Venedig ist in dieser Woche vom schwersten Hochwasser seit Jahrzehnten heimgesucht worden. Getrieben durch heftigen Wind war der Wasserstand in der Nacht zu Mittwoch auf 187 Zentimeter über dem normalen Meeresspiegel gestiegen. Das war der höchste Wert seit 1966. Mehr als 80 Prozent der historischen Stadt stehen unter Wasser.
Wissenschaftler führen die zunehmenden Fluten in Venedig auf den Klimawandel zurück, der den Meeresspiegel steigen lässt. «Das Hochwasser in Venedig bringt das Problem der absoluten Trägheit an die Oberfläche, mit der man in Italien das Phänomen des Meeresspiegelanstiegs angeht», erklärte Luigi Merlo vom Handelsverband Confcommercio.
Nicht ganz so ernst nahm man das Thema Klimawandel im Regionalrat der Region Veneteo, wozu auch Venedig gehört. Das Ratszimmer befindet sich im Palazzo Ferro Fini, wo am Dienstagabend ebenfalls Wasser eindrang.
Die Ironie an der Sache: Nur zwei Minuten bevor das Sitzungszimmer überflutet wurde, verhinderte eine rechtskonservative Koalition der «Lega», «Fratelli D'Italia» und «Forza Italia» griffige Massnahmen gegen den Klimawandel. Dies schreibt der Abgeordnete Andrea Zanoni auf Facebook, der an der Sitzung teilnahm.
Abgelehnt wurde etwa der Vorstoss, Dieselbusse durch effizientere und klimafreundlichere Transportmittel zu ersetzen. Zanoni, Mitglied des Partito Democratico, kritisiert Regionalpräsident Luca Zaia, welcher der Lega angehört. Er habe ein Budget durchgedrückt, das «keine konkreten Aktionen gegen den Klimwandel» beinhalte.
Roberto Ciambetti, der Ratspräsident von der Lega, liess die Vorwürfe Zaias nicht gelten. Gegenüber CNN gab er an, dass man in den vergangenen drei Jahren sehr viel gemacht habe, um den Klimawandel zu bekämpfen. «Wir haben 965 Millionen Euro ausgegeben, um die Luftverschmutzung zu bekämpfen.»
Wenig vorher postete Ciambetti auf Facebook ein Video, das zeigt, wie das Wasser in den Palazzo Ferro Fini dringt. In der Lokalzeitung «Giornale die Vicenza» meinte er dazu: «Noch nie ist eine solche Situation hier (im Rat) aufgetreten. Die hochwassersicheren Schotte reichten nicht aus, um die Flutwelle einzudämmen. Es war auch nicht möglich, das Gebäude zu verlassen ... um die Sicherheit zu gewährleisten, mussten wir im Palazzo ausharren.»
Die Treffen des Regionalrats von Donnerstag und Freitag wurden wegen der Überschwemmung ins Landesinnere nach Treviso verlegt. (cma/sda/dpa)