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Lampedusa ruft wegen hoher Migrantenzahlen den Notstand aus

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Allein am Dienstag kamen mehr als 5000 Menschen auf Lampedusa an.Bild: keystone

Lampedusa ruft wegen hoher Migrantenzahlen den Notstand aus

14.09.2023, 06:12
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Der Stadtrat der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa hat angesichts Tausender neu angekommener Bootsmigranten den Notstand ausgerufen. Das gab Bürgermeister Filippo Mannino am Mittwochabend bekannt, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete.

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Die Zustände auf Lampedusa sind prekär.Bild: keystone

Er verlangte mehr Unterstützung für die kleine Insel, die unter «grossem Stress» stehe. Die Bürger Lampedusas seien verzweifelt. «Jeder hat in irgendeiner Weise den Migranten geholfen, die Hilfe brauchten. Aber jetzt ist es wirklich an der Zeit, nach einer strukturellen Lösung zu suchen», sagte Mannino weiter. Zunächst war unklar, welche konkreten Auswirkungen die Ausrufung des Notstands in der Kommune hat.

Seit Montag haben Tausende Bootsmigranten die Insel zwischen Sizilien und Nordafrika erreicht – allein am Dienstag kamen mehr als 5000 Menschen an, wie aus Zahlen des Innenministeriums in Rom hervorging. Italiens Rechtsregierung beschloss bereits im April wegen der hohen Migrationszahlen über die Mittelmeerroute landesweit einen Notstand.

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Am 13. September befanden sich mehr als 6790 Migranten auf der italienischen Insel, nachdem innerhalb von zwei Tagen eine Rekordzahl von 6402 Menschen angekommen war.Bild: keystone

Lampedusa liegt 190 Kilometer von der tunesischen Küstenstadt Sfax entfernt und gehört seit Jahren zu den Brennpunkten der Migration nach Europa. Das dortige Erstaufnahmelager mit Platz für rund 400 Menschen ist erneut völlig überfüllt. Knapp 6800 Migranten befinden sich derzeit auf der Insel – die meisten in dem Camp.

Nach Angaben italienischer Behörden sei der Grund für die so grosse Zahl ankommender Migranten das Wetter: Viele Schleuserboote hätten wegen des schlechten Wetters und der rauen See in Tunesien zunächst nicht auslaufen können – bevor sie dann alle gleichzeitig losfuhren.

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Eine Gruppe von Migranten wartet auf der Insel Lampedusa, während sich die italienischen Behörden auf die Verlegung der neu angekommenen Menschen vorbereiten, Italien, 13. September 2023.Bild: keystone

Am Hafen spitzte sich die Lage am Mittwochnachmittag zu. Hunderte Migranten versuchten nach übereinstimmenden Medienberichten, den Hafen zu verlassen und Absperrungen zu durchbrechen. Wie auf Videos zu sehen war, drängte die Polizei die Menschen zurück. Die zuständige Finanzpolizei wollte sich am Abend dazu auf Nachfrage nicht äussern.

Italiens Aussenminister Antonio Tajani appelliert derweil an die europäische Gemeinschaft. Auf auf der Online-Plattform X schreibt er: «Einwanderung ist ein europäisches Problem». Es müsse unter Beteiligung aller EU-Länder gelöst werden, «und die EU-Institutionen müssen Teil der Lösung sein». Die Umsetzung der Abkommen mit den Herkunfts- und Transitländern müsse beschleunigt werden.

(lak/sda/dpa)

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    10 Kommentare
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    Stefan Sowieso
    13.09.2023 21:55registriert Juli 2020
    Vor der tunesischen Küste müssen diese Schiffe abgefangen werden bzw die Schiffe und Schlepper in Sfax usw aufgebracht werden. Dafür muss die Aufklärung in den Herkunftsländern verstärkt werden. Regierungen die nicht mitziehen ist die internationale Unterstützung zu entziehen bzw diese vor Ort in Kleinprojekte zur Existenz zu informieren.
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    Wolf von Sparta
    14.09.2023 07:28registriert Februar 2019
    Komisch, dass hier die ganze EU miteinander arbeiten muss aber kein ursprüngliches afrikanisches Land (soweit mir bekannt) arbeitet hierbei mit uns mit? Warum ist es für andere Länder wie Kanada und Australien so leicht, die Flüchtigen abzuwimmeln? Warum haben wir das Gefühl wir haben unendlich Platz und das es keinerlei Probleme gibt? Warum hilft die EU nie in Afrika selbst?
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