Es sind Methoden, wie man sie zur Festnahme eines schwerbewaffneten Verbrechers erwarten würde: Ein Polizist kniet mit seinem ganzen Gewicht auf Cindy Hahn und drückt ihren Kopf auf den Rasen, ein weiterer rammt ihr sein Knie in den Oberkörper und verpasst ihr einen Faustschlag ins Gesicht.
Nur: Cindy Hahn ist keine Schwerverbrecherin. Die zweifache Mutter war im Juli 2013 in Carlsbad, Kalifornien, auf dem Rückweg von einer Party, als sie nach eigenen Angaben einen Polizisten um Rat fragte. Der antwortet ihr brüsk, sie solle sich um ihren eigenen Kram kümmern. Hahn stieg wieder in ihr Auto – und wurde kurz darauf vom gleichen Polizisten angehalten. Angeblich wegen eines nicht angelegten Sicherheitsgurts.
Der Polizist zwang die 40-Jährige, aus dem Auto auszusteigen. Die anschliessenden Szenen hält ein Video fest, das vor einigen Tagen im Netz auftauchte.
Jetzt hat Cindy Hahn die beteiligten Polizisten verklagt. Zwei Jahre nach dem Vorfall. Die grosse Zeitspanne erklärt sich damit, dass Hahn ihrerseits von den Polizisten angeklagt worden war – wegen Beamtenbeleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Die Klage wurde aber mittlerweile fallengelassen.
Vor Gericht vertreten wird die 40-Jährige von einem der renommiertesten Verteidiger in den USA, Mark Gerago, der auch schon
Michael Jackson verteidigt hatte. Die Polizei von Carlsbad im US-Bundesstaat Kalifornien erklärte, sie werde vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten.
Immer wieder erschüttern Vorkommnisse von brutaler Polizeigewalt die USA. Der jüngste Vorfall ereignete sich Ende September, als Polizisten im US-Bundesstaat Delaware einen 28-Jährigen Rollstuhlfahrer erschossen hatten. Vor einem Jahr brachen in Ferguson, Missouri, tagelange Massenunruhen aus, nachdem Polizisten den unbewaffneten Teenager Michael Brown erschossen hatten. (wst)