialen Medien.
Die Lega hatte ein entsprechende Gesetz im vergangenen Herbst nach den beiden vorangegangenen Gruppenvergewaltigungen eingereicht. Es sieht bei Vergewaltigern die medikamentöse Hemmung der männlichen Sexualhormone vor. Er gehe nun davon aus, dass der von Lega eingereichte Gesetzesvorschlag so schnell wie möglich vom Parlament beschlossen werde, schrieb Salvini.
Ein ähnliches Gesetz war schon 2018 von den Fratelli d'Italia, der Partei von Regierungschefin Giorgia Meloni, vorgeschlagen worden. Es blieb aber in der Schublade. (aargauerzeitung.ch)